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Zauberschiffe 05 - Die vergessene Stadt

Titel: Zauberschiffe 05 - Die vergessene Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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Grag musterte. »Hältst du mich für einen Dienstboten, den du einfach so kaufen kannst? So lange sind die Drachen doch wohl noch nicht von der Welt verschwunden, hm? Der Wille eines Drachen hat Vorrang vor allen armseligen Zielen der Menschen. Du wirst diesen Konflikt beenden und deine Aufmerksamkeit dann meinen Wünschen widmen.«
    Selden meldete sich zu Wort, bevor Grag etwas erwidern konnte. »Nachdem wir das Wunder deiner Wut gesehen haben, o Mächtige, wie könnten wir uns da etwas anderes wünschen?
    Doch leider sind es die anderen, die Eindringlinge, die diesen Willen in Frage stellen. Sieh doch, wie sie versuchten, dich anzugreifen, bevor sie überhaupt wussten, was du verlangst.
    Zerschmettere sie, und vertreibe sie von unseren Ufern, mächtig beschwingte Königin des Himmels. Befreie unseren Verstand von der Last, ständig an sie denken zu müssen, sodass wir uns freudig deinen erhabeneren Zielen widmen können.«
    Reyn starrte den Jungen an. Woher nahm Selden bloß diese Sprache? Und glaubte er tatsächlich, dass er die Drachenkönigin so leicht manipulieren konnte? Verblüfft sah er zu, wie Tintaglia ihren gewaltigen Schädel senkte, bis sich ihre Nüstern auf einer Ebene mit Seldens Gürtel befanden. Sie gab dem Jungen einen winzigen Schubs, der ihn beinahe zu Boden geschleudert hatte.
    »Du kleine Honigzunge, glaubst du, du kannst mich täuschen? Meinst du, deine liebreizenden Worte würden mich dazu bringen, für euch wie ein Lastvieh zu schuften?« Ihre Stimme klang gleichzeitig sarkastisch und liebevoll.
    Seldens jungenhafter Tenor antwortete ihr klar und deutlich.
    »Nein, Herrin des Windes, ich will dich nicht täuschen. Und ich versuche auch nicht, mit dir zu verhandeln. Ich erbitte mir diesen Segen von dir, o Mächtige, damit wir uns besser auf die Aufgabe konzentrieren können, die du von uns verlangst.«
    Er holte tief Luft. »Wir sind nur kleine Wesen, und uns ist nur eine kurze Lebensspanne gegeben. Wir müssen vor dir kriechen, denn so sind wir geschaffen. Unsere kleinen Geister sind angefüllt mit unseren kurzlebigen Sorgen. Hilf uns, strahlende Königin, unsere Ängste zu beschwichtigen. Vertreibe die Invasoren von unserer Küste, auf dass wir dir mit ungetrübtem Geist dienen können.«
    Tintaglia warf den Kopf zurück und brüllte vor Entzücken.
    »Wie ich sehe, gehörst du mir. Vermutlich muss das auch so sein, denn du warst noch so jung und mir so nah, als meine Schwingen sich das erste Mal entfalteten. Mögen die Erinnerungen von hundert Minnesängern der Altvorderen mit dir sein, mein Kleiner, auf dass du mir wohl dienen mögest. Und jetzt gehe ich, nicht um deine Bitte zu erfüllen, sondern um meine Macht zu demonstrieren.«
    Sie richtete sich auf und drehte sich auf ihren Hinterbeinen wie ein Schlachtross. Reyn sah, wie ihre mächtigen Beine einknickten, und warf sich zu Boden. Einen Moment später fegte ein Windstoß eine Staubwolke über ihn hinweg. Er blieb liegen, während ihre silberblauen Flügel sie in den Himmel trugen. Dann stand er auf und starrte ihrer plötzlich so winzigen Gestalt hinterher. Seine Ohren schienen wie mit Watte verstopft zu sein. Noch während er ihr nachsah, packte Grag seinen Arm. »Was ist Euch nur eingefallen, Euch ihr so entgegenzustellen?«, wollte der Händler wissen. Er hob ehrfürchtig den Blick. »Sie ist großartig. Und sie ist unsere einzige Hoffnung.«
    Er grinste Selden an. »Du hattest Recht, Junge. Drachen verändern alles.«
    »Das habe ich auch einmal geglaubt«, erwiderte Reyn gereizt.
    »Lasst Euch nicht von ihrem Glanz täuschen. Sie ist genauso hinterlistig, wie sie großartig ist, und in ihrem Herzen ist nur Platz für ihre eigenen Interessen. Wenn wir uns ihrem Willen beugen, wird sie uns genauso sicher versklaven, wie die Chalcedeaner es getan hätten.«
    »Du irrst dich.« Auch wenn Selden klein und schlank war, schien seine Befriedigung ihn größer zu machen. »Die Drachen haben die Altvorderen nicht versklavt, und sie werden auch uns nicht versklaven. Es gibt viele Möglichkeiten, wie unterschiedliche Spezies miteinander leben können, Reyn Khuprus.«
    Reyn sah den Jungen kopfschüttelnd an. »Woher nimmst du solche Ideen, Junge? Und woher kommen die Worte, die einen Drachen dazu bringen können, uns zu verschonen?«
    »Ich träume sie«, erwiderte der Junge unschuldig. »Wenn ich träume, dass ich mit ihr zusammen fliege, dann weiß ich, wie sie mit sich selbst spricht. Königin des Himmels, Reiterin des Morgens, du

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