Zauber des Orients
sich einer Situation aus, die sein Anwalt besser regeln konnte?
Er trat einen Schritt zurück – und genau in diesem Moment öffnete sich die Lobby-Tür. Eine Frau mittleren Alters, die einen kleinen Yorkshireterrier trug, kam heraus. Sie lächelte, doch der Hund bellte, während sie Tariq höflicherweise die Tür aufhielt.
Nun, warum nicht? Jetzt war er schon mal hier, da konnte er die Sache auch durchziehen. Also erwiderte er das Lächeln, bedankte sich, schritt durch die Lobby und nahm den Fahrstuhl in den sechsten Stock.
Warum musste alles zur selben Zeit passieren?
Murphys Gesetz, dachte Madison, als es genau in dem Moment an der Tür klingelte, als sie aus der Dusche trat.
Hatte Torino’s ihren Anruf nicht abgehört? Zuerst hatte sie eine Pizza geordert, sie dann aber wieder abbestellt. Allein bei dem Gedanken an all den überbackenen Käse wurde ihr schlecht.
„Sekunde!“, rief sie.
Okay. Dann würde sie wohl doch Pizza essen. Oder sie wegschmeißen. An einem derart wundervollen, magischen Tag würde sie sich nicht über den Fehler des italienischen Restaurants aufregen.
Es klingelte erneut.
Madison verdrehte die Augen, schlüpfte rasch in einen Bademantel, schob die nassen Haare aus dem Nacken und ging barfuß zur Tür hinüber.
„Okay“, sagte sie, während sie das Schloss öffnete, „ich habe Sie ja gehö…“
Der Rest des Satzes blieb ihr in der Kehle stecken.
„Guten Abend, Miss Whitney.“
Die Stimme klang genau so, wie sie sie in Erinnerung hatte. Tief. Rauchig. Und ja, definitiv mit einem leichten Akzent. Auch der große, muskulöse Körper war genau so, wie sie ihn in Erinnerung hatte. Athletisch, männlich, hart.
Und dieses Gesicht. Das Gesicht eines gefallenen Engels. Grausam. Gefährlich.
Unglaublich schön.
Madison reagierte ganz instinktiv, indem sie ihm die Tür vor der Nase zuschlagen wollte, doch er war schneller. Er streckte den Arm aus und stieß gegen die Tür, die auf diese Weise weit aufschwang.
„Ist das eine Art, einen Gast zu behandeln?“, fragte er sarkastisch.
„Treten Sie zurück oder ich schreie.“ Madison war stolz darauf, wie ruhig ihre Stimme klang.
„Ein Mann, ein alter Bekannter, schaut vorbei, und Sie wollen schreien?“ Er lachte spöttisch. „Nicht sehr gastfreundlich, habiba .“
„Wenn Sie glauben, dass Sie mir Angst machen können …“
„Angst machen? Oh, bitte, Miss Whitney. Ersparen Sie uns doch das Drama.“
Kein Drama. Er hatte recht. Offen und direkt. Das war die einzige Art, wie man mit diesem Mann fertig wurde.
„Was wollen Sie?“
Seine Belustigung verschwand. „Ich will mit Ihnen reden.“
„Es gibt nichts, worüber wir zu reden hätten.“
„Unglücklicherweise doch.“
Ohne auf ihren Protest zu achten, ging er einfach an ihr vorbei und betrat ihre Wohnung. Es war ein deutliches Zeichen, dass er tun würde, was er wollte, und sich nicht um ihre Wünsche scherte.
„Ich habe Sie nicht hereingebeten!“
„Nein, das haben Sie nicht. Aber was ich Ihnen zu sagen habe, möchte ich gern ungestört tun.“
Sein Blick glitt über sie. Unter seiner aufmerksamen Musterung errötete Madison. Mein Gott, sie trug rein gar nichts unter diesem dünnen Morgenmantel. Rasch verschränkte sie die Arme über der Brust.
„Verlassen Sie sofort meine Wohnung!“, forderte sie ihn auf.
„Glauben Sie mir, habiba , ich wünschte, ich könnte.“
„Hören Sie, Mister …“
„Euer Hoheit.“
„Wie bitte?“
„Normalerweise spricht man mich mit ‚Euer Hoheit‘ an, nicht mit ‚Mister‘.“
Sie starrte ihn an, als hätte er den Verstand verloren. Vielleicht hatte er das ja wirklich. Welche Rolle spielte sein Titel?
Er hatte eine andere Reaktion von ihr erwartet. Überraschung, ja. Selbst Furcht. Nun, die war da. Sie war weiß wie eine Wand, und sie zitterte.
Dennoch wirkte sie trotzig.
Trotzig und wunderschön.
Offensichtlich war sie gerade erst aus der Dusche gekommen. Der Bademantel, den sie trug, war alt – nicht im Geringsten sexy, außer dass er sich wie eine zweite Haut um ihren feuchten Körper legte. Ganz deutlich zeichneten sich ihre aufgerichteten Brustspitzen darunter ab. Ihre schmale Taille. Die sanft gerundeten Hüften und die wohlgeformten Beine.
Sein Blut begann zu kochen. Er verfluchte sich dafür. Hier ging es nicht um sexuelle Begierde; dass sie dennoch diese Wirkung auf ihn hatte, verstärkte seinen Zorn.
„Warten Sie einen Moment …“
Da war irgendetwas in ihrer Stimme – etwas, das der Art
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