Zauber des Orients
sicher, dass keiner, der von der ganzen Geschichte weiß, etwas unternimmt. Ist das klar?“ Tariq sank wieder aufs Bett, die Hand über den Augen, sein cleverer Plan ein einziger Scherbenhaufen. „Wie lange wird es dauern, bis wir wissen, ob sie schwanger ist?“
„Ein Monat, Sir.“
Ein Monat. Vier Wochen. Vier endlose Wochen …
„Warten Sie den Monat ab“, ordnete Tariq an. „Und lassen Sie sie in der Zwischenzeit beobachten.“
„Sir?“
„Ich kenne die Frau flüchtig“, erwiderte Tariq kalt. „Ihre sexuellen Gewohnheiten lassen zu wünschen übrig. Wenn Sie in diesem Monat mit einem Mann schläft …“
„Natürlich, daran hätte ich denken sollen …“
„Das haben Sie aber nicht, sondern ich“, versetzte Tariq scharf. Er hielt kurz inne und rang um Beherrschung. „Warten Sie den Monat ab. Dann, wenn unser Handeln nötig werden sollte …“, er betonte jedes einzelne Wort, „dann werden Sie die Frau besuchen und ihr klarmachen, dass sie mein Kind ganz normal austragen, es gebären … und mir dann abtreten wird.“
4. KAPITEL
Dreißig Tage waren eine Ewigkeit, wenn ein Mann abwarten musste, ob mit seinem Samen eine wildfremde Frau geschwängert worden war.
Tariq vergrub sich in seine Arbeit. In etliche Meetings. Er ging mit einer Frau nach der anderen aus … nur um jede einzelne von ihnen unter verständnislosen Blicken auf der Türschwelle stehen zu lassen.
Er brachte Entschuldigungen vor. Er müsse am nächsten Tag früh raus oder nach Dubaac fliegen. Da wären noch ein paar Unterlagen, die er durchsehen müsse …
Einmal hatte er sogar Kopfschmerzen vorgetäuscht.
Erbärmlich.
Die Wahrheit war, dass er noch nie in seinem Leben so wenig Lust auf Sex verspürt hatte wie zu diesem Zeitpunkt.
Wenn er nachts schlaflos dalag, dann dachte er, dass es ihre Schuld war. Madison Whitney. Der hässliche Vorfall im Gartenhaus in Kombination mit dem Wissen, dass sie seinen Samen in sich trug …
Ihre Schuld, dass er keine Lust verspürte. Welchem Mann würde es anders gehen?
Doch sein Unterbewusstsein schien nichts davon zu wissen. Denn er hatte immer noch Träume, die ein erwachsener Mann nicht haben sollte, und in allen spielte eine gewisse Blondine eine prominente Rolle.
Auch das war ihre Schuld.
Dreißig Tage vergingen. Dann einunddreißig. Am zweiunddreißigsten Tag begann er aufzuatmen. Vielleicht war ja gar nichts passiert.
Am Abend erhielt er per Kurier einen Brief, der die Aufschrift „Persönlich“ trug. Tariq holte tief Luft, öffnete den Umschlag … und atmete keuchend aus.
Madison Whitney war schwanger.
Seine schlimmsten Befürchtungen hatten sich bestätigt. Eine Fremde – eine Frau, die er allen Grund hatte zu verabscheuen – trug sein Kind in sich.
Rufen Sie mich an, wenn Sie so weit sind , schrieb Strickland in der beiliegenden Nachricht, dann können wir gemeinsam beschließen, wie wir die Frau von Ihrer Beteiligung in Kennt nis setzen wollen.
Seine Beteiligung. Tariq schnaubte verächtlich. Was für ein Wort, um dieses Desaster zu beschreiben!
Warum hatte sich Madison Whitney überhaupt ein Kind gewünscht? Sie war eine Frau ohne Ehemann, eine Frau mit glanzvoller Karriere, und dennoch hatte sie sich entschieden, ein Kind bekommen zu wollen. Was in aller Welt hatte sie dazu gebracht, dies auch noch ausgerechnet über künstliche Befruchtung zu tun?
Sie konnte doch bestimmt an jedem Finger zehn Liebhaber haben. Die Privatdetektive, die Strickland beauftragt hatte, konnten zwar keinen Mann in ihrem Leben finden, doch wenn sie so unbedingt schwanger werden wollte …
Tariq blickte erneut auf Stricklands Nachricht. Rufen Sie mich an, wenn Sie so weit sind.
Er war jetzt so weit, doch er würde nicht seinen Anwalt anrufen. Er hatte Fragen. Madison Whitney verfügte über die Antworten, doch er wollte nicht, dass sie durch Erklärungen seines Anwalts gefiltert wurden.
Tariq rief den Portier des Gebäudes an. Als er nach unten in die Lobby kam, wartete sein Porsche schon draußen vor der Tür.
Ihre Adresse war Teil des Laborberichts.
Es handelte sich um ein Hochhaus in einer nichtssagenden Straße der Upper East Side. Es gab zwar keinen Portier, aber die Lobby-Tür war verschlossen.
Tariq suchte die zahlreichen Namensschilder neben der Tür
ab. M. Whitney, Apt. 609.
Und nun? Im Film würde er jetzt klingeln und behaupten, er käme vom Lieferservice, aber das funktionierte um halb neun abends nicht mehr.
Himmel, was tat er hier eigentlich? Warum setzte er
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