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Zauberschiffe 05 - Die vergessene Stadt

Titel: Zauberschiffe 05 - Die vergessene Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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nicht tot. Hör auf zu weinen, Mama, Malta ist nicht tot.« Er warf Tintaglia einen strahlenden Blick zu. »Ihr könnt der Drachenkönigin trauen. Als sie mich getragen hat, habe ich ihre Weisheit direkt durch meine Haut spüren können.«
    Hinter ihnen auf der Pier übertönten aufgeregte Stimmen Seldens Worte. »Sie hat gesprochen!«, riefen einige Menschen erstaunt. »Sie hat gesprochen!« Einige nickten überrascht, andere dagegen wollten wissen, wovon ihre Freunde redeten. »Ich habe nur ein Schnauben gehört, mehr nicht.«
    Tintaglias silberfarbene Augen wurden grau vor Widerwillen.
    »Ihr Verstand ist sogar zu klein, um mit meinesgleichen zu reden.
    Menschen!« Sie reckte ihren langen Hals. »Tritt zurück, Reyn Khuprus. Ich bin mit dir und deinesgleichen fertig. Meine Verpflichtungen sind erfüllt.«
    »Nein, warte!« Reyn riss sich von seiner Mutter los und packte kühn die Klaue an der Spitze von Tintaglias glänzendem Flügel. »Du darfst noch nicht gehen. Du hast gesagt, Malta lebt noch. Aber wo ist sie? Woher weißt du, dass sie noch lebt? Ist sie in Sicherheit?«
    Tintaglia befreite sich beinahe spielerisch mit einem leichten Ruck aus Reyns Griff. »Wir waren eine Weile miteinander verbunden, wie du ja sehr wohl weißt, Reyn Khuprus. Daher kann ich sie noch schwach wahrnehmen. Wo sie ist, weiß ich nicht, außer dass sie auf dem Wasser treibt. Vermutlich auf dem Fluss, ihrer Angst nach zu schließen. Sie ist hungrig und durstig, aber soweit ich spüre, anderweitig unversehrt.«
    Reyn fiel vor dem Drachen auf die Knie. »Bitte, bring mich zu ihr. Ich flehe dich an. Ich werde für immer in deiner Schuld stehen, wenn du mir noch diesen letzten Gefallen erweist.«
    Die Drachenkönigin schien amüsiert. Reyn erkannte es an den wirbelnden Farben ihrer Augen und dem kurzen Aufblähen ihrer Nüstern. »Ich bedarf deiner Dienste nicht länger, Reyn Khuprus. Und eure Gesellschaft langweilt mich. Leb wohl.«
    Sie hob die Flügel und breitete sie aus. »Tritt zurück, damit ich dich nicht niederwerfe.«
    Stattdessen sprang Reyn auf sie zu. Ihr glatter, schuppiger Körper bot seinen suchenden Händen jedoch keinen Halt. Also stürzte er sich auf ihre Vordertatzen und umklammerte sie, wie ein Kind seine Mutter umschlingt. Aber seine Worte waren kraftvoll und wütend. »Du darfst nicht einfach gehen, Tintaglia! Du kannst Malta nicht einfach dem Tod überlassen. Du weißt, dass sie genauso viel für deine Befreiung getan hat wie ich. Sie hat sich den Erinnerungen der Stadt geöffnet. Sie hat den geheimen Mechanismus entdeckt, der die große Wand öffnete. Hätte sie dich nicht aufgesucht, wäre ich niemals während der Beben in die Stadt gegangen. Du wärst jetzt für immer begraben! Einer solchen Schuld darfst du nicht einfach den Rücken zukehren! Das kannst du nicht!«
    Er hörte die wirren Fragen hinter sich und das Gespräch zwischen Selden, seiner Mutter und Keffria. Aber es kümmerte ihn nicht, was sie mitgehört hatten oder was der Junge ihnen erzählte. Im Augenblick war Malta alles, woran er denken konnte. »Der Fluss ist weiß«, fuhr er fort. »Weißes Wasser vernichtet Boote, Wenn sie sich auf einem Floß oder in einem Holzboot auf dem Fluss befindet, wird das Wasser es zersetzen und sie anschließend töten. Sie wird sterben, weil sie sich in die Stadt gewagt hat, um dich zu befreien.«
    Die Augen der Drachenkönigin glühten rot, so wütend war sie. Ihr heißer Atemhauch hätte Reyn beinahe umgeworfen.
    Dann packte sie ihn mit einer Vordertatze, als wäre er ein Püppchen. Ihre Krallen schlossen sich schmerzhaft um seine Brust, und er bekam kaum noch Luft.
    »Nun gut, du Wurm!«, zischte sie. »Ich helfe dir, sie zu finden. Aber danach bin ich für immer fertig mit dir und deinesgleichen! Wie viel Gutes ihr, du und das Weibchen, mir auch getan haben mögt, deine Spezies hat meiner Art unaussprechliches Leid zugefügt.« Sie hob ihn hoch und hielt ihn in Richtung des Lebensschiffes. Kendry starrte sie an. Sein Gesicht glich dem eines Sterbenden. »Glaubt nicht, ich wüsste es nicht!
    Und betet darum, dass ich vergesse! Betet nach dem heutigen Tag zu euren Göttern, dass ihr mich niemals wiederseht!«
    Reyn fehlte der Atem für eine Antwort, aber sie wartete auch nicht darauf. Mit einem gewaltigen Satz sprang sie von der Pier empor. Das plötzliche Schwanken des Docks schleuderte die Menschen zu Boden. Reyn hörte noch den entsetzten Schrei seiner Mutter, als die Drachenkönigin ihn mit sich

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