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Zauberkusse

Zauberkusse

Titel: Zauberkusse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Voosen Jana
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Rostlaube und lebe auf vierzig Quadratmetern, und warum? Weil ich jeden Pfennig für mein eigenes Café zurückgelegt habe.
    »Ruf doch Gregor an und sag ihm, er soll dir das Geld jetzt endlich zurückgeben«, schlägt Loretta, pragmatisch wie sie ist, vor.
    »Das werde ich auf keinen Fall tun, ihn um Geld bitten«, antworte ich heftig und haue mit der flachen Hand auf den Schreibtisch, dass meine Kostenkalkulation abhebt.
    »Wer hat was von bitten gesagt? Er hat es dir doch versprochen, oder nicht?«
    »Er hat mir auch versprochen, dass er mich lieben wird bis in alle Ewigkeit, ich hatte das sogar schriftlich von ihm«, sage ich bitter mit einem Blick auf meinen Flurspiegel und fahre, ohne auf Lorettas irritiertes Räuspern zu achten, fort: »Er hat mir tausend Dinge versprochen, die er nicht gehalten hat. Nur über meine Leiche rufe ich ihn an und frage nach dem Geld!«
    »Gut, wenn du das nicht willst, dann müssen wir eine andere Lösung finden. Entweder du nimmst einen Kredit bei der Bank auf oder du schränkst dich in den Kosten ein.«
    »Auf keinen Fall, es ist alles so perfekt«, sage ich in jammervollem Ton. »Und außerdem habe ich schon echt sparsam kalkuliert.«
    »Dann musst du dir eben Geld leihen«, meint Loretta und ich seufze tief. »Mach dir keine Sorgen, andere Leute starten ihr eigenes Geschäft mit null Eigenkapital und das funktioniert auch. Ist schon toll, dass du überhaupt soviel Geld angespart hast«, versucht sie mich aufzuheitern. »Hör zu, ich muss zum Gericht. Bis später.«
    »Ja, bis dann«, sage ich und lege auf. Sauer starre ich vor mich hin. Natürlich kann ich mir die achttausend Euro von der Bank leihen, aber so ganz einsehen kann ich das nicht. Das ist mein Geld! Und Gregor hat tatsächlich versprochen … Oh nein! Ich greife erneut nach meinem Telefon und mache mich unsinnigerweise in meinem restlos leeren Speicher auf die Suche nach besagter SMS. Ob ich sie nicht doch irgendwo anders hin verschoben habe. Leider ist sie jedoch nicht zu finden. Mein Handy ist absolut Gregor-freie Zone. Ich könnte mir selbst in den Hintern treten, dass ich nicht daran gedacht habe, ihn an das Geld zu erinnern. So einen Betrag zahlt der doch aus der Portokasse. Dabei fällt mir auf, dass ich Gregor noch nie gefragt habe, wieviel er eigentlich mit einem seiner Bilder so verdient. Aus gutem Grund. Einen Mann nach seinem Einkommen zu fragen klingt ja immer so ein bisschen verdächtig. Schlecht kann er jedenfalls nicht verdienen. Ein weiteres Mal fühle ich mich von ihm im Stich gelassen. Ein paar Tränen kullern meine Wange hinunter, dann wische ich sie energisch weg. Schluss jetzt mit der Heulerei!
     
    In den nächsten zwei Wochen bin ich so beschäftigt, dass ich manchmal tatsächlich mehrere Stunden am Stück vergesse, dass es einen Herrn namens Gregor Landahl in meinem Leben gegeben hat. Und wenn ich an ihn denke, dann macht mich das eher wütend als traurig. Dieser Mistkerl! Wenn ich nicht über einen geeigneten Namen für mein Café nachdenke, dann male ich mir wüste Rachepläne aus. Aber die Idee, ihn von Madame Thekla verhexen zu lassen, habe ich dann doch schnell wieder aufgegeben.
    »Alles fällt auf dich zurück, Luzie«, hat sie bekümmert gesagt und ich konnte förmlich durch den Hörer spüren, wie sie ihr rotbelocktes Haupt schüttelt, »und willst du wirklich, dass eine Naturgewalt kommt und dein neu eröffnetes Café dem Erdboden gleichmacht?« Zwar halte ich es für relativ unwahrscheinlich, dass in den nächsten fünfzig Jahren ein Tornado die Hamburger Schanze heimsuchen wird, dennoch habe ich meinen Plan daraufhin fallen gelassen. »Das Leben sorgt für Gerechtigkeit, mein liebes Kind«, hat Thekla mir noch versichert und mir das Versprechen abgenommen, sie bald wieder zu besuchen.
     
    Zunächst einmal bekomme ich aber unerwarteten Besuch. Es ist Mittwochmorgen, acht Uhr früh, ich sitze todmüde am Küchentisch und versuche, meine Lebensgeister mit einem starken Kaffee zu wecken. Meine Füße tun noch weh von der Schicht im L’Auberge. Ausgerechnet gestern hatten wir zwei Geburtstagsgruppen, deren klägliche Reste sich um halb zwei dann auch noch zusammentaten. Fast eineinhalb Stunden habe ich gebraucht, um auch den letzten Gast höflich hinauszukomplimentieren. Als dann heute Morgen nach nicht einmal vier Stunden Schlaf der Wecker klingelte, dachte ich, jemand wäre mit der Dampfwalze über mich drübergerollt. Aber ich habe mir vorgenommen, heute endlich das

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