Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zauberflötenrache: Meranas dritter Fall (German Edition)

Zauberflötenrache: Meranas dritter Fall (German Edition)

Titel: Zauberflötenrache: Meranas dritter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Baumann
Vom Netzwerk:
Sie wollte zur Sicherheit lieber noch eine zweite.
Kaum waren wir aus der Garderobe raus, bemerkte ich, dass ich immer noch die Schachtel
in der Hand hielt. Ich ließ Frau Todorova alleine voraus gehen und machte kehrt,
um die Packung zurück in die Jackentasche zu stecken. Als ich wieder aus der Garderobe
kam, traf ich Waldemar Bernhold, den Geigenhändler. Ich dachte mir nicht viel dabei
und eilte zurück in meine Loge, um weiterhin dem Spiel auf der Bühne zuzuschauen.«
Jetzt kämpfte sie doch mit den Tränen. Sie trank den letzten Schluck Wasser. Wieder
drohte ihre Stimme zu versagen. Aus ihrem Mund kam nur mehr ein Flüstern.
    »Und dann
passierte dieser schreckliche Vorfall! Ich sah sie auf der Bühne, wie sie mit der
Säule nach oben fuhr. Ich erschrak, als ich bemerkte, dass sie zitterte.
    Schon zu
Beginn der Arie schwankte sie. Und dann …« Sie kam nicht mehr weiter.
    Ihre Schultern
zuckten hilflos. Laura setzte sich zu ihr und drückte sie fest an sich.
    »Und dann
stürzte sie zu Boden und war tot«, vollendete der Kommissar den Satz.
    »Verstehen
Sie?«, schrie das Mädchen plötzlich auf und kämpfte um den Rest seiner Fassung.
»Ich bin schuld! Wenn ich sie nicht dazu überredet hätte, in Hebenbronns Garderobe
zu gehen, wäre sie noch am Leben. Und ich selbst habe ihr die Tabletten aus der
Jackentasche gegeben! Als ich später erfuhr, dass sie nur deswegen von der Säule
stürzte, weil sie ein zu starkes Mittel eingenommen hatte, war mir alles klar! Es
ist alles meine Schuld!«
    Der letzte
Satz kam mit einem quälenden Schrei ganz tief aus ihrer Brust.
    »Nein, Fabienne,
Sie können nichts dafür.« Sie hörte ihm gar nicht zu. Sie weinte nur heftig vor
sich hin.
    »So viel
ich aus Ihrer Schilderung mitbekommen habe, nahm Frau Todorova die Kopfwehtabletten
noch in Hebenbronns Garderobe. Bitte, Fabienne, versuchen Sie sich genau zu erinnern,
wie das passierte.«
    Sie war
erschöpft. Jede Kraft war aus ihrem zarten Körper gewichen. Er wiederholte seine
Frage. Die Schwedin strich ihrer Freundin mit der Handfläche behutsam über den Rücken.
    »Ja, so
war es«, sagte die Geigerin dann leise. »Ich habe ihr zwei Tabletten aus der Schachtel
gereicht und sie hat sie gleich genommen.«
    »Hat Anabella
Todorova die Tabletten einfach so oder mit einer Flüssigkeit hinunter geschluckt?«
    Das Mädchen
dachte kurz nach. »Da stand ein Glas, halb voll mit Johannisbeersaft. Das hat sie
ausgetrunken. Sie hat noch gesagt, es sei für den guten Ferdinand ohnehin besser,
wenn er nicht so viel Saft trinke. Das mache nur dick.«
    Merana nickte
bedächtig. Auch diese Szene prägte er sich ein. Dann nahm er die Hände der jungen
Frau. Sie waren eiskalt.
    »Hören Sie
mir bitte gut zu, Fabienne. Es ist nicht an Ihnen gelegen. Frau Todorova ist nicht
wegen der Wirkung der starken Migränetabletten auf der Bühne zu Tode gekommen. Die
Ursache für den Unfall war ein anderes Mittel. Dieses tragische Unglück ist nicht
Ihre Schuld.«
    Sie sah
ihn unsicher an.
    »Nicht?«
    Er drückte
ihr aufmunternd die Hände.
    »Nein.«
    Sie sah
ihn immer noch entgeistert an. »Sind Sie ganz sicher bei dem, was Sie da sagen?«
Er stand auf.
    »Ja, das
bin ich. Ich kann mir gut vorstellen, was Sie in den letzten Tagen durchgemacht
haben. Es wäre um vieles besser gewesen, Sie hätten mir das alles schon früher erzählt.
Es wäre Ihnen und mir manches erspart geblieben. Ich hoffe, dass Sie diesen schrecklichen
Vorfall bald vergessen und sich wieder auf Ihre Karriere konzentrieren können. Ich
bin sicher, es steht Ihnen eine glänzende Zukunft offen. Denn Sie sind eine wunderbare
Geigerin.«
    Ein erster
Anflug von zaghaftem Lächeln schlich um ihre Mundwinkel. Er gab beiden Mädchen die
Hand, dann ging er.
     
    Als er die Stelle erreichte, an
der die breite Straße allmählich bergab führte, schob sich wieder ein Gebilde dunkler
Wolken vor die Sichel des Mondes. Die junge Schweizerin hatte ihm zum Abschied noch
einmal scheu zugewunken. Sie war immer noch verwirrt darüber, ob ihr der Polizist
auch nichts Falsches erzählt hatte.
     
    Die Wahrheit.
Die Wahrheit.
     
    Für Merana war es die Wahrheit,
so wie er es der jungen Frau gegenüber ausgedrückt hatte. Es war ihm klar, dass
sie selbst den Vorfall und ihre Rolle dabei ein wenig anders beurteilte. Doch sie
würde darüber hinwegkommen. Er schaltete zurück in den dritten Gang. Es war wenig
Verkehr für einen Samstagabend. Er fuhr diese Strecke nicht allzu oft, aber er kannte
sich ganz

Weitere Kostenlose Bücher