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Zauberschiffe 06 - Herrscher der drei Reiche

Titel: Zauberschiffe 06 - Herrscher der drei Reiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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den Schlamm zu manövrieren, selbst bei Tageslicht.«
    »Er kennt ihn«, bestätigte Kennit beiläufig. »Es handelt sich um einen gewissen Brashen Trell aus Bingtown. Ich vermute, dass er letztes Jahr auf der Springeve in Divvytown war. Zusammen mit dem alten Finney.« Kennit tat, als betrachte er erneut die Botschaft. »Vielleicht ist dieser Trell ja ein außergewöhnlicher Navigator mit einem exzellenten Gedächtnis, aber Faldin vermutet, dass es mehr an dem Schiff gelegen hat als an dem Mann. Es war ein Lebensschiff. Mit einem zerhackten Gesicht. Es heißt Paragon .«
    Wintrows Gesichtsausdruck verriet ihn. Seine Wangen hatten sich bei der Erwähnung des Namens Trell gerötet. Jetzt stand er da, brachte kein Wort heraus und schwitzte. Interessant. Es war unmöglich, dass der Junge mit Sincure Faldin unter einer Decke steckte. Dafür hatte Wintrow in Divvytown einfach nicht genug Zeit gehabt. Also handelte es sich um etwas anderes. Er richtete den Blick auf den Jungen, lächelte ihn freundlich an und wartete.
    Wintrow wirkte erschüttert. Zweimal versuchte er, ein Wort herauszubringen, bis es ihm endlich gelang, sich zu räuspern.
    »Sir?«, flüsterte er.
    »Wintrow?« Kennits Stimme klang herzlich und hatte einen fragenden Unterton.
    Wintrow verschränkte die Arme vor der Brust. Welches Geheimnis versucht er wohl, darin zu verschließen?, fragte sich Kennit. Als Wintrow schließlich sprach, war er kaum zu verstehen. »Ihr solltet Faldins Warnung ernst nehmen. Brashen Trell war der Erste Maat unter meinem Großvater, Kapitän Ephron Vestrit. Vielleicht will er sich Euch wirklich anschließen, aber das bezweifle ich. Er hat jahrelang an Bord der Viviace gedient und empfindet vielleicht immer noch große Loyalität gegenüber den Vestrits. Gegenüber meiner Familie.«
    Bei den letzten Worten umfasste der Junge seine Oberarme unwillkürlich fester. Das war es also. Wintrow war zwar Kennit gegenüber loyal, empfand das aber als Verrat an seiner Familie. Interessant. Beinahe rührend. Kennit verschränkte die Finger vor sich auf dem Tisch. »Verstehe.« Ein leichtes Beben war durch das Schiff gelaufen, als der Junge den Namen des alten Kapitäns ausgesprochen hatte. Das war noch interessanter als Wintrows gespaltene Loyalität. Blitz behauptete, dass von der alten Viviace nichts mehr übrig wäre. Doch warum zitterte sie dann, wenn der Name des alten Kapitäns erwähnt wurde?
    Alle schwiegen. Wintrow starrte auf den Rand des Tisches.
    Sein Gesicht war unbewegt, und er biss die Zähne fest zusammen. Kennit beschloss, seine letzte Information preiszugeben. Er seufzte. »Ah. Das erklärt vielleicht auch die Anwesenheit von Althea Vestrit. Deserteure vom Paragon behaupten, dass sie vorhat, mir die Viviace wegzunehmen.«
    Erneut bebte das Schilf. Wintrow erstarrte und wurde kalkweiß im Gesicht. »Althea Vestrit ist meine Tante«, sagte er leise. »Sie war eng mit dem Schiff verbunden, noch bevor es erwachte. Sie hatte erwartet, die Viviace zu erben.« Der Junge schluckte. »Kennit, ich kenne sie. Zwar nicht gut und ich weiß auch nicht viel von ihr, aber was das Schiff angeht, wird sie sich nicht von ihrem Kurs abbringen lassen. Sie wird versuchen, die Viviace zurückzugewinnen. Das ist so sicher wie der Sonnenaufgang.«
    Kennit lächelte. »Durch einen Wall von Seeschlangen hindurch? Falls sie das überleben sollte, wird sie bald feststellen, dass die Viviace nicht mehr das ist, was sie einst war. Ich glaube kaum, dass ich deshalb Grund zur Furcht habe.«
    »Sie ist nicht mehr das, was sie einmal war«, wiederholte Wintrow flüsternd. Sein Blick glitt in die Ferne. »Wer von uns ist das schon noch?«, fragte er und schlug die Hände vors Gesicht.
    Malta hatte genug von Schiffen. Sie hasste den Gestank, das ständige Schaukeln, die ekelhafte Nahrung, die groben Männer, und am meisten hasste sie den Satrapen. Nein, verbesserte sie sich. Am meisten hasse ich, dass ich dem Satrapen nicht zeigen kann, wie sehr ich ihn verachte und verabscheue.
    Das chalcedeanische Mutterschiff hatte sie vor einigen Tagen aufgenommen. Kekkis Leichnam war zusammen mit der heftig leckenden Galeone aufgegeben worden. Als Malta und die anderen an Bord des Dreimasters gezogen wurden und in Sicherheit waren, lachten ihre Retter und deuteten auf die sinkende Galeone. Vermutlich hatte der Kapitän der Galeone mächtig an Status eingebüßt, weil er sein Schiff verloren hatte.
    Gleichzeitig hatte er anscheinend seine Rechte an seinen Gästen verwirkt,

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