Zauberflötenrache: Meranas dritter Fall (German Edition)
Strelitzien schaute.
Die Frisur war tadellos. Was sie sah, war exquisit genug für eine Festspiel-Opernpremiere.
Rita verstand ihr Handwerk. Wenn sie nur nicht immer so viel Zeit mit Tratschen
vergeuden würde. Andererseits, von wem sollte Gabriella sonst erfahren, was die
High Society hinter Salzburgs verschlossenen Türen so alles trieb? Und bestens informiert
zu sein, gehörte auch in ihrer Branche zum Erfolg.
»Frau Chefin
schauen wieder super aus. Wie die schicken Damen von die Traumschiff aus Fernsehen.«
Das Grinsen im breiten Gesicht der kroatischen Angestellten war ehrlich. Sie hielt
Gabriella ein kleines Blumenarrangement hin. »Passt so für Tische?«
Gabriella
nickte. »Ja, und wie. Das hast du wieder wunderbar hingekriegt, Iliana.
Seid ihr
mit den Gestecken für den Saaleingang auch schon fertig?«
Die Kroatin
nickte. »Eine von den großen fehlt noch. Danika hat gehen müssen nach Hause, weil
schlecht in Magen. Aber wir schaffen schon.«
»Ich werde
euch noch schnell helfen«, entschied Gabriella. Die Angestellte hielt sie am Arm
zurück. »Gehen Sie nur, sich machen frisch und umziehen für Oper. Wir bringen schon
fertig alleine. Lieferwagen ist auch schon fast eingeräumt.«
Gabriella
lächelte. »Was täte ich nur ohne dich, Iliana.« Die Kroatin grinste wieder und machte
sich auf den Weg in den hinteren Raum des Geschäftes, wo die anderen Floristinnen
die Körbe und Töpfe für den Transport des Blumenschmuckes herrichteten. Jede einzelne
der Angestellten war stolz, dass ›ihre‹ Blumen, die Rosen und Lilien von ›Flora
Gabriella‹ heute Abend die vielen Gäste der Zauberflöten-Premierenfeier entzücken
würden. Iliana überblickte die Blumenpracht.
»Diese Büüüldnis
ist bezauband scheeeen« trällerte sie mit kräftiger Stimme und deutete auf das farbenfrohe
Gesamtensemble. »Wie noch kein Auge jähhh geseeehn.« Sie lachte. Die anderen applaudierten.
Sie hatten sich alle gefreut, dass Iliana die Generalprobe der Oper miterleben durfte.
Als Dankeschön für zwölf Jahre Treue bei ›Flora Gabriella‹, für zahllose unbezahlte
Überstunden an ungezählten Wochenenden. Die Chefin, die dank mancher Insiderinformation
durch die allwissende Rita über beste Beziehungen zum Chef des Kartenbüros verfügte,
hatte ihr die Generalprobenkarte organisiert.
Es krachte gewaltig, als Metall
auf Metall traf. Die Schnauze des schweren Audi schob sich ruckartig nach oben.
Auf der Beifahrerseite explodierte der Airbag. Die sich aufblähende weiße Kunststoffkugel
traf die Frau wie ein riesiger Boxhandschuh und drückte sie mit aller Wucht gegen
die Rückenlehne des Sitzes. Einige Leute auf dem Platz waren stehen geblieben, als
sie den Krach vernahmen.
»Schon wieder
einer«, murmelte ein älterer Mann im Trachtenanzug kopfschüttelnd. »Die werden das
nie lernen«. Die ersten Passanten, Touristen wie Einheimische, zückten ihre Handys,
um das Geschehen im Bild festzuhalten. Der dunkle Audi lag da wie ein gestrandeter
Wal. Die Tür an der Fahrerseite öffnete sich ruckartig, ein völlig verdatterter
Mann mit Schirmmütze kletterte heraus. Auch das Taxi, das kurz vor dem Audi von
der Salzachseite kommend auf den Mozartplatz eingebogen war, hatte angehalten. Der
Taxifahrer hatte beim Heranfahren mittels Fernbedienung den Versenkmechanismus des
großen Metallpollers aktiviert. Solche Poller schützten seit einiger Zeit an bestimmten
Stellen die Salzburger Altstadt vor unbefugter Zufahrt. Kaum hatte das Taxi die
Stelle passiert, fuhr der Poller wieder aus der Versenkung nach oben. In den meisten
Fällen passierte nichts. Dieses Mal war es anders.
Der Fahrer
des dunkelblauen Audi missachtete jegliche Hinweistafeln und Sperrlinien und versuchte,
hinter dem Taxi auf den Mozartplatz zu gelangen. Der schnell hochfahrende stählerne
Zapfen bohrte sich wie eine Lanze in die Unterseite des Wagens und stoppte ihn.
Dunkles Öl rann übers Pflaster, als blute der Wal aus einer unsichtbaren Wunde.
Der Haufen der Schaulustigen war inzwischen größer geworden. Aus Richtung Kaigasse
näherte sich in schnellem Tempo eine Funkstreife. »Natürlich a Preiss!«, mokierte
sich der Mann im Trachtenanzug, als er das Kennzeichen an der demolierten Limousine
las. »Die moanen eh, die ganze Stadt ghört eahna. Glauben, sie können mitm Bonzenauto
durch die Fußgängerzone rumpeln.«
»Jetzt kriegen
S’ Eahner wieder ein«, entgegnete eine Frau im hellen Sommerkleid neben ihm. »Helfen
S’ liaber mit. De arme
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