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Zarter Mond - Hawthorne, R: Zarter Mond - Dark Guardian - 03 Dark of the Moon

Zarter Mond - Hawthorne, R: Zarter Mond - Dark Guardian - 03 Dark of the Moon

Titel: Zarter Mond - Hawthorne, R: Zarter Mond - Dark Guardian - 03 Dark of the Moon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Hawthorne
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einiger Entfernung auf eine Baumgruppe zugehen. Obwohl er mir den Rücken zuwandte, erkannte ich ihn sofort an seinem lässigen Gang. Er schien es niemals eilig zu haben, irgendwohin zu gelangen. Das Mondlicht fiel auf sein sandblondes Haar und zeigte die Umrisse seines muskulösen Körpers. Er war groß und schlank, aber ich wusste, dass er wie alle Gestaltwandler über enorme Kraft verfügte. Wir
verbergen nicht nur die Fähigkeit, eine andere Gestalt anzunehmen, sondern auch die Stärke, die damit einhergeht.
    Als Connor zwischen den Bäumen verschwand, fragte ich mich, warum er allein war. Wo war Lindsey? Für gewöhnlich wurde ein Paar unzertrennlich, nachdem die gemeinsame Transformation vollzogen war. Gab es möglicherweise Ärger im Paradies?
    Ich war mir nicht ganz sicher, wie ich dazu stehen sollte. Sosehr ich mich nach Connors Aufmerksamkeit sehnte, wollte ich dennoch nicht, dass Lindsey ihn schlecht behandelte. Genauso wenig wollte ich, dass er Lindsey wehtat. Sie war eine Freundin. Einerseits war ich egoistisch und wollte Connor für mich, andererseits war ich selbstlos und wünschte ihm nur das Beste. Meine verwirrten und gegensätzlichen Gefühle ließen mir keine Ruhe, denn für gewöhnlich wusste ich immer genau, was ich wollte.
    Ich schaute mich hastig um. Niemand anders war in Sicht. Ich sollte Connor gehen lassen, aber ich hatte mich noch nie zuvor so allein und niedergeschlagen gefühlt wie jetzt. Warum nicht? Nur für ein paar Minuten. Ich wollte ihn ja nicht bitten, Lindsey mit mir zu betrügen. Ich hatte meine Prinzipien. Ich nahm einem anderen Mädchen nicht den Freund weg – aber das bedeutete nicht, dass ich nicht mit ihm reden konnte.
    Da ich seit dem Vollmond unterwegs war, war ich verschwitzt und schmutzig. Normalerweise hätte ich mich schnell gewaschen, weil ich Connor nicht so unter die Augen treten mochte, doch ich wollte die Gelegenheit nicht verpassen, mit ihm allein zu sein. Es war jämmerlich, für einen Jungen zu schwärmen, obwohl ich wusste, dass er eine
andere liebte, aber in diesem Augenblick konnte ich den Wunsch, seine Stimme zu hören, einfach nicht unterdrücken.
    Ich stellte meinen Rucksack neben der Hausmauer ab und rannte in die Richtung, in der Connor verschwunden war. Im taunassen Gras konnte ich seine Spur gut erkennen, aber sobald ich im Wald war, wurde es schwieriger. Das Gras zwischen den Bäumen war spärlich, und das Mondlicht drang kaum durch das dichte Blätterdach. Wäre ich in der Lage gewesen, mich zu verwandeln, hätte ich seinen Geruch aufnehmen und ihm folgen können. Nach der ersten Transformation werden alle Sinne geschärft. Gestaltwandler erlangen dann eine hervorragende Nachtsicht und können viel besser riechen, hören und schmecken als gewöhnliche Menschen. Selbst ihre Haut wird reizempfindlicher.
    Mir blieb nur mein Bauchgefühl, und deshalb lief ich einfach geradeaus, in der Hoffnung, dass er dasselbe getan hatte. Er mochte zwar nicht mein Gefährte sein, trotzdem waren wir Freunde. Und in diesem Moment brauchte ich einen Freund. Dringend.
    Der Wald war nachts niemals vollkommen still, und die vertrauten Geräusche trösteten mich. Insekten zirpten. Eine Eule schrie. Ich hörte ein kleines Tier, wahrscheinlich eine Maus, raschelnd über die trockenen Blätter am Waldboden huschen. Aber ich konnte keine anderen Schritte als meine eigenen ausmachen. Ich fragte mich, ob Connor wohl die Gestalt gewechselt hatte und davongelaufen war. Doch ich konnte seine Kleider nirgends entdecken.
    Nach einer Weile lichteten sich die Bäume, und ich kam an einen Bach, dessen Wasser sanft über das steinige Bett
gluckste. Am Ufer erblickte ich eine Gestalt, die reglos wie eine Statue dastand. Connor.
    Mein Herz machte einen kleinen Sprung – wie immer, wenn ich in seine Nähe kam. Manchmal, wenn wir unsere Ausrüstung zusammenpackten, bevor wir mit Wanderern in die Wildnis zogen, streiften sich unsere Schultern und es war, als würde ein Pfeil durch meinen Körper sirren. Es war verrückt, dass seine Nähe eine solche Wirkung auf mich hatte. Und es tat weh, dass wir niemals mehr als Freunde sein konnten, dass er für immer zu einer anderen gehören würde.
    Wäre ich klug gewesen, wäre ich zurück zum Herrenhaus gelaufen und hätte mein Leben auf die Reihe gebracht. Offensichtlich besaß ich kein Quäntchen Intelligenz, denn ich ging weiter, bis ich neben ihm stand. Er sah mich nicht an, sondern starrte aufs Wasser.
    Es gab so vieles, was ich ihm gern gesagt

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