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Zahn, Timothy - Jagd auf Ikarus

Zahn, Timothy - Jagd auf Ikarus

Titel: Zahn, Timothy - Jagd auf Ikarus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Timothy Zahn
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interessierte sie sich gar nicht für meine Hoffnungen und Träume. Das war mir schon klar. Ihr war nur an einer Plauderei gelegen, um sich von der Vorstellung abzulenken, dass ihr Vater tot in diesem Loch schwebte. »Ich hatte einmal geglaubt, dass ich bei der Erdwacht Karriere machen könnte. Sie war in dem Moment zu Ende, als ich einem vorgesetzten Offizier sagte, was ich von ihm hielt.«
    »In aller Öffentlichkeit, vermute ich?«
    »Es war jedenfalls öffentlich genug, um mich vor das Kriegsgericht zu bringen«, räumte ich ein. »Dann wollte Ich eine Laufbahn beim Zoll einschlagen. Ich muss wohl etwas zu gut gewesen sein, denn irgendwann unterstellte man mir, dass ich Bestechungsgeld angenommen hätte. Dann versuchte ich es bei einer Transportfirma; nur dass ich dann wieder die Beherrschung verlor und einem der Partner eine schallerte.«
    »Komisch«, murmelte sie. »Ich hätte Sie nicht für den selbstzerstörerischen Typ gehalten.«
    »Seien Sie unbesorgt«, versicherte ich ihr. »Ich neige nur dann zur Selbstzerstörung, wenn es um potenziell viel versprechende Karrieren geht. Wenn es um das persönliche Überleben geht, bin ich bestimmt kein Kamikazeflieger.«
    »Vielleicht liegt das Problem einfach darin, dass Sie Angst vor der eigenen Courage haben«, mutmaßte sie. »Ich habe das schon oft bei anderen Leuten gesehen.«
    »Das ist keine besonders originelle Diagnose«, sagte ich. »Obwohl Bekannte von mir das auch schon angedeutet haben. Davon abgesehen sind meine Erfolgsaussichten für die unmittelbare Zukunft sowieso ausgesprochen düster.«
    »Eher bis Mitte des nächsten Jahrhunderts, haben Sie doch gesagt.«
    »So ungefähr.«
    Sie schwieg für einen Moment. »Und wenn ich bereit wäre, Sie aus dem Knebelvertrag mit diesem Schmuggelboss herauszukaufen?«
    Ich schaute sie mit gerunzelter Stirn an. Aber das schien wirklich ihr voller Ernst zu sein. »Habe ich Sie eben richtig verstanden?«
    »Und wenn ich bereit wäre, Ihre Schulden zu begleichen?«, wiederholte sie. »Ich hatte Sie das schon einmal gefragt, wenn Sie sich erinnern. Sie hatten nur ziemlich abfällig entgegnet, ob ich vielleicht eine halbe Million in der Portokasse hätte.«
    Ich spürte, dass ich rot anlief. »Ich wusste damals noch nicht, wer Sie waren.«
    »Aber nun wissen Sie es«, sagte sie. »Und Sie wissen auch – und wenn nicht, sage ich es Ihnen jetzt –, dass ich über wesentlich mehr Spielgeld verfüge als eine halbe Million commark.«
    Plötzlich verspürte ich ein leicht unangenehmes Prickeln. »Sie wollen also sagen, dass es Ihnen so viel wert wäre, mich aus meiner selbstverschuldeten misslichen Lage zu befreien?«, fragte ich und hörte dabei selbst einen Anflug von Bitterkeit aus meiner Stimme heraus.
    »Wieso denn nicht?«, fragte sie. »Ich kann es mir doch leisten.«
    »Ich bin überzeugt davon, dass Sie sich das leisten können«, sagte ich. Ich fragte mich, wo der Haken an der Sache war. »Der Cameron-Konzern gibt wahrscheinlich eine halbe Million pro Jahr nur für Merkzettel aus. Was, wenn ich das mal so sagen darf, eine viel bessere Investition ist, als ich es für Sie wäre.«
    »Wer hat denn gesagt, dass Sie eine Investition wären?«, fragte sie.
    »Ausschlussverfahren«, sagte ich. »Ich bin keine gemeinnützige Organisation, und für eine Adoption bin ich schon zu alt.«
    Eigentlich hätte ich damit gerechnet, dass sie nun böse wurde. Aber entweder war sie zu sehr damit beschäftigt, sich um ihren Vater zu sorgen, um meine frechen Unverschämtheiten zu registrieren, oder sie hatte eine höhere »Ärgertoleranz« als erwartet. »Betrachten Sie es als Belohnung für die sichere Heimkehr der Ikarus«, sagte sie. »Als Bezahlung für geleistete Dienste.«
    »Sie sollten lieber warten, bis die Ikarus sicher gelandet ist, bevor Sie mit einer dicken Belohnung winken«, sagte ich. »Es sei denn, Sie halten es für wahrscheinlich, dass ich von der Fahne gehe, bevor wir die Erde erreichen, und wollen sich damit meiner Loyalität versichern.«
    »Oder ich will Ihnen einfach eine neue Chance geben«, sagte sie. Sie wirkte noch immer unerklärlich gelassen. »Sie sind nicht das gleiche Kaliber wie Schmuggler und Verbrecher. Sie sind nicht der Typ dafür.«
    Das war ja nicht mehr zum Aushalten. Nun kam sie mir auch noch auf die Tour: edle Gesinnung, Ehre und Anstand. Ich musste das im Keim ersticken, und zwar schnell, bevor ich in Schwierigkeiten geriet, aus denen ich mich nicht mehr herausreden konnte. »Ich möchte

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