Zauber-Schloss
sollte; und Bink hatte möglicherweise kein großes Verständnis für sein Problem. Davon abgesehen waren sie im Augenblick ohnehin im Dienste des Königs unterwegs in Mundania. Das Land Xanth war eifrig damit beschäftigt, diplomatische Beziehungen mit Mundania aufzunehmen, und da man jahrhundertelang nicht gerade gut miteinander ausgekommen war, war das eine ziemlich heikle Angelegenheit, die äußerstes Fingerspitzengefühl erforderte. Deshalb waren Dors Eltern also nicht da. Grundy war jederzeit zu einem Gespräch bereit, aber der ehemalige Golem neigte dazu, etwas kaltschnäuzig mit den Problemen anderer Leute umzuspringen. Wie, zum Beispiel, Irene ›Stinkfinger‹ zu nennen. Dor konnte es ihr nicht verübeln, daß sie wütend reagiert hatte, so unangenehm es für ihn persönlich auch gewesen war. Grundy machte sich durchaus etwas aus anderen, auf diese Weise war er schließlich auch zu einem echten, lebendigen Wesen geworden, aber verstehen konnte er diese Probleme nicht wirklich. Außerdem kannte er Dor viel zu gut. Dors Großvater Roland, dessen Talent im Betäuben bestand – er konnte Leute augenblicklich dazu bringen, wie gelähmt stehenzubleiben –, war ein guter Gesprächspartner, aber der war zu Hause im Norddorf, gut zwei Tagesreisen jenseits der Spalte.
Es gab nur einen, der menschlich, fähig, reif, diskret, ein Mann und ihm magisch ebenbürtig war – der König. Er wußte, daß der König ein vielbeschäftigter Mann war. Die Handelsabkommen mit Mundania wurden offenbar immer komplizierter, und außerdem gab es natürlich auch noch genügend interne Probleme. Doch König Trent hatte immer Zeit für Dor. Vielleicht war das auch einer der Gründe für Irenes Feindseligkeit, die sich hintenherum auf verschiedenen Wegen auch auf die Königin und das Palastpersonal übertragen hatte. Irene unterhielt sich weniger häufig mit ihrem Vater als Dor. Deshalb versuchte Dor auch, sein Privileg als Magier nicht zu mißbrauchen. Aber jetzt mußte er einfach hingehen.
Er hob Grundy auf und marschierte zum Palast. Der Palast war in Wirklichkeit Schloß Roogna. Viele Jahre lang war es ein Schloß gewesen, aber kein Palast, verlassen und verwahrlost, doch das hatte König Trent alles geändert. Nun war es der Sitz der Regierung von Xanth, wie es auch früher der Fall gewesen war.
Crombie der Soldat stand an der Zugbrücke auf Wachtposten. Das hatte vor allem den Sinn, Besucher darauf aufmerksam zu machen, daß sie sich vom Graben fernhalten sollten, denn die Ungeheuer im Schloßgraben waren nicht zahm. Man hätte eigentlich meinen sollen, daß das offensichtlich genug wäre, aber alle paar Monate wanderte irgendein Narr zu dicht an den Graben oder versuchte, im schlammigen Wasser zu baden oder gar eines der Ungeheuer zu füttern. Das hatte auch immer Erfolg: entweder holte sich das Ungeheuer den ganzen Mann oder aber wenigstens eine Hand.
Crombie war im Stehen eingeschlafen. Grundy nutzte die günstige Gelegenheit, ein paar Witze auf Kosten des Soldaten zu reißen. »He, du da, Vogelschnabel! Wie geht’s der Stinkmieze?«
Als eines von Crombies Augen sich öffnete, änderte Grundy hurtig seine Begrüßungsformel. »Hallo, wackerer Soldat, wie geht’s der werten Gemahlin?«
Nun rollte Crombie vielsagend mit beiden Augen. »Juwel geht es gut, sie sieht wunderbar aus und duftet wie eine Rose. Ich glaube allerdings, daß sie wohl etwas zu matt ist, um heute zu arbeiten. Ich hatte Wochenendausgang.«
Deshalb war der Soldat also so müde! Crombies Frau lebte in unterirdischen Höhlen südlich vom Dorf des Magischen Staubes. Das war eine weite Reise bis dorthin. Aber das hatte Crombie damit gar nicht sagen wollen. Er hatte sich vom königlichen Reisezauberer in die Höhlen projizieren lassen, und nachdem sein Urlaub beendet war, hatte er sich wieder zurückholen lassen. Vom Reisen war er also nicht so müde.
»Ein Soldat weiß doch wirklich, wie man seinen Mann zu stehen hat!« meinte Grundy mit einem Grinsen, von dem er glaubte, daß Dor es nicht verstehen würde. Dor verstand es zwar doch mehr oder weniger, verstand aber nicht, was daran wohl komisch sein mochte.
»Ganz genau!« stimmte Crombie lebhaft zu. »Man kann sagen, was man will: Meine Frau ist ein Juwel von einer Nymphe, da laß ich alles andere für stehen und liegen.«
Auch das war zweideutig. Nymphen waren weibliche Wesen mit Idealfigur, die jedoch nur geringe geistige Gaben besaßen. Sie waren hauptsächlich dazu gut, männlichen
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