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Zauberschiffe 05 - Die vergessene Stadt

Titel: Zauberschiffe 05 - Die vergessene Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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anfangen könntest, Priester zu sein.«
    »Hier? Auf dem Schiff? Warum?«
    »Warum nicht? Du hast mir einmal gesagt, dass einen Mann, der zum Priester bestimmt ist, nichts davon abhalten kann. Es wird ihm passieren, ganz gleich, wo er ist. Und du hast gesagt, dass Sa dich hierhin verpflanzt hat, weil du hier etwas zu erledigen hättest. Schicksal und so weiter.«
    Sie äußerte diese Worte schnippisch, aber unterschwellig hörte er eine verzweifelte Hoffnung darin mitschwingen.
    »Aber warum?«, wiederholte er seine Frage. »Warum drängt Ihr mich jetzt dazu?«
    Sie wandte sich von ihm ab. »Vielleicht vermisse ich ja die Art, wie du immer geredet hast. Wie du dafür gestritten hast, dass es eine Bedeutung und eine Struktur in allem gibt, was passiert, selbst wenn wir sie nicht sofort begreifen. Es war tröstlich, dich das sagen zu hören, auch wenn ich es nicht ganz glauben konnte. Die Sache mit dem Schicksal und der Bestimmung und all das.«
    Sie griff unwillkürlich an ihre Brust, ließ dann aber ihre Hand sinken. Er wusste, wovor sie zurückschreckte. In einem kleinen Beutel um ihren Hals trug sie das Amulett von Anderland, ein kleines Püppchen, das wie ein Baby aussah. Sie hatte es ihm gezeigt, als er sich noch von seiner »wundersamen Heilung«
    erholte. Wintrow hatte gespürt, wie wichtig das für Etta war, aber er hatte seitdem nicht ernsthaft darüber nachgedacht. Sie offenbar schon. Sie betrachtete das Amulett anscheinend als eine Art Omen. Vielleicht hätte Wintrow ihre Meinung geteilt, wenn er geglaubt hätte, dass die anderen, die Missgestalten, wirklich Wahrsager und Propheten waren. Aber das glaubte er nicht. Wahrscheinlich spülten der Wind und die Strömungen allen möglichen Abfall an den Strand, und ihr Amulett war zufällig darunter gewesen. Und was die anderen anging: Die Seeschlange, die er befreit hatte, hatte ihm ihre Meinung über sie sehr deutlich gezeigt. Missgestalten. Die Bedeutung ihres Gedankens war ihm nicht klar gewesen, aber das Entsetzen und die Verachtung waren unmissverständlich. Sie hätten niemals existieren dürfen. Sie waren Diebe einer Vergangenheit, die ihnen nicht gehörte, und sie hatten nicht die Macht, die Zukunft vorauszusagen. Das Amulett, das Etta in ihrem Stiefel gefunden hatte, war aus purem Zufall dorthin gelangt und hatte nicht mehr Aussagekraft als der Sand, der zusammen damit hineingerieselt war.
    Aber das konnte er Etta nicht sagen, ohne sie zu beleidigen.
    Und Etta zu beleidigen konnte eine äußerst schmerzhafte Angelegenheit sein. Also wählte Wintrow seine Worte sehr vorsichtig. »Ich glaube immer noch, dass jedes Individuum seine einzigartige und wichtige Bestimmung hat.«
    Sie stürzte sich auf den entscheidenden Punkt, bevor er sich ihm behutsam nähern konnte. »Es könnte mein Schicksal sein, Kennits Kind zu tragen. Einen Prinzen für den König der Pirateninseln in die Welt zu setzen.«
    »Genauso gut könnte es auch Eure Bestimmung sein, es nicht zu tun«, erwiderte er Ihre Miene zeigte ihre Missbilligung, aber dann wurde sie undurchdringlich. Er hatte sie verletzt. »Das glaubst du also.«
    Er schüttelte den Kopf. »Nein, Etta. Ich glaube nichts von beidem. Ich sage nur, dass Ihr Eure Träume nicht an ein Kind oder einen Mann hängen solltet. Wer Euch liebt oder wen Ihr liebt, ist längst nicht so bedeutend wie die Frage, wer Ihr seid.
    Zu viele Menschen, Frauen und Männer, lieben die Person, die sie gern wären. Als wenn diese Person zu lieben oder von ihr geliebt zu werden ihnen die Wichtigkeit verleihen würde, nach der sie sich sehnen.
    Ich bin nicht Sa. Deshalb mangelt es mir an seiner allumfassenden Weisheit. Aber ich glaube, das Ihr Ettas Bestimmung viel wahrscheinlicher in Etta finden werdet, als wenn Ihr hofft, das Kennit Euch schwängert.«
    Sie war offensichtlich verärgert. Doch sie blieb trotzdem ruhig sitzen, während ihre Augen zornig funkelten, und dachte sorgfältig über seine Worte nach. »Ich kann dir nur schwer widersprechen, wenn du sagst, dass ich selbst wichtig für mich sein könnte«, meinte sie dann verdrießlich und sah ihn offen an. »Ich könnte das auch als Kompliment betrachten. Nur fällt es mir schwer, zu glauben, dass du es ernst meinst, wo du doch offensichtlich nicht glaubst, dass das auch für dich gilt.«
    Wintrow schwieg verblüfft, und sie sprach weiter. »Du hast nicht deinen Glauben an Sa verloren. Du hast deinen Glauben an dich selbst verloren. Du sagst mir, dass ich mich daran messe, wie wichtig ich

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