Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zehnkampf: Tannenbergs zehnter Fall

Zehnkampf: Tannenbergs zehnter Fall

Titel: Zehnkampf: Tannenbergs zehnter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Franzinger
Vom Netzwerk:
du mir denn nicht schon viel früher gesagt, dass du dieses brisante Material an-dich -genommen hast?«
    »Das war die angemessene Strafe für dein Fremdgehen mit deinem lieben Johannes«, grinste er.
    »Also war doch Eifersucht im Spiel.«
    »Von wegen.«
    »Über den Mord an Thomas Rettler und den Anschlag auf mich und Kronenberger …«
    »Jeder Esel nennt sich zuerst!«, fiel ihm Dr. Schönthaler ins Wort.
    »Was?«, fragte Tannenberg verdutzt. Dann schüttelte er den Kopf und fuhr fort: »Darüber steht nichts drin.«
    »Kein Wunder, denn dafür war er ja auch nicht verantwortlich, sondern dein Herzbubi«, frotzelte der Pathologe weiter.
    Tannenberg überging die spitze Bemerkung. »Dann fassen wir mal zusammen: Dieser Peter Müller war nicht nur sein Ausbilder, sondern auch sein Truppführer. Und damit quasi so etwas wie eine Vaterfigur für ihn.«
    »Von der er bitter enttäuscht wurde, weil er ihn nach Johns – ich nenne ihn weiter so, okay?«
    Tannenberg nickte stumm.
    »Weil er ihn nach Johns traumatischen Foltererlebnissen anscheinend nicht mehr als diensttauglich erachtete und aufs Abstellgleis geschoben hat.«
    »Aber er hat ihn doch zumindest eine Weile zur Therapie begleitet.«
    »Doch nur, um ihn zu kontrollieren, nicht um ihm als Freund zur Seite zu stehen. Denn mit seinen gravierenden psychischen Problemen stellte John ein unkalkulierbares Risiko dar. Er war für diesen Peter Müller und die anderen Schattenmänner von MAD, BND oder sonst wem so etwas wie eine tickende Zeitbombe.«
    »Aber warum haben sie ihn dann nicht bereits früher liquidiert?«
    Dr. Schönthaler lupfte die Schultern. »Vielleicht stand das ja gerade bevor, als John abgetaucht ist.«
    »Und dann haben sie einem Berufskiller einen Berufskiller auf den Hals gehetzt.«
    »Exakt. Und zwar mit dem Auftrag, ihn zu töten, bevor ihn die Polizei zu fassen kriegt. Und wo ist es am ruhigsten und sichersten, wenn draußen der Sturm tobt?«
    Er wartete eine Reaktion seines Freundes ab, aber Tannenberg blätterte suchend in dem Tagebuch herum. »Im Auge des Tornados – sprich: in der SOKO ›Sniper‹. Das erklärt zum Beispiel auch, weshalb er so schnell wusste, dass John den Bus gekapert hatte: Weil er oder seine Mitwisser den Polizeifunk abgehört haben.«
    »Da steht’s«, rief sein Gegenüber.
    »Was?«
    »Heute, am 8. September – also drei Tage vor dem ersten Mordanschlag – habe ich Peter über meinen Plan informiert und meine Geldforderungen gestellt. Allerdings ohne ihm die exakten Orte und Zeitpunkte anzugeben, an denen ich zuschlagen werde. Was Peter auch nicht weiß: Er wird mein zehntes Opfer sein.«
    »Dazu ist es ja leider nicht mehr gekommen.«
    »Rainer!«
    »Aber ist doch wahr.«
    »Nur woher kommt dieser unglaubliche Hass, der ihn zu solch einem Wahnsinn getrieben hat?«
    »Na ja, ich denke, unser armer John hatte keine anderen Bezugspersonen gehabt als seine Kameraden und seinen Ersatzvater. Und als diese Leute ihn wie eine heiße Kartoffel fallen ließen, wurde ihm der Boden unter den Füßen weggerissen. Der einzige Strohhalm, an den er sich am Ende noch geklammert hat, war wohl die Hoffnung, sich mit seinen irren Aktionen selbst therapieren und von diesen fürchterlichen Flashbacks befreien zu können. Wir dürfen nicht vergessen, dass er durch die wochenlangen Folterungen massive psychische Schädigungen erlitten hat.«
    »Du redest ja gerade so, als ob er ein Opfer sei.«
    »Ist er das denn nicht auch?«
    Für einige Sekunden wanderte das Schweigen zwischen den beiden alten Freunden hin und her.
    Tannenberg brach als erster die Stille: »Aber dazu passt doch nicht die Forderung nach den zehn Millionen …«, er stieß geräuschvoll Luft durch die Nase, »beziehungsweise am Ende sogar zwanzig Millionen. So etwas tut doch nur einer, der voller Optimismus steckt, gierig nach einem Luxusleben ist.«
    »Ich glaube, du denkst zu sehr in unseren Kategorien.« Er malte Gänsefüßchen in die Luft. »In normalen Kategorien. Aber John war kein normaler Mensch mehr, er war ein völlig durchgeknallter Psychopath, sonst hätte er wohl kaum mehrere Morde begangen, um sich zu therapieren. So einen kannst du doch nicht mit normalen Maßstäben messen. Für solche Irren ist der Wahnsinn die Normalität.«
    Tannenberg blickte betreten auf seinen immer noch nahezu unberührten Teller. »Ja, sicher, du hast recht.«
    »Wie immer.«
    »Fast immer«, korrigierte Tannenberg und prostete ihm zu. Er wischte sich mit dem Handrücken den

Weitere Kostenlose Bücher