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Zauberschiffe 05 - Die vergessene Stadt

Titel: Zauberschiffe 05 - Die vergessene Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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jetzt hatte sie Macht, und solange sie diese Macht klug bewahrte, war sie sicher.
    Kein Mann konnte ihr jemals wieder seinen Willen aufzwingen. Sie verfügte über die Stärke ihrer erhabenen Position. Und diese Position würde sie beschützen. Sie musste sie um jeden Preis erhalten.
    Denn für Macht zahlte man einen Preis.
    Sie hob erneut den Vorhang an und spähte hinaus. Selbst hier in Bingtown war sie vor Mordanschlägen nicht sicher, das wusste sie. Sie ging niemals allein aus. Sie aß auch nie allein und sorgte immer dafür, dass ihren Gästen vor ihr serviert wurde und sie etwas von denselben Speisen bekamen, die sie verzehrte. Sollte es ihnen gelingen, sie zu töten, würde sie wenigstens nicht allein sterben. Aber sie würde nicht zulassen, dass man sie tötete, genauso wenig, wie sie erlauben würde, dass man ihr den Einfluss wieder entriss, um den sie so hart gerungen hatte. Sie würde den Satrapen weiterhin isolieren und ihn daran hindern zu reden. Sie lächelte. Sie wünschte sich, dass sie ihn nicht so weit weggebracht hätten. Wäre er noch hier in Bingtown, dann könnte sie ihn mit den Lustkräutern und dem Luxus versorgen, die ihn so gefügig machten. Und sie könnte eine Möglichkeit finden, ihn von Kekki zu trennen. Dann würde sie ihn überzeugen, dass es klug war, sich zu verstecken und sie alles organisieren zu lassen.
    Ein leises Klopfen an der Tür unterbrach ihre Gedanken. Sie ließ den Vorhang wieder sinken und drehte sich um. »Herein.«
    Die Bedienstete hatte ein tätowiertes Gesicht. Die Tätowierung, die sich grünlich über die Wange erstreckte, stieß Serilla ab. Sie wollte die Frau nicht länger ansehen als unbedingt nötig. Und behalten würde sie sie auch nicht, es sei denn, sie wäre die einzige Dienstbotin, die ordentlich in jamaillianischen Umgangsformen ausgebildet worden war. »Was gibt es?«, fragte sie, als die Frau knickste.
    »Händlerin Vestrit wünscht Euch zu sprechen, Gefährtin Serilla.«
    »Führ sie herein«, antwortete Serilla leise. Ihre Laune wurde noch schlechter. Sicher war es eine kluge Entscheidung gewesen, die Frau in der Nähe zu behalten, wo sie sie beobachten konnte. Selbst Roed Caern hatte dem zugestimmt. Serilla war hoch erfreut über ihren Schachzug gewesen. Bei dem geheimen Treffen hatten die Führer des Händlerkonzils entsetzt auf Serillas Forderung reagiert, Ronica Vestrit festzusetzen. Selbst in Zeiten wie diesen weigerten sie sich, die Klugheit einer solchen Handlung zu erkennen. Bei der Erinnerung an diese Auseinandersetzung knirschte Serilla mit den Zähnen. Hier waren ihr die Grenzen ihrer Macht über die Händler aufgezeigt worden!
    Aber sie hatte im Gegenzug den Vorsitzenden des Konzils ihre eigene Geschicklichkeit demonstriert. Ihre höflich formulierte Bitte hatte die Händlerin gezwungen, als Serillas Gast in Restate-Hall zu verweilen. Angeblich sollte Ronica Serilla dabei helfen, Restates Aufzeichnungen zu untersuchen, und zwar nicht nur, um Davads Unschuld zu beweisen, sondern auch ihre eigene. Nach einigem Zögern hatte Ronica zugestimmt. Serilla war anfänglich sehr mit sich zufrieden gewesen. Wenn Ronica Vestrit unter ihrem Dach lebte, erleichterte das Roeds Aufgabe, ihr nachzuspionieren. Er würde sicher bald herausfinden, wer mit ihr unter einer Decke steckte. Aber Serillas Strategie kostete sie auch etwas. Die Händlerin unter ihrem Dach zu wissen bedeutete, eine Schlange in ihrem Bett zu beherbergen.
    Als Ronica ankam, war Serilla sich ihres Triumphs noch sicher. Ronica brachte keinerlei Besitztümer außer den Kleiderbündeln mit, die sie und ihre Dienstbotin bei sich trugen. Ihre Dienerin war eine tätowierte ehemalige Sklavin, die von der Händlerin beinahe wie eine Gleichgestellte behandelt wurde.
    Die Vestrit hatte nur wenig Kleidung und keinerlei Schmuck.
    Als die schlichte Ronica an dem Abend an Serillas Tafel gesessen und gespeist hatte, schwelgte die Gefährtin im Triumph.
    Dieses erbärmliche Geschöpf war keine Bedrohung für sie.
    Stattdessen würde sie zum Symbol für die Großzügigkeit der Gefährtin werden. Und schließlich würde sie irgendwann verraten, wer ihre Verbündeten waren. Wenn sie das Haus verließ, folgte ihr Roed.
    Aber seit Ronica in Davads ehemaliges Schlafzimmer gezogen war, hatte sie Serilla keinen Tag in Ruhe gelassen. Sie war wie ein Summen in ihrem Ohr. Während Serilla eigentlich ihre ganzen Kräfte darauf verwenden musste, ihre Macht zu festigen, lenkte Ronica sie ständig ab. Was unternahm

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