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Zauberschiffe 05 - Die vergessene Stadt

Titel: Zauberschiffe 05 - Die vergessene Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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Stadt der Altvorderen war beinahe vollkommen. Vielleicht konnte man einen Teil der Stadt wieder öffnen. In der Zwischenzeit waren die Händler-Familien, die nur von den wundervollen Dingen lebten, die sie in der Stadt ausgruben, vollkommen verarmt. Diese Familien bildeten jedoch das Rückgrat von Trehaug. Wenn sie die Stadt der Altvorderen nicht weiter ausplündern konnten, gab es keinen ökonomischen Grund, Trehaug weiter zu besiedeln. Denn die Bewohner ernteten zwar ein bisschen Nahrung von den Bäumen aus dem Regenwildwald, aber sie hatten kein Land, auf dem sie Getreide anbauen oder Vieh weiden lassen konnten. Sie hatten ihre Nahrung immer im Tauschhandel bekommen, indem sie ihre Bedürfnisse durch Bingtown befriedigten.
    Dass die Chalcedeaner den Handel unterbanden, war in Trehaug bereits zu spüren. Und wenn erst einmal der Winter anbrach, würde sich die Lage sehr bald verschärfen.
    Reyn kannte die tiefsten Ängste seiner Mutter. Sie glaubte, dass diese Katastrophe das Regenwildvolk vernichten könnte.
    Die Bevölkerungszahl war während der beiden letzten Generationen massiv gesunken. Es gab eine hohe Rate von Totgeburten bei Regenwildkindern, und ebenso viele starben während der ersten Monate. Selbst die, die lange lebten, hatten keine so lange Lebensspanne wie gewöhnliche Menschen. Reyn selbst erwartete nicht, älter als dreißig zu werden. Es war einer der Gründe, warum Regenwildhändler ihre Ehepartner oft unter ihren Bingtowner Verwandten suchten. Solche Verbindungen waren meist fruchtbarer, und die Kinder, die daraus entsprangen, waren stärker. Aber die Bingtowner, mochten sie nun Verwandte sein oder nicht, waren während der letzten zwei Generationen immer weniger geneigt, freiwillig in die Regenwildnis zu ziehen. Die Geschenke an die Familien eines zukünftigen Ehepartners waren immer größer, wertvoller und zahlreicher geworden. Beleg dafür war die Bereitschaft von Reyns eigener Familie, sogar die Schuld eines Lebensschiffes als Mitgift für eine Braut in die Waagschale zu werfen. Da Malta jetzt verloren war, ahnte Jani, dass Reyn niemals heiraten oder Nachkommen für die Khuprus-Familie zeugen würde.
    Die Brautgeschenke waren vergeblich gewesen. Und da Trehaug verarmte, würde es den anderen Regenwildfamilien schon schwer genug fallen, die Kinder satt zu bekommen, die sie hatten, geschweige denn, auch noch Ehepartner für sie zu erhandeln. Das Regenwildvolk würde vielleicht vollkommen aussterben.
    Also war Jani nach Bingtown gekommen, um den Verlust des Satrapen zu erklären und gleichzeitig um Hilfe zu bitten. Die Kombination dieser beiden Aufgaben war eine schwere Verletzung ihres Stolzes. Reyn tat seine Mutter Leid. Der Verlust des Satrapen konnte einen Krieg auslösen, der vielleicht die vollständige Vernichtung Bingtowns zur Folge haben würde. Die uralte Stadt der Altvorderen, die er so geliebt hatte, war vernichtet.
    Aber diese Tragödien waren nichts im Vergleich zu den Qualen, die ihm der Verlust Maltas verursachte.
    Er hatte ihren Tod verschuldet. Indem er sie in seine Stadt geführt hatte, hatte er den Weg zu ihrem Tod geebnet. Die einzige Kreatur, der er noch mehr Schuld gab, war Tintaglia. Er verachtete sich dafür, wie sehr er die Drachenkönigin verklärt hatte. Er hatte geglaubt, sie wäre edel und weise, hatte sie als die Letzte ihrer ruhmvollen Art gepriesen. In Wirklichkeit jedoch war sie ein undankbares, selbstsüchtiges und egoistisches Biest. Sie hätte Malta sicher retten können, wenn sie sich darum bemüht hätte.
    Aber um seiner Mutter einen Gefallen zu tun, versuchte er, etwas Positives zu sagen. »Es sieht so aus, als ob die Leute schon mit dem Wiederaufbau angefangen hätten«, erklärte er und streckte die Hand aus.
    »Ja. Barrikaden«, erwiderte sie trocken, als sich das Schiff der Pier näherte. Sie hatte Recht. Reyn wurde nervös, als er bemerkte, dass die Männer auf der Pier schwer bewaffnet waren. Es waren Händler, und er erkannte einige von ihnen. Der Kapitän des Kendry begrüßte sie bereits.
    Jemand räusperte sich. Reyn fuhr herum und sah Keffria Vestrit neben sich stehen. Ihre Blicke glitten von seiner Mutter zu ihm. »Ich weiß nicht, was mich zu Hause erwartet«, sagte sie ruhig. »Aber das Haus der Vestrits steht Euch selbstverständlich offen.« Sie lächelte müde. »Vorausgesetzt, es steht überhaupt noch.«
    »Wir können uns Euch nicht aufdrängen«, versicherte Jani ihr freundlich. »Kümmert Euch nicht um uns. Irgendwo in Bingtown muss

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