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Zauberschiffe 01 - Der Ring der Händler

Titel: Zauberschiffe 01 - Der Ring der Händler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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Glücksbringer erwachte, hatte dieser nur vielsagend mit den Schultern gezuckt und mit viel Gefuchtel erklärt, dass dies weder er noch jemand anders voraussagen könnte. Ein Jahr lang hatte Kennit darauf gewartet, dass sein Zauberamulett erwachte, damit er endlich sicher sein konnte, dass der Zauber auch vollkommen wirksam war. Aber dann kam die Zeit, da er nicht mehr länger warten konnte. Er wusste rein instinktiv, dass er den Strand der Schätze besuchen und herausfinden musste, welche Reichtümer der Ozean für ihn anschwemmen würde. Er konnte nicht mehr darauf warten, dass sein Amulett erwachte, sondern musste das Risiko eingehen. Wieder blieb ihm nur, darauf zu vertrauen, dass sein Glück ihn beschützte. Das hatte es schließlich auch an dem Tag getan, als er den Holzschnitzer töten musste, oder etwa nicht? Der Mann hatte sich unerwarteterweise umgedreht und gesehen, wie Kennit seinen Dolch zog. Der Pirat war überzeugt, dass der Mann viel lauter geschrien hätte, wäre er noch im Besitz seiner Zunge gewesen.
    Kennit schob alle Gedanken an den Künstler beiseite. Jetzt war nicht der richtige Moment, über ihn nachzudenken. Er war nicht zum Strand der Schätze gekommen, um über die Vergangenheit nachzugrübeln, sondern um einen Schatz zu finden, der seine Zukunft sicherte. Er richtete den Blick scharf auf die gewundene Flutgrenze und folgte ihr den Strand entlang. Glitzernde Muscheln, Krebszangen und die Knäuel aus Seetang und großen und kleinen Stücken Treibholz beachtete er nicht. Der Blick seiner blauen Augen suchte nach treibenden Wracks und Wrackteilen. Er musste nicht weit gehen, bis er belohnt wurde. In einer kleinen, mitgenommenen Holzkiste fand er ein Service aus Teetassen. Er glaubte nicht, dass sie von Menschen gemacht oder benutzt worden waren. Es waren zwölf, und sie waren aus ausgehöhlten Vogelknochen angefertigt. Miniaturen in Blau waren darauf aufgemalt, und die Linien waren so fein, dass sie aussahen, als habe der Pinsel nur ein einziges Haar gehabt. Die Tassen waren offenbar häufig benutzt worden, denn die blauen Bilder waren so verblasst, dass nicht mehr zu erkennen war, was sie eigentlich darstellten, und die knöchernen Henkel waren glatt und abgenutzt. Er klemmte sich den Kasten unter den Arm und ging weiter.
    Er schritt in der Sonne und gegen den Wind weiter. Seine eleganten Stiefel hinterließen deutliche Spuren im nassen Sand.
    Gelegentlich hob er den Blick und ließ ihn beiläufig über den ganzen Strand gleiten. Dabei achtete er darauf, dass seine Miene keinerlei Erwartung verriet. Als er wieder hinuntersah, bemerkte er eine winzige Schachtel aus Zedernholz. Das Salzwasser hatte das Holz quellen lassen. Um sie zu öffnen, musste er sie wie eine Nuss gegen einen Stein schlagen. In der Schachtel befanden sich Fingernägel. Sie waren aus prachtvollem Perlmutt gefertigt. Mit winzigen Klammern konnte man sie auf einem gewöhnlichen Fingernagel befestigen. An der Spitze von jedem einzelnen Nagel befand sich eine winzige Vertiefung, vielleicht für Gift. Es waren zwölf. Kennit schob die Dose in seine andere Tasche, wo die Nägel rasselten und vernehmlich aneinanderschlugen, als er weiterging.
    Es störte ihn nicht, dass seine Funde weder von Menschenhand gefertigt noch für menschlichen Gebrauch entworfen waren.
    Obwohl er sich zuvor über Gankis’ Glauben an den Zauber, der über dem Strand lag, lustig gemacht hatte, wussten doch alle, dass die Wellen von mehr als einem Ozean an diesen Strand schlugen. Schiffe, deren Kapitäne dumm genug waren, während einer weißen Bö irgendwo vor dieser Insel zu ankern, verschwanden fast immer ganz und gar, ohne auch nur einen Trümmersplitter zu hinterlassen. Alte Seeleute behaupteten, sie seien während eines Sturms aus dieser Welt in die Meere einer anderen gefegt worden. Kennit zweifelte nicht an ihren Worten.
    Er blickte zum Himmel hinauf, aber der war blau und strahlend. Der Wind war zwar frisch, aber er vertraute darauf, dass das Wetter beständig blieb.
    Dann konnte er den Strand der Schätze ganz abgehen und anschließend quer über die Insel zu seinem Schiff zurückkehren, das in der Bucht der Tücke ankerte. Er vertraute darauf, dass sein Glück anhielt.
    Schließlich machte er eine beunruhigende Entdeckung. Es war ein Beutel aus blauem und rotem Leder, der halb unter dem feuchten Sand begraben lag. Es war festes Leder. Anscheinend sollte der Beutel lange halten. Das Salzwasser hatte ihn durchnässt und befleckt, und die Farben

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