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Zauberschiffe 05 - Die vergessene Stadt

Titel: Zauberschiffe 05 - Die vergessene Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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Verwandten einträchtig nebeneinander.
    Sie füllten die Halle. Draußen setzten sich die, die nicht mehr hineinpassten, auf die Stufen und bevölkerten die Gärten. Allen war der Schreck und das Leid über die Invasion der Chalcedeaner und den Schaden, den sie verursacht hatten, anzumerken. Der Kampf und das Feuer hatten sie gleich behandelt, angefangen beim wohlhabenden Bingtown-Händler bis hin zum bescheidenen Küchensklaven. Ihre Kleidung war versengt oder blutig und manchmal beides. Die meisten wirkten ungepflegt.
    Kinder klammerten sich an Eltern oder Nachbarn. Die Waffen wurden offen getragen. Die Leute unterhielten sich gedämpft, und die Gespräche drehten sich vor allem um die Drachenkönigin.
    »Sie hat sie angehaucht, und sie sind einfach geschmolzen, wie Wachs vor einer Kerzenflamme.«
    »Sie hat den ganzen Rumpf mit einem einzigen Hieb ihres Schwanzes zertrümmert.«
    »Nicht mal Chalcedeaner haben einen solchen Tod verdient.«
    »Wirklich nicht? Sie verdienen jeden Tod, den wir ihnen zufügen können.«
    »Der Drache ist ein Segen von Sa, der uns zur Rettung geschickt worden ist. Wir sollten Dankesgaben vorbereiten.«
    Viele Menschen standen auch einfach nur schweigend da und betrachteten das Podest, auf dem sich die gewählten Vertreter der einzelnen Gruppierungen versammelten.
    Serilla war ebenfalls da. Sie repräsentierte Jamaillia. Roed Caern stand finster neben ihr. Bei seinem Anblick auf dem Podest musste Ronica die Zähne zusammenbeißen, aber sie zwang sich, ihn nicht anzustarren. Sie hatte gehofft, dass Serilla mit Roed nach seinem unklugen Angriff auf die Neuen Händler gebrochen hatte. Wie konnte sie nur so dumm sein?
    Die Gefährtin stand da, den Blick gesenkt, als würde sie nachdenken. Sie war eleganter gekleidet als jeder andere auf dem Podest. Sie trug eine lange weiße Robe mit Bändern aus Goldbrokat. Die Asche und der Ruß hatten ihren Saum beschmutzt.
    Trotz der langen Ärmel des Gewands und des dicken wollenen Umhangs hatte die Gefährtin die Arme verschränkt, als wäre ihr kalt.
    Sparse Kelter stand ebenfalls auf dem Podest. Das Blut auf seinem Fischerkittel war heute ganz gewiss kein Fischblut.
    Eine grobknochige Frau mit einer Tätowierung auf der Wange und dem Hals stand neben ihm. Es war Dujia, die Sprecherin der Tätowierten. Sie trug eine zerrissene Hose und ein geflicktes Wams. Ihre nackten Füße waren schmutzig. Eine grobe Bandage an ihrem Oberarm legte Zeugnis davon ab, dass sie sich ebenfalls in den Kampf gestürzt hatte.
    Die Händler Devouchet, Conry und Drur repräsentierten das Bingtown-Konzil. Ronica wusste nicht, ob sie die einzigen überlebenden Vorsitzenden des Konzils waren oder ob sie die Einzigen waren, die genug Kühnheit besaßen, Caern und seinen Kohorten entgegenzutreten. Sie hielten genügend Abstand zu Serilla und Roed. Wenigstens diese Trennung war vollzogen.
    Mingsleh stand als Vertreter der Neuen Händler auf dem Podest. Seine reich bestickte Weste sah mitgenommen aus, als hätte er sie mehrere Tage ununterbrochen getragen. Er stand am anderen Ende des Podests, weit von der Tätowierten entfernt, und mied ihren Blick. Ronica hatte gehört, dass Dujia kein gutes Leben als Sklavin gehabt hatte und dass Mingsleh allen Grund hatte, sie zu fürchten.
    Auf dem Rand des Podests saß Ronicas Enkel, Selden. Er ließ die Beine baumeln und war merkwürdig ruhig, während er die Menge unter sich gedankenverloren betrachtete. Nur Mingsleh hatte es gewagt, sein Recht in Frage zu stellen, hier zu sein.
    Selden hatte ihn gelassen angesehen.
    »Ich werde für uns sprechen, wenn die Drachenkönigin kommt«, hatte er dem Mann versichert. »Falls nötig, werde ich auch für den Drachen zu Euch sprechen. Und ich muss hier oben sein, damit sie mich in der Menge erkennen kann.«
    »Wieso glaubst du, dass sie kommt?«, wollte Mingsleh wissen.
    Seldens Lächeln hatte etwas Nicht-Menschliches. »Oh, sie wird kommen, keine Angst«, antwortete er und blinzelte. »Jetzt schläft sie. Ihr Bauch ist voll.«
    Als ihr Enkel lächelte, schillerten die silbernen Schuppen auf seiner Wange. Mingsleh hatte ihn angestarrt und war dann zurückgetreten. Ronica fürchtete, dass sich da neben den Schuppen schon ein blauer Schimmer auf Seldens Lippen abzeichnete. Wie konnte er sich so stark und so schnell verändert haben? Genauso verwunderlich war vielleicht auch die unglaubliche Freude, die er an diesen Veränderungen hatte.
    Jani Khuprus repräsentierte das Regenwildvolk. Sie stand

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