Zauber des Orients
Chance geben.“
„Sie haben sie verdient“, versicherte er ihr.
„Aber ich weiß, dass Sie noch aussieben müssen …“
„Sie werden nichts Näheres von mir erfahren“, warnte er sie. „Wie alle anderen bekommen Sie Bescheid, wenn ich mich entschieden habe – ehe Sie abreisen.“
Was er Casey gesagt hatte, galt. Er wollte den besten Kandidaten für die Aufgabe, und sie würde wie alle anderen Bewerber auf Herz und Nieren geprüft werden.
„Bin ich morgen früh im Kostüm richtig angezogen?“, fragte Casey geschäftsmäßig, als Raffa sie vor dem Hotel absetzte.
Nackt wäre sie ihm am liebsten gewesen. „Genau richtig“, sagte er und übergab dem Portier ihre Einkaufstüten. „Sportlich schick wäre auch in Ordnung.“
Höflich schüttelten sie sich die Hände.
Raffa widerstand der Versuchung, einen besonderen Ausdruck in seinen Blick zu legen. Doch während er im Lamborghini davonbrauste, beobachtete er Casey im Rückspiegel.
5. KAPITEL
Statt sich gleich schlafen zu legen, wie Raffa ihr geraten hatte, blieb Casey noch lange auf und wertete die Daten aus, die sie in der Einkaufspassage zusammengetragen hatte. Schließlich fuhr sie sogar noch mit dem Lift ins Bürocenter des Hotels hinunter, um die Daten in den Computer einzugeben.
Es war ihr sehr wichtig, Raffa zu beeindrucken. Auf einmal ging es ihr nicht mehr nur darum, den Posten zu bekommen, Raffa sollte erkennen, was für eine wertvolle Mitarbeiterin er in ihr haben würde. Sie war nicht die Fehlbesetzung, für die er sie gehalten haben musste, als sie ahnungslos und falsch gekleidet in A’Qaban gelandet war. Jetzt würde sie ihm beweisen, dass ihre Veränderungsvorschläge dazu beitragen konnten, sein Land mit Siebenmeilenschritten in die Zukunft zu führen.
Mit einem integrierten, ganzheitlichen Kampagnenkonzept konnte A’Qaban erfolgreich zum global Player aufsteigen.
Erst tief in der Nacht schaltete Casey den Computer aus, badete ihre müden Füße, schlüpfte in den Bademantel und nahm sich die Wirtschaftsseiten der A’Qaban Times vom Vortag vor.
Alle Müdigkeit fiel von ihr ab. Gleich die erste Schlagzeile ließ sie aufmerken.
Autokennzeichen bringt drei Millionen Dollar bei Wohltätigkeitsauktion! „Vater gab mir einen Blankoscheck, damit ich das Kennzeichen für meinen Geländewagen ersteigern konnte“, erklärt die Milliardärstochter.
Heiliger Geldsack! Casey ließ die Zeitung aufs Bett fallen und ging fassungslos im Zimmer auf und ab. Unmöglich, sich vorzustellen, wie viele Geldscheinstapel drei Millionen Dollar sein mussten. Um den Geländewagen aufgeschichtet, dürften sie ihn vermutlich verdecken. So viel grenzenlose Verschwendung schlug alles – auch wenn das Geld einem guten Zweck zukam.
Aber sie durfte ihr Ziel nicht aus den Augen verlieren: die Leitung der Marketingkampagne für das Aufbauprojekt A’Qaban.
Also vergiss Blankoschecks, Autokennzeichen und verwöhnte junge Berühmtheiten, Casey!
Und Raffa.
Sonst würde sie keinen Schlaf finden.
Doch als sie müde die Bettdecke aufschlug, konnte sie nichts davon vergessen. Am allerwenigsten Raffa.
Irgendwann musste Casey eingeschlummert sein. Als sie erwachte, schimmerte schwaches Licht durch die Jalousienritzen.
Wohlig seufzend beschloss sie, sich noch ein Stündchen im Bett zu aalen. Es war übergroß, wie alles in diesem Luxushotel, und so herrlich bequem, zudem verströmten die blütenweißen Laken einen zarten Hauch von Jasmin.
Den unsichtbaren Butler hatte sie glücklicherweise noch nicht zu Gesicht bekommen. Da konnte sie sich noch ein bisschen Schlaf gönnen. Träge streckte Casey sich und vergrub das Gesicht in den himmlisch weichen Kissen. Sogar ein Telefon stand in Reichweite neben ihrem Bett …
Ein Telefon, das klingelte!
Stirnrunzelnd tastete sie nach dem Störenfried. „Hallo …“
„In zehn Minuten in der Hotelhalle.“
Raffa!
Blitzschnell richtete sie sich auf.
Die Leitung war tot, ehe Casey etwas erwidern konnte.
Schlaftrunken rollte sie sich aus dem Bett und landete auf dem Boden. Sie stolperte auf die Beine, bewegte sich halb benommen aufs Bad zu. Raffa hatte so energiegeladen geklungen, als wäre es bereits Mittag. Typisch! Möglicherweise war er bereits joggen gewesen und tausend Meter geschwommen.
Casey betrat das Bad und drehte die kalte Dusche auf. Mutig wappnete sie sich, dann stellte sie sich dem scharfen Strahl. Mit einem Aufschrei war sie wieder draußen. Um fünf Uhr früh war von ihr nicht viel zu
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