Zehnmall Männerliebe
krümmte den Finger und kniff die Augen zu, wartete auf den Knall, die Erlösung – als ich plötzlich einen Schlüssel in der Wohnungstür hantieren hörte. Nanu?
Ich glotzte in den Flur und entdeckte Nathan, der, als er mich so erblickte, die Umschläge fallen ließ. Volkmars Schlüssel schepperte zu Boden und Nathan stürzte auf mich zu, griff nach der Hand, die immer noch den Revolver auf mein Ohr gerichtet hielt.
„Benjamin“, flüsterte er und das so flehend, dass ich die Hand sinken ließ. „Benni, es gibt doch einen Weg. Bitte, geh nicht.“
Ich hatte das Licht am Ende des Tunnels schon gesehen, wähnte mich auf der Abschussrampe, doch nun hatte sich das Licht verändert. Es waren zwei daraus geworden und sie waren braun, leuchteten aber sehr intensiv. Nathan guckte mich an und ganz langsam glitt der Revolver aus meiner Hand.
„Bleib hier. Mensch, Benni, ich brauch dich doch“, flüsterte er und der Revolver fiel endgültig auf den Boden.
Er schenkte mir einen Kuss, wie ihn wohl einst nur Brunhilde Siegfried gab, nachdem er den Drachen besiegt und das Feuer überwunden hatte. Wild, leidenschaftlich und dabei so liebevoll, dass jeder Gedanke an den Tod in weite Ferne rückte. Ich umarmte Nathan und hielt ihn fest. Die Folie knisterte leicht und die frivolen Gedanken kamen plötzlich und waren so drängend, dass meine Hände sofort umsetzten, was ich mir gerade vorstellte.
Nathan ließ sich stöhnend von seinen Kleidern befreien und presste sich eng an mich, sodass ich es kaum schaffte, meinerseits aus den Klamotten zu kommen. Dann waren wir beide nackt, lagen auf der Folie, mitten im Wohnzimmer und der Gedanke, hier gleich warmen Saft zu verkleckern, bereitete mir unendliche Lust.
„Ich liebe dich“, flüsterte ich Nathan zu.
„Oh Gott, Benni, ich hab dich so vermisst“, erwiderte mein Schatz.
Die Folie war nach dieser Sache eingesaut und an vielen Stellen gerissen, das Klobecken benutzt, die Duschkabine auch. Die Kaffeemaschine lief und das Bettzeug war zerwühlt. Himmel, was für ein Durcheinander.
Doch nachdem ich dem Tode gerade noch entronnen war, erschien das alles völlig unwichtig. Meine Gefühle waren so intensiv, als hätte ich Nathan gerade erst kennengelernt. Nachdem wir lange miteinander geredet hatten, war zwischen uns eine Mauer gefallen und das Glück, das sich tanzend in meinem Bauch ausbreitete, ließ mich laut jubeln und Nathan, der gerade auf dem Klo gewesen war, erschrocken um die Ecke schießen. Doch als er mich so sah, splitterfasernackt und glücklich lachend, mit in die Luft gereckten Armen, lächelte er, kam zu mir und küsste mir den Verstand weg.
Zwei Monate später heirateten wir und ich war immer noch unendlich glücklich. Mir war inzwischen nicht nur die Wäsche egal, sondern auch der Kühlschrank.
„Neu-Schlampe“, schimpfte Nathan mich oft, aber so liebevoll, dass ich ihm nie böse sein konnte. Ich liebte ihn und wir waren – sind - zusammen. Allein das zählte. Und natürlich, dass das Wasser, der Strom und auch das Telefon wieder funktionierten.
Nathan und ich, wir harmonierten nicht nur zusammen, wir hatten auch gelernt, Probleme gleich aus dem Wege zu räumen. Und so lebten wir glücklich, bis an unser …
ENDE
Der Unfall 1
Gerade habe ich Brot gekauft und will auf mein Fahrrad steigen, als es pa s siert: ein Hirni fährt mich an und entpuppt sich als Stalker. Allerdings ist Ray ein attraktiver Stalker, der mir mehr und mehr gefällt ...
Ich bin leidenschaftlicher Fahrradfahrer. Jede freie Minute verbringe ich auf dem Drahtesel, sogar Einkäufe und andere Erledigungen führe ich nur so durch. Ich habe kein Auto, weil ich extrem kurzsichtig bin und daher keinen Führerschein machen durfte. Selbst mit Kontaktlinsen und Brille ist meine Sehkraft unter einhundert Prozent. Beim Radeln stört das zwar auch, aber nicht so sehr.
Es ist Samstag und ich bin im Ortskern unterwegs. Dabei handelt es sich nicht um ein Dorf, sondern um einen Stadtteil Hamburgs, genauer gesagt, um Volksdorf. Hier wohnen die Leute, die es zu etwas gebracht haben, was sich auch in den Geschäften und deren Angebot widerspiegelt. Gerade habe ich ein Brot beim Bäcker gekauft und mich auf mein Rad geschwungen, als ich unsanft von hinten touchiert werde und mit dem Drahtesel auf der Seite lande.
Meine Brille, die ich am Wochenende statt der Linsen trage, fliegt weg und mein Bein wird schmerzhaft unter dem Fahrrad eingeklemmt. Das Brot rollt
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