Zahn, Timothy - Jagd auf Ikarus
dann ist Shawn verschwunden, und wir mussten alle von Bord und nach ihm suchen. Und dann bekamen wir noch Probleme mit dem Zoll, so dass ich erst dann wieder nach Paps sehen konnte, als wir längst wieder gestartet waren.«
»Hatte Everett Sie deshalb im Mechanikraum angetroffen?«, fragte ich. »Sie waren doch auf der Suche nach einem Konnektor-Werkzeug?«
Sie lächelte verkniffen. »Sie sind ein richtiges Cleverle, was?«, bemerkte sie. »Ja, genau aus dem Grund war ich dort. Als Everett dort hereinplatzte, glaubte ich schon, wir wären aufgeflogen. Doch dann sagte er mir nur, dass Shawn verschwunden sei, und rannte wieder hinaus, ohne mich zu fragen, was ich dort zu suchen hätte.«
Sie zuckte die Achseln. »Nachdem Sie mich dann gefragt hatten und ich Ihnen die Computerstory aufgetischt hatte, musste ich den Computer natürlich auseinandernehmen und einen Defekt vortäuschen. Nur dass es sich dann doch um einen echten Defekt handelte – bei dem ganzen Staub, der sich dort angesammelt hatte. Das war für mich eine genauso große Überraschung wie für alle anderen.«
Plötzlich ertönte ein schwaches und entferntes Geräusch wie von Metall, das auf Metall kratzte, und ich schaute wieder hoffnungsvoll aufs Zugangsloch. Aber es gab keinerlei Anzeichen von Pax. Wahrscheinlich hatte einer der Leute draußen gegen die Hülle oder sonst etwas geschlagen. »Vielleicht hat ihn doch jemand entdeckt«, sagte ich bedächtig. »Das könnte ihn dazu veranlasst haben, sich ein anderes Versteck zu suchen.«
»Aber wieso hat diese Person dann nichts gesagt?«, gab Tera zu bedenken. »Ich meine, nachdem er Ihnen diese Mitteilung hinterlassen hatte, dass er nicht mitkommen würde – glauben Sie denn nicht, dass die betreffende Person seine Sichtung nicht wenigstens mit einer Silbe erwähnt hätte?«
»Das sollte man meinen«, pflichtete ich ihr bei. »Es sei denn, dass dieser Jemand einen Grund hatte, es geheim zu halten. Vielleicht hat Ihr Vater ihn bei irgendetwas überrascht … Oh, verdammt.«
Tera hatte die Eingebung zur gleichen Zeit. »Das Gift, das Sie in Ixils Kabine gefunden hatten«, sagte sie atemlos. »Natürlich. Paps kam aus irgendeinem Grund den Gang entlang und überraschte ihn dabei, wie er das Zeug deponierte.«
Plötzlich weiteten sich ihre Augen. »O mein Gott. McKell -vielleicht ist er gar nicht freiwillig dort hineingegangen. Vielleicht wurde er … dort abgelegt.«
Ich stand auf. »Ich werde reingehen«, sagte ich ihr, schnappte mir die Taschenlampe und steckte sie in den Gürtel. »Es müssten ein paar Erste-Hilfe-Taschen bei dem Zeug von der Krankenstation sein. Gehen Sie und bringen mir einen.«
Sie lief geschwind über die gewölbte Oberfläche, wobei ihre Schritte im fast leeren Raum unheimlich hallten. Ich ging fast genau in entgegengesetzter Richtung über das »Stoppelfeld«, das von der inneren Hülle der Ikarus noch übrig war, zu den zwei Stapeln mit Ausrüstungsgegenständen aus der Mechanik- und Elektronikwerkstatt. Dort angekommen, durchsuchte ich die Stapel und wählte einen Werkzeuggürtel, einen E-Felddetektor, ein paar Rollen Isolierband und eine Hand voll kleiner Werkzeuge aus.
Tera wartete bereits am Computer, als ich zurückkam. »Hier ist die Erste-Hilfe-Tasche«, sagte sie, als ich zu ihr kam. Sie reichte mir ein großes Gürtelpack. »Ich habe noch eine Flasche Wasser und ein paar Notrationen eingepackt.«
»Danke«, sagte ich und widerstand dem Drang, sie daran zu erinnern, dass durch diesen unnötigen Ballast meine Expedition in die Sphäre höchstens noch mehr erschwert würde, als sie es ohnehin schon war. Aber sie wollte doch nur helfen, zumal eine einzige Wasserflasche wohl kaum über Erfolg oder Misserfolg entscheiden würde. Also machte Ich den Beutel so an der Taille fest, dass er mich nicht beim Zugriff auf die Werkzeuge behinderte, und überprüfte noch einmal die Ausrüstung. »Alles klar«, sagte ich so beiläufig, wie es mir eben möglich war. »Bis dann.«
»Viel Glück«, sagte sie leise.
Ich schaute sie mit einem Stirnrunzeln an und fragte mich, ob ich mir die Sorge, die ich in ihrer Stimme gehört hatte, nur eingebildet hätte. Aber dann begriff ich, dass die Angst nicht mir galt – oder zumindest nicht in erster Linie. Sie galt ihrem Vater.
Ich wandte mich von ihr ab und legte mich auf den Boden neben dem Zugangsloch hin. Dann atmete ich tief ein, packte den Rand und zog mich hinein.
15
Die erste Etappe der Reise verlief ziemlich
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