Zauber der Begierde
und schrie.
Im Dunkeln preßte sich Esmeralda eine Faust auf den
Mund. Sie konnte spüren, wie Hawks Augen genau den Platz absuchten, an dem sie
kauerte. Aber die Schatten waren selbst für seine Augen zu dicht, als daß er
sie hätte durchdringen können.
Er drehte sich, und von
der Seite konnte sie den Pfeil sehen, der durch die Wucht des Aufpralls immer
noch vibrierte, direkt über seinem Herzen. Sie schloß die Augen und schluckte
krampfhaft. Sie hatte ihn umgebracht! Der Pfeil war gemeingefährlich gezackt
und konnte unmöglich entfernt werden, ohne seinen Brustkorb aufzureißen. Sie
hatte ihn absichtlich so geformt, daß er beim Entfernen noch mehr Schaden
anrichtete als beim Eindringen. So hatte sie sichergehen wollen, daß er sein
Opfer spätestens beim Entfernen tötete. Esmeralda verschmolz mit dem Waldboden
und kroch durch das Unterholz, bis sie die Gewißheit hatte, in Sicherheit zu
sein. Dann sprang sie auf die Füße und rannte blindlings los, ihr Bogen
vergessen auf dem feuchten Boden des Waldes. Äste schlugen ihr ins Gesicht. Ein
Schrei sammelte sich und klumpte sich in ihrer Kehle zusammen. Als sie über
einen gefällten Baumstamm sprang, schluckte Esmeralda ein bitteres Schluchzen
hinunter.
Eine Hand schoß hervor,
schnell wie ein Blitz, und brachte sie zum Stehen. Mit schmerzhaftem Griff
hielt Adam ihren Hals umfaßt und zog sie zu sich heran.
»Wo bist du gewesen,
geliebte Hure?« Seine Augen waren übernatürlich hell.
Sie keuchte ihm ins
Gesicht. Adam stierte sie an und schüttelte sie brutal. »Ich sagte, wo bist du
gewesen?«
Als sie immer noch nicht
antwortete, ließ Adam seine Hand ihren Hals hinauf zu ihrer Kehle gleiten und
drückte zu. »Dein Leben bedeutet mir nichts, Zigeunerin.« Seine Augen waren so
eisig wie seine Stimme.
Zögernd erzählte
Esmeralda ihm alles und flehte Adam an, den Mann zu retten, den sie liebte,
seine übernatürlichen Kräfte einzusetzen und sein Leben zu retten.
Also kannte sie seine
Identität. Er war nicht überrascht. Die Roma besaßen ein großes Wissen über die
urzeitlichen Pfade. »Wenn du weißt, wer ich bin, Zigeunerhure, dann weißt du
auch, daß ich einen Dreck auf deine Wünsche gebe - oder auf die eines anderen,
nebenbei bemerkt. Und mit Sicherheit kümmert mich nicht dein hübscher Hawk. Tatsächlich
ist der Hawk der Hurensohn, den ich gekommen bin zu vernichten.«
Esmeralda erbleichte.
»Komm«, befahl er. Und
sie wußte, daß er es nicht so meinte wie früher. Jetzt nicht mehr.
Kapitel
20
»Was soll das heißen, er will mich nicht sehen? Ich
wünsche ihn zu sehen, also laß mich hinein«, argumentierte Adrienne. »Es sei
denn, natürlich, er hat dir den Befehl gegeben, daß er ausdrücklich mich nicht im Zimmer haben möchte«, fügte sie
gelassen hinzu. Hawk würde das nie tun.
Grimm rührte sich nicht.
»Das würde er nicht tun! Das kann nicht dein Ernst
sein. Er... er...« Ihre Stimme verhallte, unsicher. Der Hawk würde sie nicht
zurückweisen. Nun ja, bis jetzt hatte er es nicht getan, aber...
Mit ernstem Blick blockierte der unbeugsame Grimm die
Tür.
Adrienne sah ihn forschend an. »Willst du mir
erzählen, daß es mir verboten ist, die Gemächer meines Mannes zu betreten?«
»Ich habe meine Befehle, Mylady.«
»Ich bin seine Ehefrau\«
»Nun, wenn ihr Euch verdammt noch mal wie seine
Ehefrau benommen hättet, wäre er vielleicht jetzt nicht hier drin!«
Grimms Augen blitzten wütend aus seinem scharf geschnittenen
Gesicht.
»Oh!« Adrienne trat einen Schritt zurück, erschrocken
über seine Wut.
»Ich habe meinem Freund
ein schweres Unrecht angetan. Ich wünschte ihm etwas Furchtbares, was ich nun
aus ganzem Herzen zurücknehmen würde, wenn ich nur könnte. Doch ich kann
nicht.«
»Du hast es also gewünscht!« rief Adrienne aus.
Beharrlich fuhr Grimm
fort: »Und hätte ich gewußt, wie furchtbar mein Wunsch war, welch weitreichende
und schmerzhafte Folgen er nach sich ziehen würde, hätte ich eher mein eigenes
Leben gegeben. Ich bin kein Gardehauptmann.« Er spuckte seine Abscheu auf die
gepflasterten Steine. »Ich bin kein ehrenwerter Freund. Ich bin der letzte
Abschaum. Ich habe Euch meinem besten Freund gewünscht. Mögen die Götter mir
vergeben! Und jetzt liegt er da, verwundet von einem Pfeil, der für Euch
bestimmt war!«
Adriennes Augen weiteten
sich in ihrem fahlen Gesicht. »Ich bin nicht so schlecht«, flüsterte sie.
»Ihr, Mylady, seid eine
eiserne Jungfrau ohne Herz. Ihr habt ihm
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