Zehnmall Männerliebe
und sein Geschmack ist berauschend. Scheiß auf irre, Scheiß auf die Stalkerei. Dieser Kerl ist Dynamit und ich will die Zündschnur in Brand setzen. Jetzt. Sofort.
„Ray, ich bin scharf auf dich“, stoße ich in einer Kusspause hervor.
Er lacht leise auf, triumphierend und irgendwie auch erleichtert. Mit einem Schwung hat er mich auf die Arme genommen und trägt mich ins Haus.
„Wo ist hier ein breites Bett?“, brummt er sexy.
Mein Stalker zieht schon bald bei mir ein. Er ist ein Traummann. Ich bin so froh, dass er den Mut gefunden hat, mich anzufahren, sonst hätten wir uns wahrscheinlich niemals kennengelernt. Mein persönlicher Stalker. Wie geil ist das denn? Demnächst will ich ihm einen Heiratsantrag machen. Ich plane, ihn auf unserer nächsten Fahrradtour zu touchieren und vom Sattel zu befördern, damit ich ihn in aller Ruhe davon überzeugen kann, dass er mich braucht. Ein guter Plan? Wir werden sehen…
ENDE
Der Postbote
Mein Job? Bei jedem Wetter draußen zu sein, ist hart, dabei eine hässliche, gelbe Uniform zu tragen, ist auch übel. Früher – da war es noch schön, doch diese Zeiten sind lange vo r bei. Stress, ständige Überstunden und – Hunde. Ich sag es ja nicht gern, aber diese Viecher gehen mir echt auf den Sack. G e rade im Meisenweg Nummer neunzehn wohnt ein giftiger Terrier – oder auch Pinscher - der mir immer ans Bein will. Sein Besitzer lacht darüber und der Hund ist immer ganz friedlich, wenn dieser in der Nähe ist…
Ein Komplott…?
St. Georgen – ein Kaff mit knapp 13.000 Einwohnern
Ich radle gerade den Meisenweg herunter und höre schon von weitem, dass der fiese Terrier mit dem ungewöhnlichen Namen Reinhard mal wieder kläfft. Es klingt in meinen Ohren wie Kriegsgeheul. Wie – verdammt noch mal – soll ich Post ausliefern, wenn so ein Köter mir den Weg versperrt?
Heute ist es besonders schlimm, denn das Viech scheint sich irgendwie einen Weg ins Freie gesucht zu haben. Kaum passiere ich das Grundstück mit der Hausnummer neunzehn, rast die Töle mir hinterher und schnappt wie wild nach meinen Hosenbeinen. Die großen Ohren fliegen im Fahrtwind und die Zunge hängt dem Tier aus dem Maul.
Flucht ist falsch, höre ich unseren Trainer reden, stellt euch der Herausforderung und lauft niemals fort. Super. Na, dann mache ich das doch mal. Ich bremse so scharf, dass der Köter vor Überraschung noch ein paar Meter weiter läuft, bevor er die Vorderpfoten zum Bremsvorgang vorstreckt und mit einem leichten Schliddern zum Stehen kommt. Sein Popo rutscht bei dieser Aktion hin und her, was mich an ein Auto auf einer Eisfläche erinnert, wenn das Heck ausbricht und herumgeschleudert wird.
Schon hat das Tier erneut Fahrt aufgenommen und ich stehe breitbeinig und kampfbereit parat, als es mich auch schon anspringt und die lange Zunge über meinen Schritt fahren lässt. Reinhard kläfft, hechelt und stellt sich auf die Hinterbeine, während er versucht, die Schnauze zwischen meine Beine zu stecken. Ich stehe inzwischen auf Zehenspitzen und zucke jedes Mal zusammen, wenn der Hund mir zu nahe kommt. Sein stinkender Atem erreicht meine Nase und mir schaudert.
„REINHARD, komm weg da“, erklingt die tiefe Stimme seines Herrchens in diesem Moment und was macht das Viech? Es sieht fast aus, als würde es mir entschuldigend zublinzeln, dann kneift es den Schwanz ein und wackelt zu seinem Besitzer. Na toll!
Ich schnaube empört, wende das Fahrrad und gehe zurück, bis ich Reinhards Herrchen vor mir habe. Der Kerl sieht gut aus, ist grösser als ich und auch breiter. Ich schätze ihn auf Mitte dreißig. Die Haare sehen so aus, als wäre er sich gerade mit den Fingern hindurch gefahren und die blauen Augen sind – seufz – wunderschön.
„Ihre Töle hier…“, sage ich und gucke Reinhard böse an, der unschuldig hinter den Beinen seines Besitzers hockt, „…die wollte mir an meine Kronjuwelen. Das ist ... unhygienisch und beängstigend.“
„Ach?“, macht der Kerl, beäugt meinen Schoss ausgiebig und guckt mich dann grinsend an. „Mein Hund ist das friedlichste Tier auf Erden, Sie müssen ihn provoziert haben.“
„Provoziert?“ Ich tippe mit dem Finger gegen meine Stirn. „Ich habe NICHT mit offenem Hosenstall auf dem Fahrrad gesessen, wenn es das ist, was sie meinen.“
„Schade“, murmelt der Mann und glotzt wieder auf meine Hose.
Schade? Gefalle ich ihm etwa?
Der verdammte Terrier-Pinscher nutzt unsere Abgelenktheit,
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