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Zauberschiffe 06 - Herrscher der drei Reiche

Titel: Zauberschiffe 06 - Herrscher der drei Reiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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geschlossenen Augen in seinen Mund. Die Kälte des Winters wich allmählich, als die Sonne aufging. Er zwinkerte und lächelte. Als der Regen plötzlich aufhörte, begann in der Ferne ein Vogel mit seinem fragenden Lied.
    Näher bei ihm antwortete ihm ein anderer. Das Leben war gut.
    Eine kurze Weile später fühlte er Ambers Hand auf seiner Reling. Daneben stand ein Becher mit einer dampfenden Flüssigkeit. »Du bist früh auf«, begrüßte er sie.
    Er sah über die Schulter zurück und bemerkte, dass sie ihn prüfend musterte. Sie lächelte. »Ich bin mit einem ausgesprochenen Wohlgefühl aufgewacht«, erklärte sie.
    »Ach wirklich?« Er lächelte selbstzufrieden und sah dann wieder nach vorn. »Ich glaube, ich kenne das Gefühl. Amber, ich glaube, mein Glück wendet sich.«
    »Und das aller anderen ebenfalls.«
    »Vermutlich.« Er dachte kurz nach. »Erinnerst du dich noch an das, worüber wir gestern Nacht gesprochen haben?«
    »Allerdings.« Sie wartete.
    »Ich habe meine Meinung geändert. Du hast Recht damit, wieder nach Norden zu gehen.« Er sah sich um und betrachtete die Wunder des Frühlings. »Es fühlt sich gut an, die Menschen auf den richtigen Weg zu bringen.« Er lächelte sie erneut an.
    »Geh nach Norden.«

Epilog – Metamorphosen
    Shreeva ruhte sich aus. Es gab keine Mühsal mehr, keinen Kampf. Selbst der Schmerz war zu einem dumpfen Pulsieren abgeklungen. Sie schwebte in der Dunkelheit, weder Schlange noch Drache. In der Unausweichlichkeit lag Friede. Wenn der Sommer kam, würde Tintaglia die dicken Blätterschichten wegkratzen, die sie schützten. Wenn das heiße Sommerlicht dann ihre Kokons berührte, würde sie als Drache ausschlüpfen.
    Die qualvolle Wanderung war endlich vorbei. Als Paragon und Die, die sich erinnert, sie zur Mündung des Flusses brachten, hatten die Schlangen es kaum glauben können. Keine von ihnen erkannte in diesem reißenden, milchigen Strom den uralten Schlangenfluss wieder. Sie waren ihn zutiefst skeptisch hinaufgeschwommen. Viele waren gestorben. Nur Tintaglias unablässiges Drängen hatte Shreeva den Mut gegeben, weiterzuschwimmen. Als sie endlich die unbeholfene Holzkonstruktion erreicht hatten, welche die Menschen für sie errichtet hatten, war sie beinahe verzweifelt. Das Wasser war so flach und die Windungen so eng, dass sie die Kurven nur mit äußerster Mühsal bewältigen konnten. Die Menschen wussten offenbar nichts über Schlangen, und sie konnte ihnen nicht trauen.
    Doch gerade als sie aufgeben wollte, war ein junger Altvorderer aufgetaucht. Ohne auf die Gefahren des reißenden Stroms und der giftigen Schlangenhaut zu achten, war er auf die Bauwerke hinausbalanciert und hatte sie bedrängt, weiterzumachen. Mit Worten, die so süß klangen wie der Wind über Flügeln, hatte er sie an all das erinnert, was sie erwartete, wenn sie aus den Kokons schlüpften.
    Er hatte ihre Gedanken auf die Zukunft konzentriert. Sie hatte gesehen, dass die anderen ebenfalls Mut gefasst hatten, den Schmerz ignorierten und sich weiter durch das Labyrinth quälten.
    Es war die reinste Folter gewesen, sich anschließend auf das Ufer zu wälzen. Eigentlich sollte das bei mildem Wetter geschehen, nicht in der eiskalten Winterluft. Ihre Haut trocknete viel zu schnell aus. Sie konnte den Menschen nicht trauen, die auf sie zuliefen und anscheinend Angst vor ihrer Mähne hatten. Sie überhäuften sie mit Ladungen des silbrig schimmernden Schlamms. Sie wälzte sich darin und bedeckte sich vollkommen damit. Um sie herum taten es die anderen ihr gleich. Tintaglia wanderte ruhelos zwischen ihnen umher und munterte sie auf. Einige hatten nicht mehr die Kraft, den Schlamm zu fressen und ihn mit den Sekreten auszustoßen, die ihn zu langen Strängen machten. Shreeva hatte das Gefühl, ihr Rückgrat würde brechen, als sie mühsam den Kopf so hoch hob, dass sie einen kompletten Kokon um sich herum spinnen konnte.
    Sie hatte gesehen, dass sowohl Sessurea als auch Maulkin sich fertig verpuppt hatten, bevor sie ihren eigenen Kokon beendet hatte. Als sie dann ruhig dalagen und ihre Kokons zu einem dumpfen Grau trockneten, fühlte sich Shreeva verlassen und war gleichzeitig dankbar. Sie war froh, wenigstens die beiden in Sicherheit zu wissen. Zumindest diese beiden hatten eine Chance, mit ihr zu schlüpfen. Tellur, der schlanke Sänger, war bei dem Kampf gegen die Schiffe gestorben. Chalcedeaner hatten den roten Sylic abgeschlachtet, aber der gewaltige Kelso ruhte nicht weit von ihr in seinem

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