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Zauberflötenrache: Meranas dritter Fall (German Edition)

Zauberflötenrache: Meranas dritter Fall (German Edition)

Titel: Zauberflötenrache: Meranas dritter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Baumann
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Vermutung richtig lag
oder nicht, nagte an ihm. Das Allerschlimmste war, dass er selbst nichts dazu beitragen
konnte, den Vorgang zu beschleunigen. Er war es gewohnt, die Dinge selbst in die
Hand zu nehmen, wenn der Moment der Entscheidung heraufzog. Aber in diesem Fall
war er gezwungen, die Hände in den Schoß zu legen und zu warten. Er hasste Nichtstun.
Nach dem Besuch in der Gerichtsmedizin war er zurück ins Büro gefahren. Er hatte
Andrea eine Nachricht geschickt und sich für das Cartoon bedankt. Dann hatte er
sich die wichtigsten Passagen in Floras Facebook-Eintragungen noch einmal durchgelesen
und war anschließend in das Sitzungszimmer gewechselt. Er stellte sich vor die große
Tafel und ging alles erneut durch. Das Muster blieb, wie er die Teile auch drehte
und wendete. Es war bereits drei Uhr morgens, als er zuhause ankam. An Schlaf war
nicht zu denken. Er schnappte sich seine Laufschuhe und drehte auf den Wegen in
der Nähe seiner Wohnung ein paar Runden. Dann kehrte er zurück und duschte sich
lange und ausgiebig. Die Zeit wollte nicht vergehen. Es war noch nicht einmal fünf.
Er nahm die Autoschlüssel von der Vorzimmerkommode und fuhr los. Als er an der Türe
läutete, bemerkte er in der Ferne erste Streifen von Morgenrot am Himmel.
    »Hallo,
Herr Kommissar. Auch zum Frühaufsteher geworden?«
    »Ich brauche
ein wenig Ablenkung. Da wollte ich auf Ihr freundliches Angebot zurück kommen, mir
die Werkstatt Ihres Großvaters zu zeigen.« Der Musiker deutete ins Innere des Hauses.
»Gerne. Darf ich Ihnen einen Kaffee anbieten?« Die Werkstatt im Keller war größer,
als Merana vermutet hatte. An den Wänden hingen Werkzeuge und Teile von halb fertigen
Geigen. Große Holzstücke stapelten sich in Regalen. Ein schwacher Geruch von Chemikalien
schwebte in der Luft.
    »Ich habe
alles so gelassen, wie ich es nach dem Tod meines Großvaters vorfand. Meine Vorfahren
waren weitschichtig verwandt mit der berühmten Geigenbauerfamilie von Jakob Stainer
aus Tirol. Stainers Instrumente zeichnen sich durch eine hohe Wölbung von Decke
und Boden aus, eine Bauweise, die auch mein Großvater für seine Geigen übernommen
hat.« Der Kommissar ließ sich vom Hausherrn anhand der vorhandenen Bauteile in der
Werkstatt zeigen, wie aus den verschiedenen Hölzern durch das Geschick des Handwerksmeisters
schlussendlich ein fertiges Instrument entstand. Dann trank er zusammen mit Neuenberg
noch einen weiteren Espresso und bedankte sich für die freundliche Aufnahme. Er
eilte vom Kapuzinerberg hinunter in die Stadt, wo er sein Auto geparkt hatte. Auf
dem Weg zu seiner Wohnung machte er an einem Supermarkt halt, um einige Einkäufe
zu erledigen. Beim Bezahlen fragte er die junge Frau an der Kassa, ob ihm auch einige
Sammelbilder zustünden. Sie nickte und reichte ihm fünf Sticker, die er in die Tasche
schob.
    »Na, junger
Mann. Haben Sie die Saubande schon verhaftet oder laufen diese Verbrecher immer
noch frei herum?« Er schloss den Kofferraum seines Wagens und drehte sich um. Vor
ihm stand die kleine alte Frau, die er an den Dombögen getroffen hatte. Trotz der
Wärme trug sie eine Strickjacke, die bis zum Hals zugeknöpft war. »Noch nicht, gnädige
Frau. Aber nach Rücksprache mit dem Innenminister gründen wir demnächst eine WC-Enten-Sonderkommission,
die sich der Angelegenheit annehmen wird.«
    »Wurde auch
allerhöchste Zeit, dass etwas passiert«, entgegnete die Alte und stapfte auf die
abgestellten leeren Einkaufswägen zu. »Und richten Sie dem Innenminister einen schönen
Gruß aus. Wenn er die Gauner hinter Schloss und Riegel bringt, kriegt er bei der
nächsten Wahl meine Stimme. Andernfalls mache ich mein Kreuz bei der Oppositionspartei.«
Sie griff nach einem Einkaufswagen und verschwand im Inneren des Geschäftes. Merana
brachte die Einkäufe in seine Wohnung. Dann fuhr er ins Präsidium.
     
    Wie schon am Abend zuvor stellte
sich der Kommissar wieder vor die große Ermittlungstafel und ließ die Hinweise auf
sich wirken. Noch immer war er in dem Gefühl bestärkt, das von ihm vermutete Muster
könnte das richtige sein. Die erste Bestätigung, die zu seiner Einschätzung passte,
kam am frühen Nachmittag. Otmar Braunberger hatte Eminas Tante erreicht. Er schickte
ihm die Zusammenfassung ihrer Aussage per Mail. Merana studierte aufmerksam, was
Mevlida Supic, geborene Saric, 51 Jahre, wohnhaft in Berlin-Charlottenburg, seinem
Abteilungsinspektor zu Protokoll gegeben hatte. Otmar hatte dem Bericht auch ein
Foto

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