Zarter Mond - Hawthorne, R: Zarter Mond - Dark Guardian - 03 Dark of the Moon
soll eine unglaublich seelenverbindende Erfahrung sein. Es ist nicht nur das Mondlicht, das streichelt, berührt und flüstert …
Stöhnend schob ich die quälenden Bilder beiseite. Ich würde heute Nacht genug zu leiden haben, auch wenn ich nicht an sie dachte und an die Anziehungskraft, die sie einander in die Arme treiben würde.
Ich richtete den Blick auf den sternenübersäten Himmel. Der Mond, der unser Schicksal lenkt, stand hoch oben. Ich hätte jeden Moment etwas spüren müssen.
Für gewöhnlich redet niemand über seine erste Transformation. Die Angelegenheit ist genauso privat wie der Verlust der Jungfräulichkeit. Aber ich hielt es für besser, in Erfahrung zu bringen, was ich zu erwarten hatte. Also hatte ich mich an Kayla gewandt, die beim letzten Vollmond ihre erste Transformation erlebt hatte. Sie erzählte mir, dass es sich anfühlte, als hätte das Mondlicht sie tatsächlich berührt und das Tier in ihrem Inneren dazu bewegt, an die Oberfläche zu kommen.
Da sich noch nie ein Junge für mich interessiert hatte und ich damit rechnen musste, die Sache allein zu bewältigen, hatte ich mich schon das ganze Jahr darauf vorbereitet. Um meine Ausdauer zu verbessern, war ich jeden Morgen gelaufen. Mit Gewichten hatte ich meine Muskeln trainiert. Ich hatte meinen Körper auf diesen unglaublichen Augenblick vorbereitet, so gut ich konnte. Wenn meine innere Bestie hervorbrach, würde ich sie zähmen und unter Kontrolle bringen. Ich konnte es kaum erwarten.
Wenn ich überlebte, würde ich zur Legende werden. Ich würde beweisen, dass Jungen nicht die Einzigen waren, die diese Sache allein bewältigen konnten. Diese Idee war ohnehin so sexistisch, schließlich leben wir im einundzwanzigsten Jahrhundert. Aber ich war siebzehn, emanzipiert und bereit, mich meinem Schicksal zu stellen. Selbst wenn dieses Schicksal Connor nicht mit einschloss.
Ich schloss die Augen und stellte mir vor, wie es jetzt mit ihm an meiner Seite wäre. Wir würden so dicht beieinanderstehen, dass kein Lufthauch zwischen uns hindurchwehen könnte. Er würde mein Gesicht mit seinen großen Händen umschließen. Ganz langsam würde er sich hinunterbeugen, um mich zu küssen. Dann würden seine Lippen meinen Mund streifen, und ein kehliges Knurren würde aus seiner Brust aufsteigen. Sein wildes Tier würde nach meinem rufen, das ihm mit einem sanfteren Geräusch antworten würde. Wir würden uns umarmen, auf einer Woge aus Wonne und Schmerz dahingleiten und uns gemeinsam verwandeln.
An ihn allein zu denken – ohne seine Verbindung zu Lindsey – spendete mir Trost, während ich auf meine Transformation wartete.Wenn ich so tat, als wäre ich nicht allein, könnte ich vielleicht den Schmerz bezwingen, der mich bald überkommen würde.
Warum kam er nicht – obwohl ich doch darauf vorbereitet war, mich ihm zu stellen? Bevor die Zweifel, die ich im Zaum hielt, sich wieder an die Oberfläche drängten.
Die Fähigkeit zur Wandlung war mir in die Wiege gelegt worden, wurde durch unsere DNA von den Eltern an die Kinder weitergegeben. Aber als meine Zeit näher rückte,
quälten mich beängstigende Träume. Darin starrte ich den Mond an und wartete darauf, dass er sein Versprechen einlöste. Aber dann verwandelte er sich und nicht ich. Er wurde zur Sonne, ich blieb in meiner menschlichen Gestalt.
Kayla hatte gesagt, dass sie den bevorstehenden Wandel lange vor ihrem Geburtstag gespürt hatte, sogar bevor sie wusste, dass sie die Fähigkeit zur Wandlung besaß, aber ich hatte nichts gefühlt. Wenn sich die Raupe zu einem Kokon verpuppt, weiß sie dann, dass sie als Schmetterling daraus hervorgehen wird?
Ich wusste , dass ich nach dieser Nacht zum Wolf werden würde, aber ich fühlte es nicht. Furcht ergriff mich. Ich fühlte mich so, wie ich mich immer gefühlt hatte, wie ein Mensch, wie eine Statische – unsere abwertende Bezeichnung für jene, die nicht die Fähigkeit besitzen, sich zu verwandeln.
Aber ich war eine Gestaltwandlerin. Meine Eltern waren Gestaltwandler. Ich war mit Gestaltwandlern aufgewachsen.
Ich versuchte, die Transformation herbeizuzwingen, aber heute Nacht bestimmte der Mond, was geschah. Danach würde ich nach freiem Willen die Gestalt wechseln können. Doch fürs Erste musste ich meine Ungeduld in Schach halten, und das war fast unmöglich. Ich sehnte mich so sehr danach, ein vollwertiger Dunkler Wächter zu sein. Sie sind die Beschützer unseres Volkes. Ritter. Diejenigen, die sich jedem Feind entgegenstellen,
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