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Zauberschiffe 05 - Die vergessene Stadt

Titel: Zauberschiffe 05 - Die vergessene Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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größere Gefahr zu bringen.
    »Bring mich schnell nach Trehaug zurück!«, bat er sie.
    »Wenn der Kendry sofort ablegt und alle Segel setzt, holen wir das Boot vielleicht noch ein, bevor der Fluss es zersetzt.«
    »Ein kluger Plan!«, brummte die Drachenkönigin sarkastisch.
    »Es wäre klüger gewesen, das Schiff sofort loszuschicken, statt von mir diesen Flug zu verlangen. Ich habe dir doch gesagt, dass sie sich auf dem Fluss befindet.«
    Die kalte Logik des Drachen war niederschmetternd. Reyn fiel keine Entgegnung ein. Erneut schwang sie ihre Flügel, und sie erhoben sich hoch über den grünen Baldachin des Waldes.
    Das Land glitt rasch unter ihnen vorbei, als die Drachenkönigin ihn zurück nach Trehaug trug.
    »Gibt es keinen Weg, wie du mir helfen kannst?«, fragte Reyn sie kläglich, als sie über der Stadt kreiste. Bei ihrem Anblick rannten die Leute von der Pier an den Strand. Der Luftzug, den ihre Flügel verursachten, als sie die Landung verzögerte, ließ den Kendry krängen. Wieder dämpften ihre gewaltigen Hinterbeine den Aufprall, während die Pier unter ihrem Gewicht schwankte. Sie hob Reyn in ihren Klauen hoch, senkte den Hals und drehte den Kopf, um ihn mit einem silbrigen Auge anzustarren.
    »Menschlein, ich bin eine Drachenkönigin. Ich bin der letzte Herrscher der Drei Reiche. Sollten Angehörige meiner Art irgendwo überlebt haben, muss ich sie finden und ihnen helfen.
    Ich kann mich nicht mit einem kleinen Fünkchen wie dir in einen Winkel der Welt zurückziehen. Ich gehe. Wir dürften uns kaum wiedersehen.«
    Sie stellte ihn wieder auf die Füße. Wenn sie vorsichtig hatte sein wollen, misslang es ihr gründlich. Als er wegstolperte, fühlte er einen plötzlichen Schreck, eher geistig als körperlich.
    Unvermittelt hatte er das Gefühl, dass er etwas von ungeheurer Wichtigkeit vergessen hatte. Dann begriff er, das das mentale Band zu dem Drachen gerissen war. Tintaglia hatte sich von ihm getrennt. Dieser Verlust ließ ihn schwindeln. Er schien Vitalität aus dieser Verbindung gezogen zu haben, denn jetzt spürte er plötzlich Hunger, Durst und war extrem müde. Nach ein paar Schritten sank er auf die Knie. Es war gut, dass er schon am Boden war, sonst wäre er gestürzt, als der Drache von der Pier abhob. Ein letztes Mal trieb ihm ein Windstoß den beißenden Reptilgeruch in die Nase. Aus einem Grund, den er nicht verstand, traten ihm Tränen in die Augen.
    Die Pier schwankte lange. Ihm wurde bewusst, dass seine Mutter neben ihm kniete. Sie zog seinen Kopf in ihren Schoß.
    »Hat sie dich verletzt?«, fragte sie. »Reyn, Reyn, kannst du sprechen? Bist du verletzt?«
    Er holte tief Luft. »Macht den Kendry sofort zum Auslaufen bereit. Wir müssen so schnell wie möglich den Fluss hinuntersegeln. Malta, der Satrap und seine Gefährtin… sitzen in einem winzigen Boot.« Er hielt inne und war plötzlich zu erschöpft, um noch Worte zu finden.
    »Der Satrap!«, rief ein Mann direkt neben ihnen. »Sa sei gepriesen! Wenn er noch lebt und wir ihn retten können, dann ist nichts verloren. Schnell zum Kendry ! Setzt die Segel!«
    »Schickt mir einen Heiler!« Jani Khuprus' Stimme erhob sich über das plötzliche Gemurmel. »Reyn soll sofort in meine Wohnung gebracht werden!«
    »Nein, nein!« Er hielt den Arm seiner Mutter fest. »Ich muss mit dem Kendry auslaufen! Ich muss Malta sehen, bevor ich mich ausruhen kann!«

5. Paragon und Piraterie

    »Ich hab nichts gegen eine Schlägerei, wenn's nötig is'. Aber das war nich' nötig. Ich hab nichts Falsches nich' gemacht.«
    »Die meisten Schlägereien in meinem Leben, in die ich geraten bin, sind eben deshalb entstanden. Ich habe zwar nichts Falsches getan, aber auch nichts richtig gemacht«, bemerkte Althea gleichmütig. Sie legte Clef zwei Finger unter das Kinn und drehte sein Gesicht sanft ins Licht. »Es ist nicht so schlimm, Junge. Eine aufgeplatzte Lippe und eine zerschrammte Wange. Das ist in weniger als einer Woche vorbei. Immerhin hat er dir nicht die Nase gebrochen.«
    Clef wich ihrer Berührung plötzlich aus. »Das hätt er aber, wenn ich's nich' hätte kommen sehen.«
    Althea gab dem Schiffsjungen einen aufmunternden Klaps auf die Schulter. »Aber du hast es gesehen. Weil du schnell und hart bist. Und genau das macht einen guten Seemann aus.«
    »Also findet Ihr's richtig, was er mit mir gemacht hat?«, wollte Clef ärgerlich wissen.
    Althea holte tief Luft. Sie musste sich zusammenreißen, damit ihre Stimme kühl klang. »Ich denke,

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