Zauber der Leidenschaft
hockte sich hin, um den Inhalt auszupacken: eine kleine Flasche Wein, Brot, Hühnchen, Käse, ein Messer und Feuersteine, Decken.
Sabine sackte vor lauter Erleichterung in sich zusammen, fiel auf die Knie und ließ sich etwas wackelig zur Seite fallen.
Nachdem er ein Feuer entfacht hatte, aß er seine Hälfte des Proviants auf und beugte sich dann zu ihr, um ihr den Knebel herunterzuziehen.
Sie schluckte ein paarmal hintereinander und bewegte den Kiefer hin und her. »Und, ist sie so süß wie erhofft?«, erkundigte sie sich schließlich. »Deine Rache?«
»Das wird sie sein. Wir fangen ja gerade erst an, Prinzessin. Es wird für alles, was du mir angetan hast, eine Revanche geben. Drei Nächte, in denen du in meine Zelle gekommen bist und mich gequält hast …«
»Es waren keine drei Nächte. Du hast keine Ahnung, was ich in der Nacht getan hätte, in der du verwundet wurdest. Wenn Omort mich nicht zu sich gerufen hätte, hätte ich mich vielleicht nicht mehr bremsen können.«
»Was zuvor nicht der Fall war?« Er gab ihr etwas Wasser aus der Flasche.
Als er ihr das Hühnchen an die Lippen hielt, drehte sie den Kopf weg. »Du weißt doch, dass ich kein Fleisch zu mir nehme.«
»Ich schon, wie du wusstest.«
»Ich werde das nicht essen.«
»Dann bleib hungrig.« Er aß auch noch die Reste auf und bereitete unter einem kahlen Baum neben dem Feuer ein Lager.
»Du musst mir die Hände losbinden, damit ich mich waschen kann.« Sie verdrehte den Kopf, um einen Blick auf ihren Rücken werfen zu können. »Irgendwie scheine ich mich mit Dämonensaat bekleckert zu haben!«
Mit einer knappen Bewegung seines Kinns deutete er auf den See. »Da ist Wasser.«
»Und wie soll ich das deiner Meinung nach anstellen, mit gefesselten Händen?«
»Bitte mich doch, dich zu waschen.«
Als sie ihn daraufhin nur eisig anblickte, legte er Schwert und Kleidung ab und sprang von einer niedrigen Felsplatte in den tiefen See. Das Wasser war kühl und eine Wohltat für seinen zerschundenen Körper.
Als er wieder auftauchte, sah er sie vorsichtig über die glitschigen Steine am Rande eines Abhangs balancieren. Gerade als er sie auf einen kleinen Sandstreifen hinweisen wollte, auf dem sie leichter vorangekommen wäre, rutschte sie aus und stürzte ins Wasser. Im nächsten Moment war sie verschwunden.
Ihre Hände sind auf dem Rücken gefesselt, und das Metall zieht sie nach unten wie ein Anker.
In einem Anfall von Panik tauchte er ihr hinterher.
23
»Was wirst du wegen meiner Schwester unternehmen?«, fragte Lanthe Omort mit fester Stimme. Nur ihre Sorge um Sabine verlieh ihr den Mut, es mit dem Ungeheuer vor ihr aufzunehmen.
Er schien nicht länger ein Mann zu sein, nur noch der personifizierte Zorn. Hettiah kniete zu Füßen seines Throns, den Kopf gebeugt. Sie zitterte ohne Unterlass, als ob ihr kalt wäre. Im Verlauf der letzten Stunden hatte er wieder und wieder getötet. Inferi, Wiedergänger, selbst Wutdämonen, die er einfach aus ihren Städten hatte entführen lassen. Doch nichts konnte ihn besänftigen. Der Boden um den Brunnen herum war von zahllosen leblosen Körpern bedeckt, mit blinden Augen, in einem Gewirr von Gliedmaßen auf einer Leinwand aus Blut. Der Gestank und die Fliegen wurden allmählich unerträglich.
»Du musst ihr die Feuerdämonen hinterherschicken. Sie können sich teleportie…«
»Denkst du, ich hätte das nicht bedacht?«, brüllte er. »Rydstrom hat sie sicher ins Reich der Finsternis gebracht, dort gibt es noch Wege, die von dieser Ebene wegführen. Und keiner der Feuerdämonen oder Vampire ist je dort gewesen!«
Sowohl Dämonen als auch Vampire konnten sich nur zu solchen Orten translozieren, an denen sie schon einmal zuvor gewesen waren. Lanthe wusste nicht, ob sich Omort dessen bewusst war, aber es war irrelevant, ob sich die Vampire dorthin translozieren konnten oder nicht, denn es war keiner mehr von ihnen übrig.
Die Tafel des Paktes zwischen den Faktionen war zerbrochen, und als Lothaires Legion verschwand, war offensichtlich geworden, wer Omort – und Sabine – hintergangen hatte. Noch war der König der Feuerdämonen ihr Verbündeter, aber für wie lange?
In Wahrheit war Lanthe keineswegs besorgt, dass Rydstrom Sabine etwas antun könnte. Ganz im Gegenteil, sie war davon überzeugt, dass er seine Frau mit seinem Leben beschützen würde. Worüber sie sich wirklich Sorgen machte, war das Morsus .
»Wenn wir sie nicht finden können, Omort, wann wird das Gift zu wirken
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