Zauberschiffe 05 - Die vergessene Stadt
Leute wütend Unabhängigkeit für Bingtown oder wollen die Macht mit den Neuen Händlern teilen. Diese Pläne können nicht funktionieren. Bingtown muss mit Jamaillia verbündet bleiben, damit unser Handel weiterhin blüht. Aus demselben Grund müssen auch die Neuen Händler aus Bingtown verschwinden. Ihr repräsentiert für mich die ideale Lösung. Wenn Ihr in Bingtown bleibt und mit der Stimme des Satrapen sprecht, könnt Ihr diese beiden Ziele für uns erreichen. Aber wenn der Satrap stirbt, dann verliert Ihr mit ihm auch seine Macht. Und falls der Satrap, was noch schlimmer wäre, aus eigener Kraft zurückkehrt, wird Eure Stimme von seiner zum Schweigen gebracht werden. Mein Plan ist einfach, auch wenn er nicht leicht durchzuführen ist. Wir müssen den Satrapen wieder in unsere Gewalt bekommen. Dann zwingen wir ihn, Euch die Macht in Bingtown zu übergeben. Ihr könntet unsere Steuern reduzieren, die Chalcedeaner aus unserem Hafen vertreiben und die Besitztümer der Neuen Händler beschlagnahmen. Wir bieten dem Satrapen sein Leben im Austausch gegen diese Konzessionen an. Sobald er sie niedergeschrieben hat, halten wir ihn hier fest, in allen Ehren natürlich. Wenn er droht, die jamaillianische Flotte zu mobilisieren, präsentieren wir ihnen den unversehrten Satrapen, um zu beweisen, dass es hier nichts zu rächen gibt. Zu guter Letzt senden wir ihn nach Jamaillia zurück. Das klingt doch alles ganz sinnvoll, oder nicht?«
»Bis auf zwei Kleinigkeiten«, bemerkte Serilla ruhig. »Wir haben den Satrapen nicht mehr unter Kontrolle. Und«, fuhr sie fort, »ich sehe nicht so ganz, was Ihr dabei gewinnt. Ihr mögt ja ein Patriot sein, Roed Caern, aber ich glaube Euch nicht, dass Ihr hier vollkommen selbstlos handelt.«
»Aus diesem Grund müssen wir rasch Schritte unternehmen, um den Satrapen zu finden. Das dürfte doch wohl klar sein.
Was mich angeht: Mein Ehrgeiz ist genauso groß wie Eurer, und ich bin auch in einer ganz ähnlichen Lage wie Ihr. Mein Vater ist kerngesund und Mitglied eines Geschlechts, das sehr alt wird. Es wird noch Jahre, vielleicht sogar Dekaden dauern, bis ich endlich der Händler der Caern-Sippe werde. Ich habe keine Lust, so lange auf Macht und Einfluss zu verzichten. Außerdem fürchte ich, dass Bingtown wahrscheinlich nur mehr ein Schatten seiner selbst sein wird, wenn ich schließlich Autorität erbe. Um meine Zukunft zu sichern, muss ich mir vorher Macht verschaffen. So wie Ihr es jetzt auch tut. Ich sehe keinen Grund, warum wir unsere Bemühungen nicht vereinen sollten.«
Caern ging rasch durch das Zimmer. Ronica malte sich aus, wie er sich wieder vor der Gefährtin aufbaute. »Ihr seid es offenbar nicht gewohnt, auf Euch allein gestellt zu sein. Ihr braucht in Bingtown einen Beschützer. Wir werden heiraten.
Und im Austausch für meinen Schutz, meinen Namen und mein Heim teilt Ihr Eure Macht mit mir. Was könnte einfacher sein?«
Die Stimme der Gefährtin klang leise und ungläubig. »Ihr maßt Euch eine Menge an, Händlersohn!«
Roed lachte. »Tatsächlich? Ich bezweifle, dass Ihr ein besseres Angebot bekommt. Nach Bingtowner Maßstäben seid Ihr fast schon eine alte Jungfer. Seht in die Zukunft, Serilla, und zwar nicht nur eine Woche oder einen Monat. Irgendwann werden diese Unruhen beigelegt sein. Was wird dann aus Euch? Nach Jamaillia könnt Ihr nicht zurück. Man müsste schon blind und taub sein, um zu glauben, dass Euch Eure Rolle als Gefährtin des Satrapen Cosgo gefallen hat. Also, was wollt Ihr tun? Hier in Bingtown bleiben und in sozialer Isolierung unter den Leuten leben, die Euch niemals ganz akzeptieren werden? Ihr würdet irgendwann eine ältliche Frau werden, einsam und kinderlos. Händler Restates Heim und seine Vorratskammer werden Euch nicht immer zur Verfügung stehen.
Wo wollt Ihr also leben, und wovon?«
»Wie Ihr vorgeschlagen habt. Ich werde die Stimme des Satrapen hier in Bingtown sein. Ich werde meine Autorität nutzen, um mir meinen Lebensunterhalt zu sichern.« Ronica musste beinahe lächeln, als sie hörte, wie die Gefährtin gegen Roed aufbegehrte.
»Aha, verstehe.« Er machte aus seiner Belustigung keinen Hehl. »Ihr stellt Euch also vor, als unabhängige Frau in Bingtown zu leben?«
»Warum denn nicht? Ich sehe andere Frauen, die ihre eigenen Geschäfte führen und Macht ausüben. Denkt zum Beispiel an Ronica Vestrit…«
»Ja, lasst uns über Ronica Vestrit reden.« Roed unterbrach sie ungeduldig. »Wir sollten uns auf die aktuellen
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