Zauber der Leidenschaft
Gefangenschaft …
Verdammt noch mal, bin ich ihm etwa peinlich?
Zwei Dinge waren ihr aufgefallen, während sie in den letzten Nächten neben ihm geschlafen hatte. Wenn er seine Arme um sie legte, dann hielt er sie so fest wie seinen größten Schatz. Und jedes Mal wenn er das tat, fiel sie in einen tiefen Schlaf.
Das kam ihr jetzt gerade recht. Die Hitze seines Körpers war so greifbar, dass sie sie in der Dunkelheit zu streicheln schien. Bald schon löste sich die ganze Welt einfach auf …
Mitten in der Nacht erwachte sie. Als sie blinzelnd die Augen öffnete, sah sie, dass er sie mit müdem Gesicht beobachtete.
»Keine schlechten Träume mehr, Liebste.«
Hatte er ihren Traum gesehen? Sie erinnerte sich nicht mehr daran …
Er drückte ihr einen Kuss aufs Haar. »Du bist jetzt in Sicherheit.« Ganz langsam näherte sich seine Hand ihrem Gesicht, und er berührte ihre Wange mit der sanftesten Liebkosung, die sie je erfahren hatte. Es war fast so, als ob er geübt hätte, sie nicht zu erschrecken.
Ihr letzter Gedanke, bevor der Schlaf sie wieder übermannte: Wenn ich nicht vorsichtig bin, könnte ich mich daran gewöhnen, einen Dämon zum Ehemann zu haben …
31
»Retro-amisch. Wie … entzückend«, sagte sie, als Rydstrom ihr am nächsten Morgen Kleidung zum Wechseln brachte.
Er war erleichtert zu sehen, dass ihr Gesicht und ihr Körper über Nacht vollkommen abgeheilt waren.
Obwohl sie gerade erst erwacht war, hatte er schon in den nahe gelegenen heißen Quellen gebadet, neue Kleidung angelegt und sich mit den tonangebenden Adligen getroffen, die sich nur allzu begierig zeigten, ihm die Regierungsgeschäfte – und damit die Probleme – des Lagers zu überlassen.
Sabine hatte ihre Neugier erregt. War sie die Konkubine des Königs oder seine Gefangene oder beides? Von Rydstrom hörten sie dazu allerdings kein Wort. Er befahl nur, dass sie mit äußerstem Respekt zu behandeln sei, ihre Fesseln aber nicht abgenommen werden dürften und dass jedermann von diesem Befehl in Kenntnis gesetzt werden solle.
Sabine nickte in Richtung der Kleider. »Lass mich raten – von Durinda?«
»Ja, sie hat sie dir freundlicherweise zur Verfügung gestellt.«
Nach Rydstroms Besprechung hatte die Dämonin ihn durch das Lager geführt, gefolgt von dem kleinen Puck. Er war eine Waise, und Durinda plante, ihn an Kindes statt anzunehmen. Auch wenn die Dämonin Rydstrom offensichtlich kannte, schien er sie einfach nicht einordnen zu können. Aber sie war hilfsbereit, und der Junge erinnerte ihn an Cadeon in diesem Alter. Genau das Alter hatte mein Bruder, als ich ihn fortschickte.
»Durinda – und vielen anderen – fiel gestern Abend dein Mangel an Kleidung auf. Sie ziehen etwas konservativere Gewänder vor.«
Seit dem Abend hatte sich die Neuigkeit über Rydstroms und Sabines Anwesenheit überall ausgebreitet. Es beunruhigte die Leute, dass eine Zauberin in ihrer Mitte weilte, doch Rydstrom sahen sie voller Hoffnung an. Sie glaubten, er werde ihr Leben verbessern.
Die Verantwortung lastete schwer auf ihm. Wo er auch hinsah, erblickte er Arbeit, die getan werden musste. Dazu kam, dass an diesem Ort nur wenige essbare Pflanzen wuchsen. Auch die Wildbestände waren dezimiert, und die Jäger mussten immer weitere Wege zurücklegen, wodurch sie wiederum Gefahren ausgesetzt waren.
Er wünschte, er könnte mit jemandem über all das reden. Er wünschte, er könnte mit Sabine reden. Aber sie hatten bislang nur eine einzige richtige Unterhaltung geführt.
»Konservativere Kleidung, Rydstrom? Meinst du nicht eher trübseligere ?«
»Nenn es, wie du willst.«
»Du scheinst nicht mehr so wütend zu sein wie letzte Nacht«, bemerkte sie. »Bist du nicht mehr sauer wegen des Babys beziehungsweise seines Nichtvorhandenseins?«
Rydstrom hatte wiederholt über diese Nacht nachgedacht. Zunächst hatte er gedacht, sie habe sich seinetwegen Sorgen gemacht. Inzwischen hegte er allerdings den Verdacht, dass er Dinge gesehen und gehört hatte, die gar nicht da gewesen waren, weil er sich so wünschte, sie möge irgendetwas für ihn empfinden.
»Deswegen war ich nicht wütend, sondern wegen deiner Täuschung. Und inzwischen bin ich sogar froh, dass du nicht schwanger bist.«
»Ach, wirklich?«, fragte sie ungläubig.
»Ich weiß nicht viel über Kinder oder Familiengründung, aber ich könnte mir denken, dass Hass zwischen den Eltern nicht die beste Voraussetzung ist.«
»Ich hasse dich nicht, Rydstrom.«
»Letzte Nacht
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