Zauber des Orients
Geisel gefangen nehmen.“
„Dafür dürfte es etwas zu spät sein.“
„Nicht zu spät, um miteinander zu lächeln, zu hoffen und – ja – zu träumen.“
„Du kannst nicht sehen, was ich hinter meinem Schleier denke.“ Kokett legte Casey sich den Schal übers Gesicht.
„Mag sein. Aber du ahnst nicht, was deine Augen mir verraten.“
„Die Geheimnisse der Schleiersprache?“
„Wie soll ich das verstehen?“
„Ich spreche, du verstehst.“
„Eine echte A’Qabanerin!“ Strahlend zog Raffa ihr den Schleier fort. „Aber ich möchte dir lieber ins Gesicht sehen, Casey Michaels – der Frau, die mir als gleichberechtigte Partnerin zur Seite steht und nie, nie mehr an sich zweifelt.“
EPILOG
Raffa und Casey entschieden sich für eine Beduinenhochzeit. Oder hatten die Beduinen ihnen die Wahl abgenommen?
Aber eigentlich war das unwichtig.
Neugierig spähte Casey durch einen Schlitz im schweren Vorhang ihres Brautzeltes. Sie war so glücklich, als gehörte sie hierher.
Die Frauen, die sie ankleiden würden, hatten sich in einiger Entfernung erwartungsvoll tuschelnd in kleinen Gruppen versammelt. Aus England waren Caseys Eltern und einige Freunde für eine Woche eingeflogen und äußerten sich begeistert über A’Qaban.
Die berühmte Gastfreundschaft und das kulturelle Erbe der Beduinen, ihre traditionelle Musik, die Tänze und Künste des Landes hatten die Herzen der Besucher im Sturm erobert. Und falls ihre Eltern erstaunt waren, dass ihre Tochter Königin werden sollte, ließen sie sich nichts anmerken.
Aber wer konnte Raffa auch widerstehen? Zärtlich verfolgte Casey, wie er mit einigen seiner Männer in die Wüste hinausgaloppierte. Das hatte er die ganze Woche über jeden Tag getan –, vermutlich, um überschüssige Kräfte abzubauen, denn nach alter Beduinensitte hatte er die Braut während dieser Zeit nicht sehen dürfen.
Und auch Casey verzehrte sich nach ihm.
Sie musste sich von ihrem Beobachtungsposten zurückziehen, weil die Frauen herüberkamen, um ihre Hände und Füße mit kunstvollen Hennaverzierungen zu schmücken. Nach alter Tradition hatte Casey vorher süßen heißen Minzetee und gahwa vorbereitet, den starken aromatischen A’Qabanischen Kaffee, um die Brauthelferinnen willkommen zu heißen. Die LayalalHenna – Zeremonie sollte der Braut Schönheit, Glück und Gesundheit bringen.
Vor dem Zelt sorgten Musikanten für rhythmische Untermalung der Feierlichkeiten, allen voran die durchdringenden Töne der dalouka , einer mächtigen Trommel, und der rababa , einer Art Geige mit nur einer Saite. Kehlige Gesänge, Peitschenknallen und Stampfen verrieten Casey, dass draußen auch Männer tanzten.
Seit Raffa sie gebeten hatte, seine Frau zu werden und in A’Qaban zu bleiben, fanden im Beduinenlager fröhliche Musik- und Tanzfeierlichkeiten statt, überall flatterten Banner und Fähnchen, und selbst die Pferde schmückten Quasten und silberne Glöckchen, dazu Silbermünzen an Sattelzeug und Geschirr.
Und die Braut? Während der traditionellen Al Aadaa war Casey in duftendem Wasser gebadet und mit aromatischen Essenzen und Ölen eingerieben worden. Währenddessen hatten die Frauen Raffa nach altem Brauch immer enger umringt, bis er sich bereit erklärte, für das Schmücken seiner Braut zu bezahlen.
Und jetzt das …
Ehrfürchtig betrachtete Casey ihre hennaverzierten Hände und Füße. „Das sieht wirklich fantastisch aus!“, erklärte sie ihrer jungen Brauthelferin begeistert.
„Warten Sie, bis Sie das hier gesehen haben“, warf eine andere junge Frau ein und deutete auf eine kostbare goldene Truhe.
„Was ist das?“
„Geschenke, die Ihr Gemahl Ihnen geschickt hat.“
Vorsichtig, mit angehaltenem Atem öffnete Casey den Deckel. Das legendäre Saphircollier aus Raffas Tresor funkelte ihr entgegen, daneben Armbänder, Ohrringe und mit weißblauen Diamanten besetzte Fußkettchen. Darunter befand sich eine schlichte, mit Bambusbast verschnürte weiße Papierrolle mit einer Botschaft in der Schleife.
Gespannt zog Casey die Mitteilung heraus und las.
„Ich möchte Dir diesen Schmuck schenken, aber was sich in
der Rolle befindet, dürfte Dir am besten gefallen. R.“
Verwundert blickte Casey auf – in die erwartungsvollen Gesichter der versammelten Frauen. „Ich habe keine Ahnung, was das sein könnte“, gestand sie und zog die Rolle behutsam heraus.
„Machen Sie es doch auf“, schlug eine der Frauen vor, die gespannte Blicke wechselten.
„Ihr wisst, was es
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