Zärtlicher Hinterhalt
je im Leben gewesen bin. Ich wünschte, ich könnte … warten.« Er stand auf und zog sie hinter sich her, aus der Kirchenbank zum Altar, wo er seinen Platz neben ihr einnahm.
Diesmal würde ihr Gelöbnis echt sein.
Erneut nahm er ihre Hände und schaute ihr lange in die Augen. »In dieser Woche gab es Momente, wo ich dachte, dich nie mehr lieben zu können. Dann bin ich aufgewacht und hoffte, dich zu sehen. Ich habe in der Erinnerung an dein Lächeln gebadet, rannte die Flure entlang und stellte mir vor, du wärest bei mir. Mein Herz hat geblutet, wenn ich dich sah. Ich redete mir ein, ich wollte dich nur fürs Bett aber mit jedem Tag kam ich der Wahrheit näher. Ich wollte für immer dich zur Frau!«
Und sie wollte ihm sagen, dass er alles für sie war, ihr Schutzengel, ihr Geliebter, ihr Gemahl. Seit Jahren war er der Mann, den sie zu vergessen suchte. Seit Jahren war er der Mann, der ihr ständig durch den Kopf schwirrte. Seit ihrer Ankunft auf Raeburn Castle war er ihr Schicksal, ihr Retter, nicht mehr und nicht weniger: ihr Ehemann.
Hannah schaffte es kaum zu sprechen. Sie konnte nur noch sein Gesicht zwischen die Hände nehmen, ihn mit tränenverhangenen Augen ansehen und flüstern: »Ich bin auf ewig dein.«
Kapitel 30
Alles hatte geklappt. Queen Victoria war in der Kutsche unterwegs, die Dougald von seinem Anwesen in Liverpool hatte herkommen lassen, und Hannah betrat das neu ausgebaute Foyer im Erdgeschoss des Schlosses. »Es regnet. Wie kann es ausgerechnet heute regnen?«
»Wir befinden uns in England«, antwortete Dougald. »Ihre Majestät ist auch früher schon nass geworden.«
Hannah warf ihm einen Blick zu, der ihm erläuterte, was sie von seinem Verstand hielt, und wartete im Foyer, bis die Tanten sich in einer Reihe aufgestellt hatten.
Dougald wusste nicht, was Hannah mehr beschäftigte: dass sie Ihrer Majestät bald den Wandteppich zeigen konnte oder die Aussicht, beim anschließenden Empfang ihre Großeltern kennen zu lernen. jetzt marschierte sie jedenfalls die Reihe der Tanten ab, prüfte deren Kleider auf angemessenen Sitz und hielt dabei eine Rede, auf die ein Admiral Nelson stolz gewesen wäre.
Die Tanten – gesegnet sollten sie sein! – waren so aufgeregt, dass sie Hannah gewähren ließen.
Seine Lordschaft folgte Hannah auf dem Fuße, während sie zupfte und glatt strich sowie den Damen eine Höllenangst einjagte. Er lächelte im Vorübergehen jeder zu. »Dieser karmesinrote Samt passt wirklich gut zu Ihrem Teint, Tante Isabel. Und das Blau unterstreicht sehr schön die Farbe Ihrer Augen, Tante Ethel. Tante Spring …« Dougald nahm sie bei der Hand. »Die kleinen rosa Blümchen wirken so fröhlich auf der weißen Seide.«
»Mir gefallen sie auch«, gestand Tante Spring. »Du meinst doch nicht, dass es unpassend ist, so kurz nach den Beerdigungen?« Zwei Beerdigungen an einem Tag zu haben und am nächsten Tag ein Fest erschien Dougald in der Tat ein wenig sonderbar; doch er sagte: »Die Begräbnisse waren absolut nicht verschiebbar; aber der Besuch der Königin ist ein denkwürdiges Ereignis, und Ihre Majestät wäre bestimmt bedrückt, wenn sie annehmen müsste, Sie in Ihrer Trauer zu stören. Doch wir wollen Ihre Majestät nicht mit traurigem Lamentieren belasten.«
»Genau das habe ich Spring auch gesagt, Mylord«, ließ Miss Minnie sich vernehmen.
»Sie sind eine sehr kluge Frau«, lobte Dougald. »Und, wenn ich das sagen darf, ganz entzückend in dieser grauen Seide!«
Miss Minnie strich ihren Rock glatt. »Ich hatte es schon seit Jahren nicht mehr an. Es fehlt dem Kleid etwas an Schwung.«
»Aber genau den geben Sie dem Gewand.« Dougald schaute noch zu, wie die Damen die feierliche Formation auflösten, wie sie kicherten und tratschten. Dann steuerte er den Türbogen an, wo – die Fäuste in die Hüften gestützt Hannah stand.
»Wie hast du das hinbekommen?«, wollte sie wissen.
»Was?« Er lächelte vergnügt.
»Dass die Tanten sich so entspannt haben. Ich habe es ihnen auch geraten, aber sie wollten nicht hören.«
»Keine Ahnung!« Dougald strich ihr übers goldene Haar. »Habe ich dir eigentlich schon gesagt, wie wunderschön du heute aussiehst?«
Hannah breitete die Arme aus.
»Dein Kleid ist perfekt für einen nachmittäglichen Besuch Ihrer Majestät. Ich hätte nie gedacht, dass goldene Seide so wunderbar zu deinem Haar passt.«
Ein schwaches Lächeln trat auf Hannahs Lippen, und sie schaute an sich hinunter. »Mir gefällt es auch.«
»Der Glanz
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