Zauber der Begierde
Du scheinst zu vergessen, daß du mir
gehörst. Ich habe es nicht nötig, dich zu verführen, ich kann dich einfach in
mein Bett holen. Du hast die Wahl, Adrienne. Ich bitte dich - wähle weise.«
Hawk
verließ den Turm ohne ein weiteres Wort und ließ Adrienne allein im Dunkeln
zurück.
Kapitel 14
Eigentlich hätte Adrienne einen
gehörigen Appetit entwickeln müssen. Sie hatte den Rest des Tages nach dem Zwischenfall
in der Falknerei damit verbracht, jeden Zentimeter des Grundstücks abzuwandern. Würde dieser Tag denn nie
enden? ging
es ihr durch den Kopf. Sie mußte bestimmt zwanzig Meilen gelaufen sein, demnach
sollte sie einiges von ihrem aufgestauten Frust abgebaut haben. Selbst ihre
Elitesoldaten hatten ein wenig kränklich ausgesehen, als sie sich endlich
entschlossen hatte, zum Schloß zurückzukehren, um dem Hawk angemessen und
tapfer entgegenzutreten.
Zum
Abendessen gab es eine sämige Tomatensuppe, angedickt mit geschmolzenem Käse
und gewürzt mit fünf verschiedenen Pfeffergewürzen; ein köstlicher weißer
Fisch dampfte über dem Feuer, eingewickelt in geölte Olivenblätter, garniert
mit Butterkrabben; perfekt gedünsteter Spargel; fette Würste und knusprige
Brote; Puddings und Früchte; Zitronentörtchen und Blaubeerkuchen. Adrienne
bekam keinen Bissen herunter.
Das
Abendessen war furchtbar.
Sollte
sie nur noch ein einziges Mal aufsehen und den tödlichen Blick des Hawk
treffen, den er auf sie gerichtet hatte, sie hätte sich eine Faust in den Mund
stecken müssen, um nicht zu schreien.
Adrienne
seufzte tief, während sie in der Suppe herumlöffelte, die alle anderen
offensichtlich genossen. Sie rührte darin herum, schob sie hin und her und
ließ das cremige Zeug spritzen. Sie war gerade intensiv damit beschäftigt,
ihren Spargel in akkurate kleine Reihen umzuarrangieren, als der Hawk
schließlich das Wort ergriff.
»Wenn
du mit deinem Essen nur spielen möchtest, Adrienne, könntest du es besser
jemandem geben, der wirklich Hunger hat.«
»Wie
Ihr, Mylord?« Adrienne lächelte süßlich auf Hawks Teller, der ebenfalls gefüllt
war mit unberührtem Essen.
Seine
Lippen verschlossen sich zu einem grimmigen Strich.
»Ist
das Essen nicht nach deinem Geschmack, Adrienne, Liebes?« fragte Lydia.
»Es
ist köstlich. Ich denke nur, daß ich meinen Appetit noch nicht wiedererlangt
habe -«, begann sie.
Lydia
sprang auf. »Vielleicht solltest du dich noch ausruhen, Adrienne«, rief sie
und warf ihrem Sohn einen vorwurfsvollen Blick zu. Der Hawk verdrehte die
Augen und spielte den Unbeteiligten.
»O
nein, Lydia«, protestierte Adrienne hastig. »Ich bin wieder völlig gesund.« Auf
keinen Fall würde sie wieder in das Grüne Gemach zurückgehen und die Kranke
spielen. Zu viele böse Erinnerungen. Für heute hatte sie geplant, sich ein
neues Schlafzimmer zu suchen; daran herrschte in diesem gewaltigen Schloß wahrhaftig
kein Mangel. Sie freute sich darauf, diesen Ort weiter zu erforschen und sich
ein eigenes Zimmer auszusuchen. »Wirklich, es geht mir gut. Ich habe nur zuviel
zu Mittag gegessen.«
»Du
hast nicht zu Mittag gegessen«, sagte Hawk mit gleichgültiger Stimme.
»Ach,
und woher wollt Ihr das wissen?« schoß sie zurück. »Vielleicht aß ich in der
Küche.«
»Nein«,
mischte Tavis sich hilfsbereit ein, »ich war den ganzen Tag in der Küche, will
ich mal sagen. Ihr habt schlicht und einfach vergessen zu essen, Mylady. Ein-
oder zweimal ist mir dasselbe passiert, will ich mal sagen, und je hungriger
ich wurde, um so weniger war mir nach Essen zumute. Also solltet Ihr besser
essen, Mylady. Ihr müßt wieder zu Kräften kommen, und das will ich mal
ausdrücklich sagen.« Ein entschiedenes Nicken seines freundlichen Kopfes
unterstrich seine Worte.
Adrienne
starrte auf ihren Teller, und ihr Trotz ließ ihre Wangen erröten.
Lydia
warf Tavis einen wütenden Blick zu, als sie sich schützend neben Adriennes
Stuhl stellte.
»Ich
habe selbst kaum Hunger«, sagte Lydia. »Was hältst du davon, wenn du und ich
einen Spaziergang durch den Garten machen...«
»Mit
der rohen Gewalt im Schlepptau?« murmelte Adrienne und blickte unter gesenkten
Wimpern zu Hawk.
»...
während mein Sohn einige Bohnen aus der Speisekammer holt und uns zu unserer
Rückkehr eine feine Tasse Kaffee kocht«, fuhr Lydia fort und warf ihren Köder
aus, als wäre sie nicht unterbrochen worden.
Adrienne
sprang auf. Alles, um vor seinen Blicken zu flüchten, und obendrein noch
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