Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Zauberschiffe 05 - Die vergessene Stadt

Titel: Zauberschiffe 05 - Die vergessene Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
Vom Netzwerk:
doch noch eine Herberge stehen.«
    »Von Aufdringlichkeit kann man da kaum sprechen«, erwiderte Keffria. »Ich bin sicher, dass Selden und ich Eure Gesellschaft begrüßen würden.«
    Reyn begriff plötzlich, dass hinter dieser Einladung mehr steckte als bloße Gastfreundschaft. »Es ist vielleicht nicht sicher für Euch, wenn Ihr allein in Euer Haus zurückkehrt«, sprach er seine Vermutung laut aus. »Bitte, lasst meine Mutter und mich unsere Angelegenheiten regeln. Dann begleiten wir Euch und sorgen dafür, dass Ihr sicher nach Hause kommt.«
    »Dafür wäre ich Euch dankbar«, erwiderte Keffria demütig.
    Nach einem Moment des Schweigens seufzte Jani. »Ich hatte nur meine eigenen Sorgen im Kopf. Was diese Rückkehr für Euch bedeutet, war mir gar nicht klar. Sicher, dass Euch Leid erwartet, habe ich mir gedacht, aber ich habe nicht mit Gefahr gerechnet. Ich war sehr gedankenlos.«
    »Ihr habt Eure eigene Last zu tragen«, erwiderte Keffria.
    »Trotzdem«, sagte Jani ernst. »Ehrlichkeit sollte ein Weile die Höflichkeit ersetzen. Und nicht nur zwischen Euch und mir. Alle Händler müssen ehrlich sein, wenn wir das hier überleben sollen. Ah, bei Sa, seht Euch den großen Markt an! Die Hälfte ist zerstört!«
    Während die Mannschaft an Deck arbeitete, glitten Reyns Blicke über die versammelten Männer, die das Schiff erwarteten. Er erkannte Grag Tenira. Seit dem Sommerball hatte er ihn nicht mehr gesehen. Seine gemischten Gefühle überraschten ihn. Grag war ein Freund, und trotzdem brachte Reyn ihn mit Maltas Tod in Verbindung. Würde ihr Tod von jetzt an jeden Tag seines Lebens mit Schmerz färben? Anscheinend war das so.
    Der Kendry wurde vertäut und eine Laufplanke angelegt. Als der Zugang zu dem Schiff gesichert war, stürmte die Menge vor und überhäufte den Kapitän und die Mannschaft mit Fragen. Reyn drängte sich durch die Menschen hindurch. Seine Mutter, Keffria und Selden folgten ihm. Als er die Pier betrat, stand Grag vor ihm. »Reyn?«, fragte er leise.
    »Ja.« Er reichte Grag seine behandschuhte Hand. Der Bingtown-Händler nahm sie und zog Reyn dichter an sich heran.
    »Ist der Satrap gefunden worden?«, fragte er flüsternd.
    Reyn schüttelte den Kopf. Grag runzelte die Stirn und sprach hastig weiter. »Kommt mit. Alle. Draußen wartet eine Kutsche.
    Ein Junge hat für mich schon seit drei Tagen nach dem Kendry Ausschau gehalten. Beeilen wir uns. Es gehen in letzter Zeit wilde Gerüchte in Bingtown um. Hier seid Ihr nicht sicher, keiner von Euch.« Grag zog unter seinem Umhang die zerlumpte Kutte eines Hafenarbeiters hervor. »Es ist besser, wenn keiner Eure Regenwildkleidung sieht.«
    Einen Moment schwieg Reyn geschockt. Dann breitete er den Kittel aus und legte ihn seiner Mutter über die Schultern. Ohne große Formalitäten packte er Keffrias Arm. »Kommt rasch und seid leise«, flüsterte er ihr zu. Er sah, wie die Bingtown-Händlerin Seldens Hand fester umklammerte. Der Junge spürte, dass etwas nicht stimmte. Er erschrak, folgt ihnen aber rasch. Ihr Gepäck ließen sie auf dem Schiff. Daran war nichts zu ändern.
    Grags Kutsche war eher ein offener Karren, mit dem man besser Gepäck als Passagiere transportieren konnte. Und er roch nach Fisch. Zwei muskulöse junge Männer warteten im hinteren Teil. Sie trugen die Kleidung der Drei-Schiffe-Fischer.
    Reyn half den Frauen auf den Karren, während Grag auf den Bock sprang und die Zügel nahm. »Da hinten liegt Segeltuch.
    Wenn Ihr es über Euch haltet, hält es den Regen etwas ab.«
    »Und es verbirgt uns auch gut«, bemerkte Jani gereizt, aber sie half Reyn, das Tuch auseinander zu breiten. Sie kauerten sich darunter. Ihre Begleiter hockten am Ende des Karrens und ließen ihre Beine baumeln, während Grag die uralte Mähre antrieb.
    »Warum ist der Hafen so leer?«, fragte Reyn einen der beiden Fischer. »Wo sind die Schiffe von Bingtown?«
    »Auf dem Meeresgrund, oder aber sie jagen Chalcedeaner.
    Sie haben uns gestern einen Besuch abgestattet. Zwei Schiffe haben sich dem Hafen genähert, und drei andere kreuzten vor der Küste. Die Ophelia hat sie zusammen mit unseren anderen Schiffen verfolgt. Bei Sa, und wie die geflüchtet sind! Aber zweifellos haben unsere Schiffe sie eingeholt. Wir warten immer noch darauf, dass sie zurückkehren.«
    Irgendetwas daran störte Reyn, aber er wusste nicht genau, was es war. Während das Pferd den Karren durch Bingtown zog, konnte er nur kurze Blicke auf die Stadt werfen. Es gab wieder Handel, aber

Weitere Kostenlose Bücher