Zauberschiffe 01 - Der Ring der Händler
fragte Kennit. Er gab seinen Worten einen amüsierten Anstrich und bemerkte, wie Gankis darüber rätselte, ob das jetzt Selbstironie oder eine Drohung war. Gankis verlagerte unauffällig sein Gewicht, so dass sich sein Gesicht nicht mehr in Reichweite der Faust seines Kapitäns befand.
»Das sagen alle, Sir«, erwiderte er zögernd. »Niemand kann irgendwas mit nach Hause nehmen, was er am Strand der Schätze findet. Ich weiß ganz sicher, dass der Freund meines Onkels es jedenfalls nicht konnte. Nachdem die Anderen sich seinen Fund angesehen und ihm die Zukunft daraus geweissagt hatten, ist er den Anderen den Strand entlang bis zu diesem Steinkliff gefolgt.«
Gankis streckte den Arm aus und deutete auf die entfernten Schieferklippen. »Und in ihrer Vorderseite befinden sich Tausende von kleinen Löchern, kleine… wie nennt man sie noch…?«
»Alkoven«, kam ihm Kennit mit beinahe träumerischer Stimme zu Hilfe. »Ich nenne sie Alkoven, Gankis. Und das würdest du auch tun, wenn du deine Muttersprache beherrschtest.«
»Jawohl, Sir. Alkoven. Und in jedem befand sich ein Schatz, außer in denen, die leer waren. Und die Anderen ließen ihn an der Wand entlanggehen und all die Schätze ansehen. Es waren Dinge darunter, die er sich nicht einmal hätte vorstellen können.
Porzellanteetassen mit wunderschönen Rosenblüten verziert, goldene Weinbecher mit diamantenen Rändern und kleine, bunt bemalte Spielzeugfiguren und… ach, Hunderte von wunderbaren Dingen und jedes davon in einem Alkoven, Sir.
Und dann hat er einen Alkoven gefunden, der genau die richtige Größe und Form hatte, und hat die Schmetterlingslady hineingestellt. Er hat meinem Onkel erzählt, dass sich niemals etwas so gut und so richtig angefühlt hat, wie diesen kleinen Schatz in diese Nische zu stellen. Dann hat er sie dort gelassen, ist von der Insel weggesegelt und nach Hause gefahren.«
Kennit räusperte sich. Dieser einzelne Laut drückte mehr Verachtung und Widerwillen aus, als die meisten Menschen in einen ganzen Schwall von Verwünschungen hätten packen können. Gankis senkte den Blick. »Er hat das gesagt, Sir, nicht ich.«
Er zog am Bund seiner schäbigen Hose und fügte beinahe zögernd hinzu: »Der Mann lebt ein bisschen in einer Traumwelt. Er hat ein Siebtel von allem, was er verdient hat, Sas Tempel geschenkt und dann auch noch seine beiden ältesten Kinder. Solch ein Mann denkt nicht wie wir, Sir.«
»Falls du überhaupt denkst, Gankis«, erwiderte der Kapitän spöttisch. Er sah mit seinen blassen Augen in die Ferne, auf die Wasserlinie, und blinzelte etwas, als die Morgensonne sich grell auf den wogenden Wellen brach. »Schwing dich wieder auf dein Riedgras, Gankis, und geh dort oben entlang. Und bring mir, was du findest. Sofort.«
»Jawohl, Sir.«
Der ältere Pirat schlurfte davon, nicht ohne seinem jungen Kapitän noch einen reumütigen Blick zuzuwerfen. Dann kletterte er geschickt das niedrige Ufer hinauf auf die üppig begraste Hochebene, die den Strand abgrenzte. Er ging parallel zur Wasserlinie und musterte dabei den Weg vor sich. Und stieß beinahe augenblicklich auf etwas.
Er lief darauf zu und hob einen Gegenstand auf, der im Sonnenlicht glänzte. Er hielt ihn vor die Augen und betrachtete ihn voller Bewunderung. »Sir, Sir, Ihr solltet Euch ansehen, was ich gefunden habe!«
»Das könnte ich auch, wenn du es zu mir bringen würdest, wie ich es dir befohlen habe!«, erklärte Kennit verärgert.
Wie ein Hund, der gerufen wird, eilte Gankis wieder zu seinem Kapitän zurück. Seine braunen Augen funkelten mit jugendlichem Feuer, und er umklammerte den Schatz mit beiden Händen, als er unbeholfen den mannshohen Abhang zum Strand hinuntersprang. Während er lief, drang Sand in seine flachen Schuhe. Kennit runzelte kurz die Stirn, als er beobachtete, wie Gankis sich ihm näherte. Obwohl der alte Seemann beinahe einen Kotau machte, um ihm zu schmeicheln, war er eigentlich nicht mehr geneigt, seine Beute zu teilen, als jeder andere Mann seines Gewerbes. Kennit hatte nicht wirklich erwartet, dass Gankis ihm seinen Fund von den grasigen Dünen freiwillig bringen würde. Im Gegenteil, er war sogar eher davon ausgegangen, dass er sich den Mann bis zum Ende ihres Spaziergangs vom Hals geschafft hatte. Dass Gankis jetzt auf ihn zustürmte und sein Gesicht vor Freude glühte wie das eines Landgimpels, der seinem Liebchen einen Blumenstrauß überreicht, war wirklich beunruhigend.
Dennoch trug Kennit sein sardonisches
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