Zauber der Begierde
James' Hof war. Du weißt überhaupt nichts von mir - du
kennst nur die Illusionen, an die du dich entschlossen hattest zu glauben.« Er
hielt einen Moment inne, um seinen nächsten Worten das nötige Gewicht zu
geben. »Olivia, hier gibt es keinen König, der mir befiehlt, dir gefällig zu
sein, und ich werde nie wieder an James' Hof zurückkehren. Es ist vorbei. Alles
ist vorbei.« In dem Augenblick, in dem diese Worte fielen, schwang sich Hawks
Herz in die Lüfte. Er war frei.
»Das
war alles? Du warst mir gefällig? « fragte Olivia.
»Du
wußtest das.« Hawk schnaufte spöttisch. »Ich hatte dich ein dutzendmal
abblitzen lassen, bevor du zu James gingst. Hast du dir eingeredet, ich hätte
meine Haltung geändert? Du weißt ganz genau, was passiert ist. Du warst es, die den König gebeten
hat, mich zu deinem -« Hawk brach plötzlich ab, denn im Mondlicht erkannte er
das Schimmern einer silbrig-blonden Mähne, nur wenige Meter von ihnen entfernt.
Adrienne
kam näher, den Arm in Adams Armbeuge gelegt. Über die Schultern geworfen trug
sie ein prachtvolles karmesinrotes Seidencape, das sich sinnlich in der lauen
Abendbrise bauschte.
»Olivia.«
Adrienne neigte den Kopf.
Olivia
schnaubte leise und packte besitzergreifend Hawks muskulösen Arm.
»Setz
dich zu uns«, sagte der Hawk eilig, wobei er den plötzlichen Druck von Olivias
Fingernägeln ignorierte.
Der
Gedanke, Adrienne könne mit Adam in die Dunkelheit entschwinden, stellte mit
seinem Kopf gefährliche Dinge an. Doch der Hawk runzelte die Stirn, als er
erkannte, daß es wahrscheinlich ebenso gefährlich war, Adrienne mit dem zu
konfrontieren, was Olivia sagen oder tun könnte.
Mit
Sicherheit wollte er das Gespräch nicht an dem Punkt weiterführen, an dem es
abgebrochen war - nicht vor Adrienne -, nicht ohne ihr eine Erklärung geben zu
können. Er wußte, daß er die Initiative ergreifen mußte, aber er hatte
keinerlei Erfahrung mit einer derartigen Situation. Er hatte noch nie eine
Exmätresse gehabt, die versuchte, einen Krach mit seiner Frau zu provozieren,
weil er noch nie verheiratet gewesen war, und mit Sicherheit war er noch nie in
eine Begegnung verstrickt worden, die so aufgeladen war mit gefährlicher
Spannung. Seine Angst, Olivia könne etwas sagen oder tun, um Adrienne zu
verletzen, brachte seinen üblicherweise logischen Verstand aus dem Gleichgewicht.
Glücklicherweise
oder leider - je nachdem, von welchem Standpunkt aus er es betrachtete - lehnte
Adrienne sein Angebot ab. Erleichtert beschloß Hawk, so schnell wie möglich
Olivia loszuwerden, dann vom Schmied seine Frau zurückzufordern, um sich ausgiebig
mit ihr zu unterhalten.
»Wir
wollten euer gemütliches Tete-ä-tete nicht stören«, lehnte Adrienne ab.
»Bouche-ä-bouche wäre wohl passender«, murmelte sie halblaut.
»Was
habt Ihr gesagt?« fragte Olivia süßlich. »Tu parles francais?«
»Nein«,
gab Adrienne platt zurück.
Olivia lachte affektiert und
musterte sie. »Du scheinst eine Frau mit nicht wenigen Geheimnissen zu sein,
Janet Comyn. Vielleicht sollten du und ich unser eigenes Tete-ä-tete abhalten
und ein paar intime Dinge austauschen. Alles in allem« - ihr Blick wanderte
besitzergreifend über den Hawk - »teilen wir viele Gemeinsamkeiten. Ich bin
sicher, es würde dich faszinieren, von Hawks Zeit an König James' Hof zu hören.
Er war genau der Mann, um -«
»Das
wäre entzückend«, unterbrach Adrienne sie und gebot Olivias giftsprühendem
Redeschwall Einhalt. Ihre Eingeweide befanden sich bereits in Aufruhr; hätte
sie noch mehr gehört, hätte sie entweder geschrien oder geweint - sie wußte
nicht, was von beidem, aber sie wußte genau, daß es keinesfalls ladylike sein würde. »Allerdings ein
anderes Mal, Olivia. Ich habe zur Zeit alle Hände voll zu tun.« Sie schlang
ihre Hände um Adams Bizeps und imitierte damit die Art, wie Olivia sich an Hawk
festklammerte. Sie schmiegte sich enger an Adam und ließ sich von ihm
fortführen.
»Schmied!«
Hawk hatte endlich seine Stimme wiedergefunden. Starr vor Schreck hatte er dem
Gespräch der Frauen gelauscht und nach einem Weg gesucht, in den riskanten
Schlagabtausch einzugreifen; doch wieder einmal hatte Adrienne ihn unwissentlich
erlöst, indem sie Olivia zum Schweigen brachte, bevor der Hawk ihr als letztes
Mittel seine Felltasche in das intrigante, lügende Mundwerk gestopft hätte.
Adam
hielt mitten in der Bewegung inne und rückte näher an Adrienne heran. Ihr
karmesinrotes Cape flatterte in der
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