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Zärtlichkeit, die du mir Schenkst

Zärtlichkeit, die du mir Schenkst

Titel: Zärtlichkeit, die du mir Schenkst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Lael Miller
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größten Koffer und ging zur Tür. Sie öffnete sie einen Spalt und spähte hindurch. Erleichtert sah sie eine Frau, die beim Lächeln eine Zahnlücke zeigte und einen Arm voll Bettwäsche trug.
    »Alles in Ordnung«, versicherte Lucy freundlich. »Es ist niemand hier draußen außer mir.«
    Emmeline trat zurück, um die Frau einzulassen. Dann schloss sie hastig die Tür hinter ihr. Sie hatte gelesen, dass sich lichtscheues Gesindel bei hellem Tageslicht den Zugang zu Zimmern von Reisenden erzwang, ganz davon zu schweigen, wenn es dunkel war wie jetzt, um sie zu berauben und/ oder zu vergewaltigen.
    Lucy bezog das Bett mit fadenscheinigen, jedoch sauberen Laken und mit Decken mit der Aufschrift U.S. CAVALRY. Sie schüttelte den Kopf, als sie die Waschschüssel mit dem schmutzigen Wasser sah .
    »Dieses Zimmer kann man keiner Sau anbieten, und schon gar nicht einer feinen Dame wie Ihnen«, bemerkte sie mit einem lang gezogenen Seufzen.
    Emmeline stimmte ihr aus vollem Herzen zu, jedenfalls, was sie selbst betraf; sie hätte sich nicht angemaßt, für die »Sau« zu sprechen. Und es gab ja auch keine großen Alternativen, wenn es um Unterkünfte ging. Rattlesnake Bend war schließlich nicht Indian Rock. In einem kleinen Außenposten mitten in der Wildnis konnte sie nicht erwarten, ein Zimmer und einen Speiseraum wie im »Arizona Hotel« zu finden. »Leben Sie hier schon sehr lange?«, fragte sie und versuchte, Konversation zu machen. Lucys Anwesenheit hatte etwas Tröstliches.
    Lucy nahm, immer noch kopfschüttelnd, die Wasserschüssel und den Krug. »Ich und Zeb haben diesen Laden vor ungefähr zehn Jahren aufgemacht«, berichtete sie auf dem Weg zur Tür. »Ich hole meine eigene Waschschüssel aus Porzellan. Machen Sie sich keine Sorgen, ich bin zurüc k, bevor Sie Mary Todd Lincoln sagen können. Verriegeln Sie die Tür und öffnen Sie keinem außer mir.«
    Emmeline nickte und schob schnell den Riegel vor, als Lucy das Zimmer verließ. Sie ging zum Bett und inspizierte die Laken und Decken. Sie waren passabel sauber, und sie überlegte, dass sie sich zum Schlafen hinlegen konnte, wenn sie ihre Kleidung anbehielt.
    Lucy kehrte bald mit einer angestoßenen Schüssel und einem dazu passenden Krug zurück, offenbar persönliche Schätze, und Emmeline war so gerührt, dass sie bereit war, sie zu benutzen. Es gab auch ein Handtuch, aber keine Seife, was Emmeline jedoch nichts ausmachte, denn sie hatte ihre eigene dabei.
    »Danke«, sagte Emmeline, und fühlte sich lächerlich dankbar.
    »Sie sollten den Stuhl unter den Türknauf stellen, wenn Sie für die Nacht ins Bett gehen. Verriegelt oder nicht, einige dieser Typen hier draußen sind von der rauen Sorte. Waren Sie schon auf dem Klo?«
    Emmeline stieg Hitze in die Wangen. Sie nahm an, dass ein Kammertopf unter dem Bett stand, doch sie hatte sich nicht getraut nachzuschauen. Und sie würde die Nacht lieber mit voller Blase verbringen, als sich allein in die Dunkelheit hinauszuwagen.
    Lucy lächelte. »Nun machen sie sich keine Sorgen. Ich werde Sie begleiten und warten, bis Sie Ihr Geschäft erledigt haben. Sie reisen weit?«
    Da Emmeline keine andere Wahl hatte, zog sie ihren Umhang an und schlang die Kordel ihres Handtäschchens zur Sicherheit um ein Handgelenk. Ihre Fahrkarte und das Reisegeld befanden sich in diesem Täschchen, und sie wollte es nicht unbeaufsichtigt in ihrem Zimmer lassen. »San Francisco«, antwortete sie.
    Lucy nahm eine Laterne vom Haken an der Wand neben der Hintertür und ging voran zum Abort, einem schmalen, schiefen Bau, der vor ihnen aufragte wie eine Ruine aus einer alten und ausschweifenden Zivilisation. »Ich bin nie weiter nach Westen gekommen als bis hier«, erwiderte sie.
    Sie erreichten das Toilettenhäuschen, und Emmeline ging hinein. Sie hielt den Atem an und kämpfte gegen die aufsteigende Übelkeit an. Sie spürte Spinnweben am Haar und hörte etwas in eine Ecke huschen.
    »Hier kommen normalerweise nicht viele Frauen durch, die allein reisen!«, rief Lucy von ihrem Posten draußen. »Laufen Sie vor dem Gesetz oder einem Mann davon?«
    Emmeline erledigte ihr Geschäft und stürzte zur Tür. Draußen, in der relativ frischen Luft, schnappte sie nach Luft. »Nein«, erklärte sie, doch das war zum Teil gelogen. Das Gesetz war nicht hinter ihr her. Sie lief jedoch vor Rafe McKettrick und seiner neuen Postversand-Braut weg. Bis zu diesem Moment vor Lucys und Zebs entsetzlicher Toilette hatte sie sich nicht eingestanden, dass sie

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