zauberhafte Tierhandlung 1
schnappte Sofie über die Schulter hinweg. »Frag doch Tabitha!«
»Sofie! Das ist nicht fair. Außerdem gehen Katzen nicht spazieren.«
»Wenn du sie nett bittest, kommt sie bestimmt mit.« Es kam als gedämpftes Brummen heraus, weil der kleine Hund sich sehr entschlossen wieder auf dem Sack zusammenrollte.
Lotte verließ den Lagerraum verstört. Hatte sie Sofie wegen Tabitha vernachlässigt? Sie nahm an, das hatte sie. Aber es war nicht ihre Absicht gewesen! Es war einfach so viel passiert, und Tabitha war Teil ihrer Zeit mit Ariadne und …
Also schön, sie hatte Sofie richtiggehend vergessen, bis sie etwas von ihr wollte. Lotte, die sich schrecklich schuldig fühlte, gab die Idee mit dem Spaziergang auf und ging nach oben, um sich einsam und allein auf ihr Bett zu legen. Erst jetzt, da Sofie nicht mit ihr reden wollte, erkannte Lotte, wie wichtig die Gesellschaft des schmollenden Dackels für sie war. Sie hatte sich darauf verlassen, dass Sofie etwas Hilfreiches dazu einfallen würde, warum Ariadnes Aufgabe ihr so schwerfiel.
»Lotte, Telefon!«, rief Onkel Jack die Treppe hinauf. Mum! Sie musste es sein. Lotte raste nach unten, schnappte sich das Telefon und setzte sich auf die Treppenstufen. Plötzlich fand sie es unheimlich schön, die Stimme ihrer Mutter zu hören, sie klang so normal. Es war eine Woche her, seit sie zuletzt miteinander gesprochen hatten, und seitdem war so viel passiert, dass es Lotte viel länger vorkam.
»Hallo, Mum!«
»Du klingst glücklicher als das letzte Mal, als wir telefoniert haben.« Die Stimme von Lottes Mum klang erfreut und ein wenig erleichtert.
Sie hat ein schlechtes Gewissen wegen mir, dachte Lotte. »Weißt du schon, wann du herkommen und mich besuchen kannst?«, fragte sie hoffnungsvoll. Bei ihrem letzen Telefonat hatte ihre Mum gesagt, dass sie vielleicht für ein Wochenende nach England kommen könnte.
»Oh, Lotte, es tut mir so leid … «, und sie klang tatsächlich, als täte es ihr leid, dachte Lotte betäubt, »in nächster Zeit wird das leider nichts, befürchte ich. Wir arbeiten auch an den Wochenenden, es gibt so schrecklich viel zu tun.« Sie spürte Lottes Enttäuschung und verstummte. »Soll ich dir noch mehr Schokolade schicken? Hat sie dir geschmeckt?«
Es brachte nichts, mit ihr zu streiten, das wusste Lotte. Ihre Mum schien diese erstaunliche Fähigkeit zu haben, ihr Leben ordentlich in Schachteln zu packen, sodass es schön aufgeräumt war. Jetzt heftete sie wahrscheinlich gerade eine Notiz an ihren Computer – Lotte, Schokolade – und für eine Weile würde das die Lotte-Schachtel mit fest verschlossenem Deckel sein.
»Ja, die waren toll«, sagte sie traurig und beantwortete einsilbig die höflichen Fragen ihrer Mum über Onkel Jack und Danny und den Laden. Ihre Mum versprach noch einmal, dass sie versuchen würde, ein paar Tage freizubekommen, um sie zu sehen, aber Lotte wusste, dass das nicht passieren würde.
»Du könntest herkommen und mich besuchen!«, schlug ihre Mum fröhlich vor. »Natürlich nicht dieses Wochenende, und ich bin nicht sicher, ob es nächstes ginge, aber bald … ich muss jetzt auflegen, Lotte, da ist ein Anruf auf der anderen Leitung. Tschüss, mein Schatz!«
Das Telefon tutete dumpf in Lottes Hand. Sie fühlte sich so allein, fast schon verlassen. Mit einem Mal war sie schrecklich müde. Sie lehnte sich an die Wand und machte die Augen zu. Vielleicht konnte sie einfach eine Weile hier schlafen. Es ist schließlich nicht so, als würde mich jemand vermissen, dachte sie voller Selbstmitleid. Sie fand fast Gefallen daran, so unglücklich wie möglich zu sein.
Das sanfte Reiben von Fell an ihrem Bein kam nicht wirklich überraschend. Tabitha schien die faszinierende Fähigkeit zu haben, immer dann aufzutauchen, wenn sie gebraucht wurde. Jetzt, wo Lotte darüber nachdachte, hörte sie auch Ariadne, die unten im Laden mit Onkel Jack plauderte.
Lotte streichelte Tabitha hinter den weichen braunen Ohren. »Sofie ist ziemlich sauer auf dich, weißt du«, murmelte sie.
Die Augen der kleinen Katze schlossen sich genüsslich. Sie schien nicht allzu besorgt.
»Meine Mum kommt nicht her«, erzählte Lotte ihr. »Ich hätte wissen sollen, dass sie es nicht ernst meint. Ihr gefällt es dort bestimmt total gut ohne mich. Sie sagt ständig, es ist, weil sie so viel arbeiten muss, aber ich schätze, sie ist einfach froh, mich los zu sein.« Lottes Stimme zitterte. »Manchmal glaube ich, dass sie mich gar nicht lieb
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