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Zauberschiffe 05 - Die vergessene Stadt

Titel: Zauberschiffe 05 - Die vergessene Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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entzückende Gefangene sein, wie in einem Minnelied. Die Tochter eines Händlers, die an Bord gefangen ist und für die ein Lösegeld gefordert wird.« Er warf ihr einen kurzen Seitenblick zu. »Das hilft vielleicht, meinen Ruf als kühner Pirat zu untermauern. Wir könnten behaupten, dass der Paragon das Lebensschiff deiner Familie war, um zu erklären, wieso wir ein Lebensschiff haben.«
    »Das ist ein bisschen zu dramatisch«, widersprach sie leise.
    Seine Augen funkelten. Sie beide spürten die Wirkung des Rums. Gerade als Althea fürchtete, dass ihr Herz ihren Verstand überwältigte, veränderte sich seine Miene. Sie wurde grimmig. »Es wäre schön, wenn wir eine solch romantische Farce spielen und die Viviace damit zurückgewinnen könnten.
    Pirat zu spielen wäre weit blutiger und brutaler. Ich fürchte, dass mir das längst nicht so sehr gefallen wird wie Lavoy oder Paragon.« Er schüttelte den Kopf. »Die beiden haben so eine Ader… Wie soll ich es nennen? Manchmal denke ich, dass es reine Bösartigkeit ist. Wenn wir einem der beiden erlauben, ihr nachzugeben, könnten wir zu einer Brutalität herabsinken, die du oder ich für undenkbar gehalten haben.«
    »Paragon?« Altheas Stimme klang skeptisch, aber ihr lief dabei ein Schauer über den Rücken.
    »Paragon«, bestätigte Brashen. »Lavoy und er sind eine sehr schlechte Kombination. Ich würde gern verhindern, dass sie sich näher kommen, wenn das möglich ist.«
    Sie zuckten beide zusammen, als jemand an die Tür klopfte.
    »Wer ist da?«, rief Brashen.
    »Lavoy, Sir.«
    »Komm rein.«
    Althea sprang auf, als der Erste Maat eintrat. Lavoys Blick streifte die Rumflasche und die beiden Gläser. Althea versuchte, weder erschreckt noch schuldbewusst zu wirken. Doch die Miene, mit der er sie ansah, sprach Bände. Sein Sarkasmus grenzte schon an Unverschämtheit, als er Brashen ansprach.
    »Tut mir Leid, wenn ich Euch beide gestört habe, aber es geht um Schiffsangelegenheiten. Die Schiffszimmerin liegt bewusstlos auf dem Vordeck. Ich dachte, Ihr solltet das wissen.«
    »Was ist passiert?«, fragte Althea, ohne nachzudenken.
    Lavoy verzog verächtlich die Lippen. »Ich erstatte dem Kapitän Bericht, Seemann.«
    »Sehr richtig.« Brashens Stimme war kalt. »Also mach weiter damit. Althea, kümmere dich um die Schiffszimmerin. Lavoy, was ist passiert?«
    »Verdammt will ich sein, wenn ich das weiß.« Der stämmige Maat zuckte mit den Schultern. »Ich habe sie nur dort gefunden und dachte, Ihr würdet es gern wissen.«
    Althea hatte weder Zeit, ihm zu widersprechen, noch war es der richtige Moment, Brashen zu erklären, dass sie die beiden allein gelassen hatte. Ihr schlug das Herz bis zum Hals, als sie losrannte, um zu sehen, was Lavoy Amber angetan hatte.

6. Eine unabhängige Frau

    Es schüttete wie aus Kübeln, und von den Büschen im Garten tröpfelte unaufhörlich Wasser. Braune Blätter bedeckten den durchnässten Rasen. Serilla ließ den Spitzensaum des Vorhangs wieder zurückfallen und drehte sich um. Das Grau des Tages war bis ins Haus gekrochen, und Serilla spürte seine kalte Umarmung. Sie fühlte sich alt. Die Vorhänge waren auf ihren Befehl hin zugezogen worden, und ein Feuer im Kamin bemühte sich tapfer, den Raum zu wärmen. Doch statt sich wohler zu fühlen, kam sie sich gefangen vor. Der Winter hielt Einzug in Bingtown. Sie zitterte. Winter war für sie stets bestenfalls eine unerfreuliche Jahreszeit. Und dieses Jahr war es auch noch eine chaotische und beunruhigende Zeit.
    Gestern war sie unter schwerer Bewachung von Restates Besitz nach Bingtown gefahren. Sie hatte den Männern befohlen, die Kutsche durch die Stadt zu steuern, am Alten Markt entlang und an den Piers vorbei. Überall hatte sie Zeichen von Verwüstung und Zerstörung gesehen und vergeblich nach Bemühungen um Wiederaufbau und Erneuerung in der zerstörten Stadt gesucht. Verbrannte Häuser und Geschäfte stanken nach Verzweiflung. Piers endeten in verbrannten Holzresten. Aus den trüben Fluten des Hafenbeckens ragten zwei Masten empor.
    Die Menschen auf den Straßen eilten hastig ihren Zielen entgegen. Ihre Kutsche beachteten sie nicht. Selbst in den Straßenzügen, in denen noch die Stadtwache patrouillierte, wirkten die Leute gereizt oder verängstigt.
    Verschwunden waren die bunten Teeläden und die blühenden Geschäfte. Das strahlende und emsige Bingtown, das sie am ersten Tag auf dem Weg zu Davad Restates Haus durchquert hatte, war tot und hatte diesen stinkenden

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