Zauber der Hoffnung
Chief. Das Auto ist zugelassen auf … ähm, Bürgermeister Beaumont.“
Oh, Mist. Riley überlegte angestrengt. Den Bürgermeister und seine Frau hatte er gerade erst beim Spring Fling getroffen, von denen konnte also keiner hinter dem Steuer sitzen. Was, wenn der Pick-up gestohlen worden war?
„Die Beaumonts haben doch einen Sohn, oder?“
„Ja. Charlie. Siebzehn oder so, ziemlich wilder Bursche, wie meine Töchter behaupten.“
Charlie, du steckst in ernsten Schwierigkeiten . Er war nun nahe genug an dem Fahrzeug, um den kleinen Mistkerl zu stoppen. Er schaltete das Blaulicht an und beschleunigte.
Kurz dachte er, es würde einfach werden. Nach wenigen Sekunden bremste der Pick-up auf vierzig Stundenkilometer ab, und Riley konzentrierte sich mehr auf die schneebedeckte Straße als auf das Adrenalin, das durch seine Venen pumpte.
Zwar hielt der Dogde nicht an, doch Riley vermutete, dass Charlie Beaumont auf dieser engen Straße mit den Bergen rechts und dem Abhang links nur nach einer guten Stelle zum Halten suchte. Nach etwa zwei Minuten schoss der Wagen mit einem Mal nach vorn und begann auf der eisigen Straße zu schlingern.
Verdammt. Der Idiot wollte abhauen. Bei den Straßenverhältnissen.
Er beschleunigte nun auch und griff nach dem Funkgerät. „Der Verdächtige versucht zu fliehen. Nehme Verfolgung auf. Brauche Verstärkung. Wo sind die Leute vom Sheriff’s Department?“
Eine Männerstimme, die er nicht kannte, antwortete: „Kurz vor dem Silver Strike Canyon, Boss.“
„Baut eine Straßensperre an der Mündung des Canyons auf. Niemand darf rein oder raus.“
In diesem Moment sah er aus der anderen Richtung Scheinwerfer auf sich zukommen. Sein Magen verkrampfte sich. Zu spät für eine Straßensperre, verflucht noch mal. Es kam ihm schon jemand entgegen. Und wahrscheinlich nicht nur ein Fahrzeug.
Sosehr er den kleinen Mistkerl schnappen wollte – auch wenn sein Vater ein mächtiger Mann war –, ging die Sicherheit der anderen Straßenteilnehmer vor. Er musste die Verfolgung einstellen, damit niemand zu Schaden kam, und einfach hoffen, dass die angeforderten Polizisten die Straßensperre rechtzeitig aufstellen würden. Doch selbst wenn Charlie Beaumont irgendwie entwischte, wusste Riley ja, wo er ihn finden konnte.
Riley stellte das Blaulicht ab, damit der Junge wusste, dass er die Verfolgung aufgegeben hatte. Aber das schien den Fahrer –aufgepeitscht von Adrenalin und was sonst noch – nicht zu interessieren. Der Wagen fuhr noch immer gefährlich schnell auf der kurvigen, dunklen Bergstraße.
Und dann geschah alles auf einmal. In der nächsten Kurve kam Charlie auf die andere Fahrbahn ab. Riley sah, wie der entgegenkommende Fahrer wie wild aufblinkte und das Auto an den Straßenrand lenkte, um einem Zusammenstoß auszuweichen. Riley hielt die Luft an. Eine Sekunde lang dachte er, das andere Fahrzeug würde es noch zurück auf die Straße schaffen, doch dann hatte er nicht einmal mehr Zeit für ein Stoßgebet, denn der Wagen raste durch eine Lücke in der Leitplanke.
„Oh Scheiße, oh Scheiße, oh Scheiße!“
Riley bremste scharf ab, spürte, wie die Räder durchdrehten und sein Auto ins Schleudern geriet. Nachdem er die Kontrolle zurückgewonnen hatte, stellte er fest, dass Charlie Beaumonts Pick-up nirgendwo mehr zu sehen war. Wie hatte er so schnell entkommen können?
Er riss das Funkgerät zu sich und forderte einen Rettungswagen an, schrie, dass ein Auto ins Wasser gestürzt war. Ohnenoch auf eine Antwort zu warten, schnappte er sich die wasserfeste Taschenlampe und ein Brecheisen aus dem Kofferraum, dann stürzte er zum Rand des Abhangs.
Die Kälte ließ seine Haut brennen, während er das dunkle Wasser mit Blicken absuchte. Schließlich erfasste der Strahl seiner Taschenlampe einen Wagen ungefähr fünf Meter vom Ufer entfernt. Es hatte sich nicht überschlagen, was ein gutes Zeichen war, allerdings war die Fahrerseite bedenklich zur Seite geneigt, ein Teil der Windschutzscheibe befand sich bereits unter Wasser.
Riley rutschte den Abhang hinunter und war schon fast unten angekommen, da hörte er über sich Stimmen, die bei dem Wind kaum zu verstehen waren.
„Was kann ich tun?“, rief ein Mann von der Straße aus. „Soll ich Hilfe rufen?“
Er erkannte die Stimme nicht und konnte von hier unten auch nicht das Gesicht sehen. „Das habe ich schon“, schrie er zurück. „Halten Sie nach dem Rettungswagen Ausschau, und zeigen Sie ihm den Weg.“
Bevor er nicht die
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