Zauber der Leidenschaft
Dämonenjunge von vielleicht sechs Jahren streckte die Nase hinter ihren viel zu langen Röcken hervor. »Und dies ist Puck.« Sie zerstrubbelte ihm sein blondes Haar. »Er war der Sohn meiner besten Freundin.«
Puck hatte einen seiner Milchfangzähne verloren und starrte Sabine mit großen Augen an. Das schien diese Durinda zu stören, da sie ihn auf der Stelle nach draußen schickte.
Sabine war soeben der rosa Elefant in diesem Zelt geworden. Als mit einem Schlag alle Augen auf sie starrten, sagte Rydstrom: »Meine Gefangene, Sabine. Aus Burg Tornin.«
Mehr als ein Unterkiefer fiel nach unten, und erneut erhob sich ein gewaltiger Tumult.
» Omorts Schwester?«
»Die Königin der Illusionen?«
»Sie wird uns alle umbringen, während wir schlafen!«
Sabine sah Rydstrom mit vorgestrecktem Kinn an. »Ach, jetzt bin ich also einfach nur deine Gefangene? Warum hast du mich denn nicht als deine …«
»Schweig!« Er packte sie so fest am Arm, dass sie zusammenzuckte und vorläufig den Mund hielt.
»Ist dies der Ort, an dem sich die Portale öffnen, die von dieser Ebene wegführen?«, erkundigte sich Rydstrom bei dem offensichtlichen Anführer.
»Ja, mein Lord«, antwortete der Mann. »In vier Tagen.«
In diesem Augenblick fiel Sabine auf, dass Durinda von Rydstroms muskulöser Brust fasziniert zu sein schien. In den Augen dieser Dämonin lag etwas, das Sabine dazu veranlasste, näher an ihn heranzutreten und sich so eng an ihn zu schmiegen, dass er mit gerunzelter Stirn zu ihr hinabblickte.
Möglicherweise würde Sabine ihren Ehemann nicht behalten, aber im Augenblick gehörte Rydstrom ihr , und Sabine hatte nie gelernt zu teilen.
»Ich bin sicher, dass Ihr von Eurer Reise erschöpft seid, mein Gebieter«, sagte Durinda. »Ihr könnt mein Zelt haben, und wir werden auch einen Platz für … sie finden.«
»Sie bleibt bei mir«, befahl er.
Durindas Gesicht erblasste bei seinem schroffen Tonfall. »S-selbstverständlich.«
»Wir nehmen deine Gastfreundschaft gerne an, Durinda«, sagte Sabine. Wie es uns zusteht.
Obwohl sich die Schultern der Dämonin versteiften, geleitete sie sie zu einem geräumigen Zelt. Das Zelttuch war von einem matten Blau und die Volants waren mit einer stahlgrauen Bordüre verziert. Der Stoff besaß ein filigranes Muster, sodass alles überaus eindrucksvoll wirkte – und Reichtum verriet.
Das Farbschema wurde innerhalb des Zeltes fortgesetzt. In einer Ecke stand ein graues Bett, auf dem üppige blaue Steppdecken lagen. Von den Dachträgern hingen Papierlaternen, die mit dem passenden Muster verziert waren.
Sabines Pavillon würde in leuchtendem Blutrot und Pechschwarz gehalten sein, dazu ein goldener Saum. Aus echtem Gold. Weil ich es wert bin.
Die Dämonin ergriff ein paar Taschen und zögerte an der Eingangsöffnung.
»Das wäre alles, Durinda«, sagte Sabine kurz und bündig.
Mit einem entrüsteten Schnauben machte diese daraufhin auf dem Absatz kehrt.
»Musstest du dich so aufführen?«, fragte Rydstrom, sobald sich die Zeltklappe geschlossen hatte.
Sabine fuhr zu ihm herum. »Ja. Allerdings.« Das Weib hat meinen Ehemann angegafft!
»Sie tut uns einen Gefallen, indem sie uns hier schlafen lässt.«
»Von wegen. Sie glauben, dass du ihr König bist, was wiederum bedeutet, dass dieses Zelt und alles in diesem Lager und in dem ganzen verfluchten Königreich dir gehört. Da ich deine Königin bin, gehört das alles folglich auch mir. Warum sollte ich Dankbarkeit zeigen, wenn mir jemand überlässt, was mir sowieso schon gehört?« Er antwortete nicht. »Und warum hast du ihnen nicht gesagt, dass ich mit dir verheiratet bin?«, fragte sie, während er begann, die Laternen zu löschen.
Nach allem, was sie mitgemacht hatte, wollte er sie nicht einmal als seine Königin vorstellen? Ihr fielen Omorts Worte wieder ein: Wie enttäuscht der Dämon sein muss …
Schämte sich Rydstrom etwa für seine Frau? »Sie werden es sowieso herausfinden, also kannst du auch gleich zugeben, dass wir verheiratet sind.«
»Sabine, wir sind beide verletzt und erschöpft«, sagte er. Er ergriff ihre Hand und zog sie auf das Bett hinab. »Wir werden morgen über alles reden.«
Sabine war fix und fertig – in jeder Hinsicht. Sie waren weniger als vier Stunden von diesem Ort entfernt gewesen; da hätten sie auch gut auf ihren kleinen Trotzanfall verzichten können. Aber nein, sie hatte ein Recht darauf, nach wie vor wütend auf ihn zu sein wegen ihrer Behandlung und ihrer fortgesetzten
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