Zauberschiffe 05 - Die vergessene Stadt
Probleme konzentrieren. Ihr werdet sehr bald begreifen, dass ich Euch ein sehr gutes Angebot gemacht habe. Bis dahin kümmern wir uns um den Satrapen. Wir hatten schon vorher Grund, die Vestrits zu verdächtigen. Denkt nur an die Mühe, die Davad Restate auf sich genommen hat, um Malta Vestrit auf dem Ball Cosgo unterzuschieben. Wenn diese Malta nun den Satrapen von den Regenwildleuten weggelockt hat, muss das Teil eines Verschwörungsplans sein. Vielleicht bringen sie ihn nach Bingtown zurück, um mit den Neuen Händlern zusammenzuarbeiten. Vielleicht flieht er vom Fluss aufs offene Meer, um seine chalcedeanischen Verbündeten mit Feuer und Kriegsmaschinen gegen uns zu führen.«
Sie schwiegen. Ronica holte tief und lautlos Luft. Malta? Was sollte dieses Geschwätz, dass sie den Satrapen entführt hätte?
Es ergab keinen Sinn. Und es konnte nicht stimmen. Malta konnte unmöglich in diese Sache verwickelt sein. Aber gleichzeitig sagte Ronica ihr Instinkt, dass ihre Enkelin dazu sehr wohl fähig war.
»Wir haben noch einen Trumpf.« Roeds Stimme unterbrach Ronicas Spekulationen. »Wenn es sich hier um eine Verschwörung handelt, haben wir eine Geisel.« Seine nächsten Worte bestätigten Ronicas schlimmste Befürchtungen. »Die Großmutter des Mädchens ist in unserer Gewalt. Ihr Leben hängt davon ab, ob das Mädchen mit uns zusammenarbeitet. Selbst wenn sie nichts auf ihre Familie gibt, steht hier dennoch ein Vermögen auf dem Spiel. Wir können ihren Besitz beschlagnahmen und drohen, ihn zu zerstören. Das Vestrit-Mädchen hat Freunde unter den Bingtown-Händlern. Also ist sie sicher nicht immun gegen ein kleines bisschen ›Überredung‹.«
Erneut folgte ein kurzes Schweigen. Als die Gefährtin schließlich antwortete, klang ihre Stimme wütend. »Wie könnt Ihr über so etwas auch nur nachdenken? Was wollt Ihr tun? Sie hier unter meinem Dach festnehmen?«
»Es herrschen schwere Zeiten!« Roeds Stimme klang zuversichtlich. »Freundlichkeit wird Bingtown nicht wieder aufbauen.
Wir müssen bereit sein, für unsere Heimat harte Maßnahmen zu ergreifen. Es ist nicht nur allein meine Idee. Händlersöhne sehen oft, was ihre halb blinden Väter nicht erkennen können.
Wenn am Ende das rechtmäßige Volk von Bingtown wieder regiert, dann werden alle sehen, dass wir richtig gehandelt haben. Wir haben bereits angefangen, den Alten im Konzil unsere Stärke zu beweisen. Denen, die sich gegen uns stellen, wird es schlecht ergehen. Aber reden wir nicht davon.«
»Das rechtmäßige Volk von Bingtown?«
Ronica konnte nicht mehr mit anhören, wen Roed Caern wohl für das rechtmäßige Volk Bingtowns hielt. Das Knarren einer Tür warnte sie gerade noch rechtzeitig. Jemand kam hierher.
Leichtfüßig wie ein Kind verließ sie ihren Lauschposten, lief durch den Flur und verschwand in einem Gästezimmer. Dort blieb sie im Dunkeln stehen und lauschte dem Dröhnen des Herzschlags in ihren Ohren. Einen Moment lang hörte sie nichts anderes als diese Panik ihres Körpers. Als ihr Herzschlag sich beruhigte und ihr Atem gleichmäßiger ging, nahm sie auch die leisen Geräusche des großen Hauses wahr, das erwachte. Sie presste ein Ohr an die Tür des Salons und hörte, wie eine Dienstmagd das Frühstück in Davads Arbeitszimmer trug. Sie wartete ungeduldig darauf, bis die Frau weggeschickt wurde. Nachdem sie ihr genug Zeit gegeben hatte, um in die Küche zu gehen, hastete Ronica aus ihrem Versteck zurück in ihr Zimmer.
Rache öffnete schlaftrunken die Augen, als Ronica die Tür hinter sich schloss. »Steh auf!«, sagte Ronica leise. »Wir müssen unsere Sachen zusammensuchen und sofort fliehen.«
Serilla war dankbar für die Unterbrechung durch die Dienstmagd, die Kaffee und Brötchen brachte. Roed funkelte die Frau zwar finster an, schwieg jedoch. Nur wenn er nichts sagte, konnte Serilla wirklich eigene Gedanken fassen. Wenn Roed da war, wenn er hoch aufgerichtet vor ihr stand und so nachdrücklich redete, nickte sie einfach nur zu allem. Erst später erinnerte sie sich daran, was er eigentlich gesagt hatte, und schämte sich dafür, dass sie dem zugestimmt hatte.
Er flößte ihr Angst ein. Als er ihr enthüllt hatte, dass er ihren heimlichen Wunsch kannte, die Macht des Satrapen für sich zu beanspruchen, wäre sie beinahe in Ohnmacht gefallen. Als er dann gelassen davon ausgegangen war, dass er sie zur Frau nehmen könnte, und ihren Widerspruch einfach belustigt beiseite wischte, war sie beinahe erstickt. Selbst jetzt noch
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