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Zauberschiffe 05 - Die vergessene Stadt

Titel: Zauberschiffe 05 - Die vergessene Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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Lavoy ist der Erste Maat, du bist der Schiffsjunge, und ich bin der Zweite Maat.
    Richtig und falsch hat damit nichts zu tun, Clef. Reagiere das nächste Mal einfach etwas lebhafter. Und sei klug genug, dem Maat aus dem Weg zu gehen, wenn er sauer ist.«
    »Der is' doch immer sauer«, erwiderte Clef mürrisch. Althea ließ ihm die Bemerkung durchgehen. Jeder Seemann hatte das Recht, über den Maat zu schimpfen, aber sie durfte Clef trotzdem nicht glauben lassen, dass sie in diesem Fall Partei für ihn ergreifen würde. Sie hatte den Zwischenfall zwar nicht mitbekommen, aber Ambers wütende Schilderung gehört. Amber war in der Takelage gewesen. Als sie endlich das Deck erreicht hatte, war Lavoy schon wegstolziert. Althea war froh, dass es nicht zu einer Auseinandersetzung zwischen dem Ersten Maat und der Schiffszimmerin gekommen war. Trotzdem hatte es die feindselige Stimmung zwischen Amber und Lavoy noch geschürt. Clef war unter Lavoys Schlag zu Boden gegangen, und das alles nur, weil das Tau, das er hatte aufschießen sollen, nicht in solchen Buchten lag, wie der Maat es haben wollte.
    Insgeheim hielt Althea Lavoy für einen brutalen Schläger und einen Narren. Clef war ein gutmütiger Bursche, den man mit Lob zu Höchstleistung anspornen konnte, nicht mit Schlägen.
    Sie standen am Heck und betrachteten das Kielwasser des Schiffes. In der Ferne lagen kleine Inseln wie Grasbüschel im Meer. Die See war ruhig, aber es herrschte eine kleine Abendbrise, und der Paragon nutzte sie, so gut er konnte. In letzter Zeit war das Schiff nicht nur willig gewesen, sondern schien sie sogar voller Eifer zu den Pirateninseln tragen zu wollen. Er redete nicht mehr von Seeschlangen und hatte sogar seine metaphysischen Monologe darüber beendet, was eine Person ausmachte, was die Leute über ihn dachten oder was er von sich selbst hielt. Althea schüttelte unwillkürlich den Kopf, während sie zusah, wie einige Möwen sich auf Fische stürzten, die dicht unter der Wasseroberfläche schwammen. Sie war froh, dass Paragon seine philosophischen Ergüsse eingestellt hatte. Amber schien diese langen Gespräche zwar zu genießen, aber Althea beunruhigten sie. Jetzt beschwerte sich Amber zwar, dass Paragon distanziert und barsch wäre, aber auf Althea wirkte er gesünder und mehr auf seine konkreten Aufgaben konzentriert. Es war für keinen gut, Mensch oder Lebensschiff gleichermaßen, wenn er zu ausgiebig über die Natur selbst nachdachte. Sie warf Clef einen schnellen Blick zu. Der Junge betastete mit der Zunge vorsichtig den Riss in seiner Lippe.
    Der Blick seiner blauen Augen verriet ihr, dass er mit seinen Gedanken weit weg war. Sie stieß ihn freundlich an.
    »Du solltest etwas schlafen, Junge. Deine Wache kommt noch früh genug.«
    »Wahrscheinlich«, stimmte er lustlos zu und betrachtete sie abwesend. Erst nach einer Weile schien er sie richtig wahrzunehmen. »Ich weiß ja, dass ich's mir von ihm gefallen lassen muss. Das hab ich als Sklave gelernt. Manchmal muss man es sich eben gefallen lassen und den Kopf unten halten.«
    Althea lächelte freudlos. »Manchmal habe ich das Gefühl, dass es keinen großen Unterschied zwischen einem Seemann und einem Sklaven gibt.«
    »Vielleicht«, stimmte der Junge ihr trotzig zu. »Gute Nacht, Ma'am«, fügte er hinzu, bevor er sich umdrehte und davonging.
    Althea betrachtete noch einen Moment das Kielwasser, das sich hinter ihnen ausbreitete. Sie hatten Bingtown weit hinter sich gelassen. Sie dachte neiderfüllt an ihre Mutter und Schwester, die jetzt gemütlich zu Hause saßen. Dann fiel ihr wieder ein, wie langweilig sie das Leben an Land gefunden hatte und wie das endlose Warten an ihren Nerven gezerrt hatte. Vermutlich saßen sie jetzt im Arbeitszimmer ihres Vaters, tranken Tee und überlegten, wie sie Malta bei ihrem knappen Budget standesgemäß in die Bingtowner Gesellschaft einführen sollten. Sie würden sparen und den Rest des Sommers improvisieren müssen. Wenn sie ehrlich war, musste Althea zugeben, dass sie sich vermutlich große Sorgen um sie machten, um das Schicksal des Familienschiffs und um Keffrias Ehemann und Sohn. Sie würden es ertragen müssen. Vor dem nächsten Frühling würde sie wohl kaum zurückkehren, weder im positiven noch im negativen Fall.
    Sie selbst machte sich allerdings um das größere Problem Sorgen: Wie sollte sie ihr Familien-Lebensschiff finden und die Viviace sicher nach Bingtown zurückbringen? Als Brashen das Lebensschiff das letzte Mal gesehen hatte,

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