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Zauber-Schloss

Titel: Zauber-Schloss Kostenlos Bücher Online Lesen
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»Was ist das denn?«
    »Klingt wie ein aufstampfender Riese, wenn du mich fragst«, meinte Grundy. Doch das war nur geraten. Sein Talent bestand im Übersetzen, er konnte alles deuten, was irgendein Wesen sagte, aber Fußstampfen war keine Sprache. »Oder noch schlimmer. Es könnte…«
    Plötzlich erblickten sie eine drohende Gestalt in der Dunkelheit. »Ein Oger!« schrie Dor entsetzt. »Direkt auf dem Pfad! Wie kann der Zauber da nur versagt haben? Wir sollen auf diesen Wegen doch sicher sein…«
    Der Oger stampfte auf sie zu. Er war zweimal so groß und so breit wie Dor, und sein riesiges Maul war aufgeklappt, so daß man die Zahnlücken sehen konnte. Er stieß ein schreckliches Stöhnen aus, das sich wie das Schnauben eines hungrigen Drachen anhörte.
    »Wie steht es, kleiner Mann? Packste mal mit an?« sagte Grundy.
    »Was?« fragte Dor erschreckt.
    »Das hat er gesagt. Ich habe es nur übersetzt.«
    Ach so, natürlich. »Nein! Ich packe nichts an, ich brauche meine Hände noch! Er darf sie nicht auffressen!« Allerdings wußte er auch nicht, wie man den menschenfressenden Riesen daran hindern sollte, eben das aufzufressen, wonach ihm gerade der Sinn stehen mochte. Schließlich waren Oger gewaltige Knochenmalmer.
    Der Riese grollte erneut. »Ich eß keine Welpen, will nur, daß mir helfen«, übersetzte Grundy. Dann machte er beinahe einen Salto. »Knacks!« rief er. »Der vegetarische Oger!«
    »Warum will er dann meine Hand fressen?« wollte Dor wissen.
    Das Ungeheuer lächelte wie eine Vulkanspalte. Zischend entwich der dunstige Atem. »Frecher kleiner Dreikäsehoch, kaum größer als ein Steppke noch!«
    »Das bin ich«, stimmte Grundy zu, indem er auf seine eigene Übersetzung Antwort gab. »Nett, dich wiederzusehen, Knacks! Wie geht’s der Gattin mit ihrem Haargestrüpp und der Matschhaut, die jeden Zombie beglückt?«
    »Ist treu wie je, verläßt mich nie«, erwiderte der Oger. Inzwischen konnte Dor ihn einigermaßen verstehen. Das Ding sprach zwar seine Sprache, aber mit einem unmöglichen Akzent, so daß man große Schwierigkeiten hatte, die Worte voneinander zu unterscheiden. »War’n ordentlich wach, machten kleinen Krach.«
    Dor war sich mittlerweile sicher, daß der Wegzauber doch nicht versagt hatte. Dieser Oger war harmlos… na ja, kein Oger war harmlos, aber es war kein mordendes Ungeheuer, deshalb durfte er auch unter die Menschen gelassen werden.
    »Einen kleinen Krach?«
    »Krach Babyoger, fast wie du, jetzt isser fort und wir buhu!«
    »Du hast dein Baby zermalmt?« fragte Dor entsetzt. Vielleicht war der Pfadzauber ja doch defekt.
    »Dodo! Krach ist der Name seines Babys«, erklärte Grundy. »Alle Oger haben beschreibende Namen.«
    »Aber warum ist Krach denn dann weg?« fragte Dor beunruhigt. »Trollfrauen fressen ja ihre Männer, vielleicht fressen Oger dann ja auch…«
    »Krach im Niesel davongeschwirrt, wir ihn jetzt suchen, weil Baby sonst friert.«
    Dann war dieser Sturm für einen Oger also nichts als ein kleiner Nieselregen gewesen? Na ja, das leuchtete wohl ein. Wahrscheinlich benutzte Knacks ja auch Blitzbolzen als Zahnstocher. »Wir helfen dir dein Baby suchen«, sagte Dor und klammerte sich an diese konstruktive Aufgabe. Es gab doch nichts, was die Gemüter mehr aufheiterte als eine kleine Suche! Knacks’ Suche war also gescheitert, deshalb bat er jetzt um Hilfe. So etwas hatten bisher nur wenige Menschen erleben dürfen! »Grundy kann alle lebenden Dinge befragen, weil er ihre Sprache kann, und ich frage die toten Sachen. Den finden wir in null Komma nichts.«
    Knacks seufzte erleichtert und pustete Dor dabei fast um. Eilig liefen sie zu der Stelle, wo man den Kleinen zuletzt gesehen hatte. Krach hatte ganz harmlos Nägel gekaut, um seine tägliche Eisenration aufzunehmen, erklärte Knacks, doch dann mußte er einfach fortgewandert sein.
    »Ist der kleine Oger hier vorbeigekommen?« fragte Dor einen Felsen.
    »Ja«, erwiderte der Felsen. »Und er ist auf den Baum dort zugegangen.«
    »Warum sagst du nicht einfach dem Boden, er soll dir ›heiß‹ oder ›kalt‹ sagen?« fragte Grundy.
    »Der Boden ist kein Einzelwesen«, antwortete Dor. »Er ist nur ein Teil des ganzen Landes Xanth. Ich bezweifle, daß er mir überhaupt zuhören würde. Außerdem ist ein großer Teil davon ja auch lebendig, die Wurzeln, die Käfer, die Keime, magische Wesen. Die verhauen einem die ganze Verständigung.«
    »Da ist eine steinerne Bodenwelle«, sagte Grundy. »Die könntest du

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