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Zehnmall Männerliebe

Zehnmall Männerliebe

Titel: Zehnmall Männerliebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sissi Kaipurgay
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ein paar Meter, bleibt dann liegen und etliche Paar Schuhe versammeln sich um mein Gesicht. Stimmengewirr und plötzlich – in einem Tonfall, der sehr bestimmend klingt – ruft jemand: „Weg da, ich bin Arzt.“
    Sofort bildet sich eine Gasse und ein Mann beugt sich über mich. Er ist wunderschön und ich lächle ihm selig zu, leicht benommen von dem Sturz. Kurzerhand befreit mich der Engel von dem Fahrrad und hebt mich auf seine Arme. Einer der Schaulustigen reicht mir die Brille. Ich komme mir vor wie eine Feder, bei der Leichtigkeit, mit der der Arzt mich trägt und in ein Auto setzt.
    Die Menge gafft und keiner hindert den Kerl daran, das Fahrrad im Kofferraum zu verstauen und sich hinters Lenkrad zu schwingen. Erst als der Mann den Motor anwirft, bewegt sich einer der Gaffer, bückt sich nach der Brottüte und ruft: „Halt, ihr Brot!“
    Mein Entführer steigt wieder aus, fängt elegant die Tüte und wirft sie auf die Rückbank. Dann klettert er wieder hinters Steuer und fährt los. Mir geht es langsam besser. Bis auf ein paar Kratzer scheine ich vollkommen unverletzt zu sein. Jedenfalls bin ich kein Schwerstkranker, der durch die Gegend kutschiert werden muss.
    „Wie geht’s dir?“, fragt mein Chauffeur.
    Müssen Ärzte nicht hässlich sein? Dieser Kerl hier sieht eher aus wie ein Model. Gut, er scheint reifer zu sein, als in dieser Sparte üblich, ist aber gut in Schuss. Braune Locken zu braunen Augen, die mich unter dichten Wimpern hervor mustern.
    „Ich bin wohl in Ordnung“, antworte ich leise.
    „Puh“, macht er und lächelt dann breit. „Ich habe mir Sorgen gemacht. Meine Haftpflichtversicherung ist seit einem Monat überfällig.“
    Aha, ich bin also ein finanzielles Problem. Sofort setze ich mich steif hin und gucke mich um.
    „Da hinten wohne ich“, erkläre ich mit kalter Stimme. „Dort können Sie mich absetzen.“
    „Ich weiß“, sagt mein Sitznachbar.
    Moooment. Woher – bitteschön – weiß der Kerl meine Adresse? Ist er ein Stalker oder ein besonders raffinierter Dieb? Letzteres muss sich echt lohnen, wenn ich den Mercedes Geländewagen betrachte, mit dem er mich chauffiert. Ich bin jedoch nicht vermögend, abgesehen von dem Grundstück im Herzen Volksdorfs. Soll ich es ihm überschreiben?
    „Ich beobachte dich schon seit Monaten“, gibt der Mann zu. „Ich hab dich an einer Ampel stehen sehen und seitdem verfolge ich dich.“
    „Du bist ein Stalker“, sage ich verunsichert. „Dir kann sicher geholfen werden.“
    Er lacht kurz und freudlos auf, während er in mein Grundstück einbiegt und bis zu dem kleinen Haus fährt. Dort stellt er den Motor aus und wendet sich zu mir um. Sein Blick ist sehnsüchtig und bedrängt mich auf merkwürdige Art. Es ist nicht direkt unangenehm, aber so ungewohnt. Immerhin ist er mir völlig fremd.
    „Ich bin Psychologe und glaube mir, ich sehe keine Chance, mich selbst zu heilen“, erklärt er resigniert.
    Er steigt aus, holt das Fahrrad aus dem Kofferraum und stellt es gegen die Hauswand. Danach kommt er zur Beifahrerseite und öffnet die Tür. Bevor er mich erneut hochheben kann, ziehe ich mich selbst aus dem Wagen, wobei ich verdammt nah vor ihm zum Stehen komme. Jetzt kann ich die kleinen Fältchen in seinem Gesicht sehen. Sympathische Lachfalten neben den Augen und um die Lippen hat sich ein bitterer Zug eingegraben.
    „Frank“, sagt er mit rauer Stimme. „Ich muss zugeben, dass ich es heute darauf angelegt habe, dich endlich kennenzulernen. Es tut mir leid, dass es so ungeschickt passiert ist. Ich muss wohl völlig irre sein.“
    Selbsterkenntnis ist bekanntlich der erste Weg zu Besserung. Ich nicke bestätigend und mache einen Schritt zur Seite, weg aus seiner irritierenden Nähe. Der Mann ist wahnsinnig, dabei attraktiv und duftet so gut, dass ich am liebsten eine Weile an seiner Brust liegen würde. Er überragt mich und würde mich ganz unter seinem breiten Körper begraben, wenn er auf mir liegen würde. Oh Mann, was denke ich hier nur?
    „Geht’s dir wirklich gut?“, fragt der Verrückte besorgt.
    „Gut genug, dass du jetzt abhauen kannst“, knurre ich, bewege probeweise die Arme ein wenig, gehe dann langsam zu meinem Fahrrad und mustere es prüfend.
    „Ich bezahle die Reparatur“, sagt der Irre hinter mir.
    „Das ist auch das Mindeste.“
    „Hier ist meine Karte.“ Der Wahnsinnige tippt auf mir auf die Schulter, so dass ich mich umdrehe und ihm das kleine Stückchen Pappe abnehme.
    „Dr. Ray Downunder“, lese

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