Zauber der Begierde
rannte hinter ihm her, um ihn einzuholen. Sein behutsamer Ton, sein
eiskaltes Verhalten, seine Fragen. Er hatte alles geschickt zusammengefügt, bis
es ein vollständiges Bild ergab. Der Hawk war kein Mann, dem es an Intellekt
und Zielstrebigkeit fehlte. Sie hoffte nur, daß sie seine Zielstrebigkeit
jetzt mißverstand.
»Hawk!« schrie sie.
Hawks Schultern zogen sich zusammen. Er hatte den
Zustand des Zornes bereits hinter sich gelassen und war eingetaucht in das
Reich eisiger Entschlossenheit. Er wußte, was er zu tun hatte, als er anfing zu
rennen, durch die Gärten, über den Außenhof, in den errötenden schottischen
Morgen hinein. Bis es getan war, konnte er sich nicht leisten, daß sie ihn berührte,
ihm ihre süßen Hände auf die Schultern legte und bettelte. Ich werde kein Risiko eingehen, wenn es um meine Frau geht.
»Warte!« Adrienne begann
zu rennen, und Angst packte ihr Herz, als sie erkannte, daß er schnurgerade auf
das nördliche Ende des Geländes zusteuerte, wo das Schmiedefeuer hell loderte.
»Nein, Hawk!« schrie
sie, als er in den Gärten verschwand. Ihre Füße flogen, als sie durch das
üppige Grün stürzte und über die Beete mit Anemonen und purpurfarbener Iris
raste. Sie sprang über die niedrigen Steinwälle, schlug sich dornige
Rosenzweige aus dem Gesicht und riß sich ihre weichen Handflächen auf, bis sie
aus den Gärten hervorbrach, nur um ihn Dutzend Längen voraus zu sehen.
Nach Luft schnappend,
beschwor sie jedes Quentchen an Laufstärke, das sie besaß. Wenn sie es
überhaupt schaffte, würde es knapp werden - zu knapp.
Von einem Fenster hoch
oben beobachtete Lydia die Szene.
Gegen den Schmerz in
ihren unseligen Muskeln ankämpfend, versuchte Adrienne verzweifelt, Hawk
einzuholen, aber es war zu spät - er stand bereits neben Adam an der hell leuchtenden
Feuersglut.
Keuchend stürzte sie
vorwärts, als Grimms Hand ihr Cape ergriff. Er riß an dem Stoff und zog sie
zurück. Der Umhang zerriß, und sie stürzte. Als sie zu Boden fiel, schrie sie:
»Hawk, tu es nicht!«
»Vernichte das hier«,
befahl Hawk Adam.
»Nein!« kreischte
Adrienne.
Adam warf einen kurzen
Blick auf die gefallene Schönheit. »Es hat fast den Anschein, daß die Dame
anders darüber denkt.«
»Ich bat dich nicht um
deine Meinung, Adam Black, und ich gebe einen feuchten Dreck darauf, was die
Dame denkt.«
Adam lächelte
schelmisch. »Ich nehme an, Ihr habt es nicht geschafft, dem Falken den
Fußriemen anzulegen, Lord Hawk?«
»Verbrenn sie, Schmied.
Bevor ich mich daran ergötze, dich einzuäschern, anstelle der Dame.«
»Adam! Nein!« flehte
Adrienne.
Adam schien die
Situation einen Augenblick zu überdenken, dann, mit einem seltsam
triumphierenden Blick, zuckte er mit den Schultern und warf die Figur ins Schmiedefeuer.
Für Adrienne, flach auf
dem Boden liegend, schien sich alles in Zeitlupe abzuspielen.
Sie beobachtete voller
Entsetzen, wie die schwarze Dame durch die Luft segelte und in den glühenden
Kohlen versank. Adrienne unterdrückte ein Schluchzen, als die Flammen gierig
an der Schachfigur leckten. Ihr einziger Ausweg war zerstört.
Hawk seufzte vor
Erleichterung. Adrienne brach auf dem Boden zusammen und starrte blicklos auf
die Erde. Die schwarze Dame war verbrannt, das harte afrikanische Holz war kein
Gegner für die Glut, die heiß genug war, um Stahl zu schmieden.
Keine Moonie. Kein Weg
nach Hause.
Sie war hier im Jahre
1513 - mit ihm - für immer.
Adam gab einen Laut von
sich, der um eine Schattierung zu düster war, um als Lachen zu gelten, während er
sich näher zum Hawk lehnte. Nahe genug, daß nur der Hawk seine leisen,
spottenden Worte vernahm: »Jetzt wird sie schon bald mein Bett wärmen, Hawk, du
Narr.«
Hawk zuckte zusammen.
Der Schmied hatte recht. Seine Frau würde ihn hassen für das, was er getan
hatte.
»Was zum Teufel suchst
du überhaupt mitten in der Nacht am Schmiedeofen?« fuhr Hawk ihn an.
Adam grinste
verschlagen. »Ich bin ein steter Wanderer der Nacht. Außerdem kann man nie
wissen, was für einmalige Möglichkeiten sich bieten werden.«
Hawk knurrte den Schmied
an.
Hinter seinem Rücken
hörte er, wie Adrienne sich mühsam auf ihre unsicheren Füße rappelte. Schwer
ging ihr Atem vom Rennen, vielleicht auch durch den Schock. Ungerührt starrte
der Hawk in schroffem Schweigen in das Schmiedefeuer. Adriennes Stimme bebte
vor Wut.
»Eins sollt Ihr wissen,
Lord Douglas, und das ist alles, was Ihr je zu wissen braucht. Vergeßt es
nicht, solltet
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