Zauberschiffe 06 - Herrscher der drei Reiche
befolgt und die Nachricht zunächst Sorcor überbracht, damit der sie sofort an Kapitän Kennit weiterleitete. Vermutlich wollte Faldin damit erreichen, dass Sorcor Zeuge wurde, wie klug und loyal sein Schwiegervater sich verhielt.
Oder steckte mehr dahinter? Erahnten Sorcor und Faldin, was diese Neuigkeiten für Kennit bedeuteten? Hatte es vielleicht noch eine Nachricht gegeben, die nur für Sorcors Augen bestimmt gewesen war? Hatte Faldin Sorcor darin gebeten, genau zu beobachten, wie sein Kapitän reagierte? Einen Moment nagten Zweifel und Misstrauen an Kennit, doch sie verflogen im Nu. Sorcor konnte nicht lesen. Falls Faldin versucht haben sollte, seinen Schwiegersohn zu einem Komplott gegen Kennit zu bewegen, hatte er sich den Falschen ausgesucht.
Als Kennit die Beschreibung und den Namen des Lebensschiffs das erste Mal las, hatte sich sein Herz in der Brust verkrampft. Er musste sich zwingen, ruhig weiterzuatmen und sich äußerlich nichts anmerken zu lassen.
Während er das Pergament langsam ein zweites Mal überflog, brachte er seine Stimme und sein Verhalten wieder unter Kontrolle. Die Nachricht warf einige Fragen auf. Ahnte Faldin die Verbindung? Und wenn ja, wie kam er darauf? Er erwähnte nichts davon, es sei denn, es verbarg sich eine Andeutung dahinter, dass Matrosen vom Paragon gesprungen waren.
Wussten diese Seeleute etwas, und hatten sie geredet? Wusste Althea Vestrit es, und wenn ja, hatte sie vor, Paragon irgendwie als Waffe gegen ihn zu benutzen? Wenn es tatsächlich bekannt war, wie verbreitet war es? Konnte man es durch den Tod einiger Männer und die erneute Versenkung des Paragon eindämmen?
Würde seine Vergangenheit denn niemals ruhen?
Einen Augenblick spielte Kennit mit dem Gedanken an Flucht. Er musste nicht nach Divvytown zurückkehren. Er hatte ein Lebensschiff unter seinem Kommando und eine ganze Armada von Seeschlangen zu seiner Verfügung. Er konnte alles aufgeben und irgendwo anders hingehen, wo Wasser war, und dort immer noch ein Vermögen machen. Er müsste natürlich von vorn beginnen und seinen Ruf erneut aufbauen, aber die Seeschlangen würden dafür sorgen, dass dies schnell geschah. Er hob kurz den Blick und musterte die Leute, die in seiner Kabine warteten. Bedauerlicherweise würden sie alle sterben müssen. Selbst Wintrow, dachte er, und ein schmerzhafter Stich durchzuckte ihn. Außerdem würde er sich seiner gesamten Mannschaft entledigen und sie irgendwie ersetzen müssen. Doch das Schiff würde immer noch wissen, wer er einmal gewesen war…
»Kapitän?«, drängte Sorcor behutsam.
Der Tagtraum zerplatzte wie eine Blase. Es war nicht durchführbar. Viel praktikabler war eine Rückkehr nach Divvytown. Er konnte dort alle beseitigen, die Misstrauen geschöpft hatten, und weitermachen wie zuvor. Natürlich gab es immer noch das Schiff, aber er war schon einmal mit dem Paragon fertig geworden. Er würde es eben noch einmal tun müssen. Diesen Gedanken schob er einfach zur Seite. Er konnte sich dieser Angelegenheit noch nicht stellen.
»Schlechte Neuigkeiten, Käpt'n?«, wagte Sorcor zu fragen.
Kennit rang sich ein rätselhaftes Lächeln ab. Er würde die Nachrichten weitergeben und darauf achten, wie seine Leute reagierten. »Neuigkeiten sind Neuigkeiten, Kapitän Sorcor. Es liegt am Empfänger, ob er etwas Gutes oder Schlechtes daraus macht. Diese Nachrichten hier sind zumindest… interessant. Sicher freut es uns alle zu hören, dass deine Alyssum immer runder wird. Sincure Faldin berichtet auch von einem merkwürdigen Schiff, das Divvytown besucht hat. Angeblich will es uns bei unserem Feldzug gegen die Sklavenhändler in der Inneren Passage helfen. Aber unser guter Freund Faldin war nicht von der Aufrichtigkeit der Mannschaft überzeugt.
Das Schiff ist ziemlich geheimnisvoll aufgetaucht, hat offensichtlich mitten in der Nacht die Zufahrt zum Hafen bewältigt und ist auf dieselbe Art und Weise verschwunden.«
Er warf einen beiläufigen Blick auf das Pergament. »Außerdem geht das Gerücht um, dass Jamaillia-Stadt eine Flotte aufstellt, um Bingtown niederzubrennen. Angeblich als Vergeltung für irgendeine Beleidigung gegen den Satrapen.«
Kennit lehnte sich gelassen auf seinem Stuhl zurück, damit er die Anwesenden besser im Blick hatte. Etta war da, und Wintrow stand direkt neben ihr. Der Junge scheint in letzter Zeit kaum noch von ihrer Seite zu weichen, schoss es Kennit durch den Kopf. Sorcor stand neben Jola, Kennits derzeitigem Ersten Maat. Sorcors
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