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Zeichen im Schnee

Zeichen im Schnee

Titel: Zeichen im Schnee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie McGrath
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das, was ich jagen will. Jagen Sie auch?»
    Der Wachmann zog seine Mundwinkel gerade so weit nach oben, um ein Ja anzudeuten, gleichzeitig jedoch klarzumachen, dass jetzt Schluss war mit Smalltalk.
    «Haben Sie hier gerade jemanden gesehen, Madam?», fragte er. «Einen Mann? Vielleicht allein?»
    Sie presste die Lippen zusammen und schüttelte den Kopf.
    «Hier waren bloß ich und der Hund.» Sie sah dem Wachmann direkt in die Augen und lächelte ihn an. «Ich bin vielleicht nicht die Hellste, aber wenn jemand vorbeigekommen wäre, hätte Holzkopf es mir gemeldet.»
    «Hm, na gut», sagte der Wachmann. Er hatte die Sache vermasselt und wollte nicht, dass jemand anders es merkte. «Danke, dass Sie sich Zeit für mich genommen haben.»
    Wutentbrannt fuhr sie zurück nach Hause. Hier war sie, die Bestätigung, nach der sie gesucht hatte. Tommy Schofield ließ minderjährige Mädchen anschaffen, die er höchstwahrscheinlich aus Russland holte, und die Mädchen brachten Babys zur Welt. Und mindestens zwei von diesen Babys waren getötet worden.

[zur Inhaltsübersicht]
    25
    Beim Frühstückstermin mit den Bärenmamas hatte Chuck Hillingberg eine wahre Charmeoffensive gestartet, um die Mütter Alaskas davon zu überzeugen, dass er absolut auf ihrer Seite stand und an der Sache dran war. Gleich zu Beginn hatte er seinem Abscheu darüber Ausdruck verliehen, dass jemand die Website der Bärenmamas gehackt hatte. Er sei ebenso empört wie sie und könne sich beim besten Willen nicht vorstellen, wer Interesse daran haben könnte, die hart arbeitenden Mütter Alaskas ihrer Stimme zu berauben. Was hier geschehen sei, bedeute nichts Geringeres als den Angriff auf das konstitutionelle Recht auf Redefreiheit. Als ihr gewählter Bürgermeister werde er alles in seiner Macht Stehende tun, um Polizeichef Mackenzie bei der Aufklärung des Falles zu unterstützen – natürlich ohne dabei die Suche nach Peter Galloway in irgendeiner Weise zu vernachlässigen oder gar einzustellen, denn dies habe nach wie vor alleroberste Priorität, wie er ihnen versicherte.
    Als die Bärenmamas nach den Frühstücks-Muffins griffen, wusste er, dass das Eis gebrochen war. Gott, war er gut! Es erfüllte ihn mit stillem Stolz, dass es ihm gelungen war, die Gunst einer breiten Wählergruppe zu gewinnen, die er körperlich abstoßend fand, ohne dass sie jemals Verdacht geschöpft hätten. Er hatte es im Laufe der Jahre zu wahrer Meisterschaft darin gebracht, sich inmitten dieser schwabbeligen Beispiele für die Schwäche des Fleisches zu tummeln und ihnen dabei das Gefühl zu geben, nirgendwo lieber zu sein. Bei dem morgendlichen Treffen hatte er es wieder getan, und als die Zeit zum Aufbruch gekommen war, schnurrten sie wie Kätzchen vor dem Kamin. Als er ging, hinterließ er bei ihnen das Gefühl, stark zu sein, gehört zu werden und – am wichtigsten – die Kontrolle zu haben.
    Nicht, dass dem tatsächlich so wäre. Er hatte zunehmend das Gefühl, dass es im Augenblick überhaupt niemanden gab, der diese Sache in die Richtung lenkte, in die sie gelenkt werden musste. Mackenzie hatte sich für diesen Job als absolut inkompetent erwiesen. Hätte er Detective Truro sofort an die kurze Leine gelegt, wäre Jonny Doe höchstwahrscheinlich nie gefunden worden, und die ganze Sache hätte sich unter den Teppich kehren lassen. Dann hätte sie auch nie ein Stadium erreicht, in dem er einschreiten und eine Horde hysterischer Weiber weichspülen musste, die sich in die Vorstellung verstiegen hatten, ihre kleinen Kinder könnten jeden Moment von einer Gruppe Satanisten entführt und geopfert werden.
    Aber es war, wie es war. Und so saß Chuck im Fond seiner Dienstlimousine und war auf dem Weg zum nächsten Brandherd, einem informellen Kaffeetrinken mit einer Gruppe von Kirchenvertretern im Büro des Bürgermeisters.
    Er persönlich hielt das ganze Gerede über Satansrituale – das «Finstergläubigen-Fieber», wie die Presse es bereits tituliert hatte – für einen großen Haufen Scheiße. Seiner persönlichen Meinung nach waren die Altgläubigen als Gruppierung im Grunde harmlos. Er betrachtete die Hysterie um das
Raskol
-Datum als das, was es war – den dummen Aberglauben einer Horde naiver Leute, angeführt von einer Gruppe Opportunisten, die es besser wissen müssten. Seiner Berechnung zufolge gab es nur einen faulen Apfel in der Kiste, den sie recht schnell identifiziert und – zumindest bis gestern – hinter Gitter gebracht hatten.
    Das würde er auf dem

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