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Zauber-Schloss

Titel: Zauber-Schloss Kostenlos Bücher Online Lesen
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Schritt drauf, daß sie schon kurz danach vor Schloß Roogna standen. Er setzte Dor ab und blieb schweigend stehen, während der Junge mit dem Golem weiterging.
    »Danke fürs Mitnehmen«, sagte Dor mit schwacher Stimme. Er war wirklich heilfroh, daß dieses Ungeheuer ein Vegetarier war.
    Knacks antwortete nicht. Er stand vorgekauert da und glich einem ausgebrannten Knorrbohlenbaum.
    Mit unsicheren Schritten ging Dor nach Hause. Unterwegs kam er an dem Schirmbaum vorbei. Zufällig standen die beiden Raufbolde immer noch dort. Als sie Dor erblickten, hüpften sie fast vor Freude und kamen streitlustig auf ihn zugelaufen, um ihm den Weg zu versperren. »Der kleine Schnüffler ist wieder da!« rief Pferdemaul. »Was will er eigentlich auf einem Weg, der nur für richtige Leute gedacht ist?«
    »Das würde ich nicht tun«, meinte Grundy warnend.
    Als Antwort erschien eine kleine Schlange auf seinem Kopf. Hinter Dor knallte wieder eine Explosion. Die beiden Jungen lachten derb.
    Da erbebte die Erde. Die beiden Raufbolde blickten sich erschreckt um, als fürchteten sie eine Lawine aus dem Nichts. Dann zitterte der Boden aufs neue, so daß Dor sich vor Zähneklappern fast auf die Zunge biß. Der Oger kam mit Volldampf auf sie zu.
    Als er das Ungeheuer auf sich zukommen sah, klappte Pferdemauls Unterkiefer herunter. Er war viel zu erschrocken, um zu fliehen. Der andere Junge versuchte, davonzulaufen, doch die Erde bebte jetzt so stark, daß er niederstürzte und mit dem Gesicht nach unten liegenblieb. Plötzlich erschienen mehrere kleine Schlangen, zappelten nervös und verschwanden wieder. Das war also auch keine große Hilfe. Wenn es noch weitere Donnerschläge gegeben haben mochte, so waren sie im Getöse des nahenden Ogers jedenfalls nicht zu hören.
    Knacks beugte sich über die kleine Gruppe. Neben ihm sah der schmale Metallstamm eines Eisenholzbaums geradezu zwergenhaft aus. »Dor war nett zu mir!« dröhnte er deutlich hörbar, und der Schirmbaum zerfiel, von den Schallwellen getroffen, in tausend Stücke. »Dor mein Freund, hört ihr?« Der Wegboden zeigte schon erste Risse, und irgendwo in der Nähe krachte ein schwerer Ast auf den Waldboden herab. »Wer den auslacht da, der macht mich wütend, klar?« Und er wirbelte mit seiner keulenartigen Faust dicht über Pferdemauls Kopf im Kreis hinweg, daß schon der Luftzug das Haar des Jungen zu Berge stehen ließ. Jedenfalls nahm Dor an, daß es am Wind liegen mußte; allerdings sah der Junge auch reichlich verstört aus.
    Die Faust des Ogers donnerte in den Stamm des Eisenholzbaums. Sie hörten ein ohrenbetäubendes Scheppern, dann fiel ein rohrförmiges Stück aus der Rinde und krachte mit solcher Wucht zu Boden, daß die Erde aufs neue erzitterte. Eisenholz war wirklich ein sehr massives Material! Vom Stamm rauchte ein beißender Dampf empor; sein oberer Teil glühte weiß, und ein weiterer Teil war dort geschmolzen, wo ihn die Faust des Riesen berührt hatte.
    Knacks suchte sich einen scharfkantigen Eisensplitter hervor, stocherte sich damit in den Zähnen herum und machte wieder kehrt. Dabei zogen seine monströsen, hornhautbeschichteten Zehen eine Furche in den Weg. Donnernd stampfte er wieder gen Süden und summte dabei ein fröhliches Lied vom Blutvergießen. Im Palast zerbarst klirrend eine Fensterscheibe.
    Pferdemaul starrte den Eisenstumpen an. Dann flatterte sein Blick kurz zu Dor herüber und dann wieder zu dem dampfenden Metall. Dann fiel er in Ohnmacht.
    »Ich glaube, in Zukunft werden die Jungs dich ein bißchen weniger aufziehen«, meinte Grundy ernst.

2
Der Wandteppich
    Man zog Dor nicht mehr sonderlich auf. Niemand wollte es sich mit seinem Freund verderben. Aber das beruhigte ihn nicht sonderlich. Das Necken hatte ihn weniger geärgert als Grundy. Dor hatte schon immer gewußt, daß er seine überlegene Magie dazu einsetzen könnte, die anderen in ihre Schranken zu weisen, wenn es einmal wirklich nötig sein sollte. Was ihn bekümmerte, das war seine allgemeine Isoliertheit und die neue Art, wie er Millie das Gespenst nun wahrnahm. Was war da doch für ein Unterschied zwischen einer Göre wie Irene und einer Frau wie Millie! Und doch war es Irene, mit der Dor zurechtzukommen hatte, das erwartete man von ihm. Es war einfach ungerecht.
    Er mußte sich mit irgend jemandem aussprechen. Seine Eltern waren zwar prinzipiell ansprechbar, aber Chamäleon schwankte so sehr, was Aussehen und Intellekt anging, daß er sich nie sicher war, wie er sich ihr nähern

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