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Zauber-Suche

Titel: Zauber-Suche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Anthony
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besagte, daß der König sich Vielfalt wünschte. Die Königin erschien nur selten zweimal in der gleichen Gestalt.
    »Palastwache, den Bericht!« verlangte die Königin gebieterisch.
    Langsam trat Soldat Crombie vor. Er sah schneidig aus in seiner Palastuniform, jeder Zoll ein Soldat, in einem Königreich, das nur weniger Soldaten bedurfte. Er wußte gut und mörderisch mit dem Schwert oder auch seinen bloßen Händen zu kämpfen, und er haßte es, den Diener einer Frau zu spielen – und machte keinen Hehl daraus. Deshalb gefiel es ihr auch, ihn herumzukommandieren. Doch sie konnte ihn nicht zu weit treiben, denn seine Treue galt dem König; und er stand in der Gunst des Herrschers.
    »Der Gewinner –«, fing Crombie an und blickte auf seine Notizen.
    »Doch nicht so, du Trottel!« schrie sie ihn an und ließ ihn in einer Wolke undefinierbarer Färbung verschwinden. Natürlich war auch das nur eine Illusion, aber eine recht eindrucksvolle. »Erst gibst du den Zweitbesten bekannt und dann den Sieger! Kannst du denn gar nichts richtig machen?«
    Crombies zorniges Gesicht erschien aus der dünner werdenden Wolke. »Frauen!« knurrte er mit ätzendem Ton. Die Königin lächelte. Sie genoß seine Wut. »Zweitbester mit neun richtigen Demaskierungen ist –« Wieder zog er eine Grimasse. »Eine Frau. Bianca vom Norddorf.«
    »Mutter!« flüsterte Bink erstaunt.
    »Rätsel haben ihr schon immer Spaß gemacht«, sagte Roland stolz. »Ich glaube, du hast ihre Intelligenz und ihr gutes Aussehen mitbekommen.«
    »Und meine Tapferkeit und meine Kraft habe ich von dir«, erwiderte Bink, den das Kompliment freute.
    Bianca schritt gefaßt zum Podest. Sie war eine gutaussehende Frau, die in ihrer Jugend einmal sehr schön gewesen war, und anders als bei der Königin war es echt. Ihr Talent war nicht die Illusion, sondern die Wiederholung von Ereignissen.
    »Die Frauen haben sich also mal wieder behauptet«, sagte die Königin und blickte Crombie, den Frauenhasser, hämisch an. »Der Preis ist –« Sie machte eine Pause. »Türsteher, hole den zweiten Preis. Du hättest ihn schon längst hierhaben sollen.«
    Crombies Miene verfinsterte sich unheildrohend, aber er schritt zum Schrank, der halb von Algen überwuchert war, und holte einen bedeckten Behälter hervor.
    »Der Preis ist«, wiederholte die Königin und riß den Deckel auf, »ein eingetopftes Löwenmäulchen!«
    Als die zahlreichen Mäulchen der Pflanze sich auf ihren Stielen drehten und heimtückisch um sich schnappten, stießen die anwesenden Damen Rufe wohlgemeinter Ehrfurcht und des Neides aus. Löwenmäulchen waren sehr brauchbar, um Insekten und Ungeziefer zu vernichten, und sie waren auch gute Hauswächter. Wehe dem Eindringling, der auf eine solche Pflanze trat oder sich ihr nur näherte! Doch sie ließen sich nicht ohne weiteres eintopfen, so daß sie mit einem besonderen Zauber festgehalten werden mußten. Folglich waren wild wachsende Löwenmäulchen oft zu finden, eingetopfte hingegen stellten eine geschätzte Rarität dar.
    Bianca strahlte vor Freude, als sie die Pflanze entgegennahm, und drehte den Kopf mit einem Lächeln zur Seite, als ein kleines Löwenmaul nach ihrer Nase schnappte. Zum Eintopfungsvorgang gehörte es auch, die Pflanze für den Besitzer verträglich zu machen, doch es dauerte immer eine Weile, bis das Gewächs wußte, wer sein Besitzer war. »Sie ist sehr schön«, sagte sie. »Danke, Königin Iris.« Dann fügte sie diplomatisch hinzu: »Ihr seid ebenfalls sehr schön – aber auf andere Weise.«
    Die Königin schnappte mit ihren Zähnen wie ein Löwenmäulchen und lächelte huldvoll. Sie sehnte sich nach der Anerkennung und dem Lob solch angesehener und alteingesessener Bürger und Bürgerinnen wie Bianca, weil sie vor der Krönung jahrelang quasi im Exil gelebt hatte. »Und jetzt zum Gewinner, Lakai«, sagte sie zu Crombie. »Und diesmal mit ein bißchen Flair, sofern du welches aufbringen kannst.«
    »Der Sieger ist, mit dreizehn Punkten«, sagte Crombie in langgezogenem Tonfall und ohne das geringste Flair, »Millie das Gespenst.« Er zuckte mit den Schultern, wie um seiner Verwirrung Ausdruck zu verleihen, daß schon wieder eine Frau gewonnen hatte. Er hatte die Punkte selbst ausgezählt, so
    daß er sicher war, daß niemand geschummelt hatte. Doch es war allgemein bekannt, daß die Männer sich auch nicht sonderlich angestrengt hatten.
    Das hübsche, jugendlich wirkende Gespenst schwebte herbei. Sie war sozusagen sowohl die jüngste

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