Zeichen im Schnee

Titel: Zeichen im Schnee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie McGrath

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lächelte ihr kurz zu und gab ihr damit zu verstehen, er wisse, dass sie ihn ausforsche, habe aber Verständnis dafür.
    «Die Jagdhütte gehört Tommy Schofield.» Edie machte große Augen, neugierig, was nun käme. «Sie müssen Geduld haben mit Gregors Englisch, aber er wird es Ihnen sagen, Gregor wird es Ihnen sagen.» Der alte Mann gab seinem jüngeren Freund zu verstehen, er möge anfangen.
    «Wir Fundament ausheben», begann der Mann. Er hatte einen starken Akzent, doch Edie verstand ihn mühelos. «Wir machen großes Schlafzimmer, viele Betten, nicht schön, billig.»
    «Ein Schlafsaal», sagte Anatol.
    Nickorow nickte und fuhr dann fort: «Dann wir machen kleine Zimmer, nach hinten raus, sehr schön». Er zögerte. «Ein Vetter von mir machen Betten aus Holz, sehr schick, sehr teuer.»
    Edie war gespannt, wohin das führte.
    «Später wir haben etwas vergessen auf ein Bett, darum wir sind zurückgekommen.» Er blickte auf seine Hände. Sein Gesicht wurde flammend rot und zuckte. «Da sind Mädchen, viele Mädchen, sehr jung …» Er zögerte wieder. «In ein Stück von großes Schlafzimmer sie tun …» Mit einer Geste deutete er etwas wie einen Trennvorhang oder eine Zwischenwand an, dann malte er mit der rechten Hand Vierecke in die Luft. «Für Babys.»
    Edie schnürte es die Brust zusammen. Sie trank einen Schluck Tee, um sich zu beruhigen. Vor ihrem geistigen Auge nahm ein Bild Gestalt an.
    «Warum haben Sie bis jetzt nie etwas davon gesagt?»
    Sogleich verfinsterte sich Anatols Miene. Er hob eine Hand.
    «Das ist nicht Gregors Schuld. Die haben gedroht. Und außerdem mischen wir uns nicht in welthafte Angelegenheiten ein.»
    «Aber jetzt haben Sie es der Polizei erzählt?»
    Er schüttelte den Kopf. «Miss Kiglatuk, man verfolgt uns seit …»
    « 1666 .»
    Anatol guckte erschrocken.
    «Ich kenne das Datum und weiß, was die Leute darüber erzählen.»
    Ein dunkler Schatten legte sich auf Anatols Gesicht. Seine Finger spielten mit dem Teeglas in seinen Händen. Einen Moment lang konnte er Edie nicht in die Augen sehen. Mit Mühe nahm er sich zusammen, um sie nicht anzuschreien. Sein Kopf fing bedenklich an zu wackeln.
    «Sehen Sie, Sie sind genau wie die welthaften Personen, die uns hassen», sagte er mit einer abwertenden Handbewegung zu ihr. «Sie wollen glauben, dass es so etwas wie die Finstergläubigen gibt, Sie wollen uns nicht glauben, wenn wir sagen, dass keine Finstergläubigen existieren. Sie haben ja gesehen, wie die Polizei ist, wie die Zeitungen sind, wie sie alle sind. Und nun sind Sie auch so.» Jetzt sah er ihr in die Augen. «Sie verurteilen uns, weil wir uns nicht mitteilen, aber bei wem können wir uns darauf verlassen, dass er uns zuhört?»
    «Ich will Ihnen gerne zuhören, aber dafür müssen Sie mir die Wahrheit sagen. Wissen Sie, wo Peter Galloway ist?» Sie musste von Angesicht zu Angesicht mit Galloway sprechen können, um zu erkennen, ob er die Wahrheit sagte. Und wenn ja, dann hatte er Kenntnisse über Schofield, die für ihre Nachforschungen von Interesse sein könnten.
    Medwedew schüttelte den Kopf. «Die von der Polizei glauben, dass wir wissen, wo er ist, aber sie verstehen die Altgläubigen nicht. Peter würde uns nie mit so etwas belasten. Also: Nein, ich weiß nicht, wo Peter Galloway ist, und Natalia weiß es auch nicht.» Er richtete seinen ruhigen Blick auf Edies Gesicht. Er wollte ihr etwas mitteilen, sie ins Vertrauen ziehen.
    «Sie können sich darauf verlassen, dass ich zuhöre», sagte sie. «Darüber hinaus gibt es keine Sicherheiten.»
    ***
    Vom Besitz der Altgläubigen fuhr Edie über den gewundenen Pfad zum Blockhaus. Der Weg war stark vereist, der Wagen geriet unterwegs mehrmals ins Schleudern, und Edie musste bremsen und einen Gang herunterschalten. Beim Fahren dachte sie an das junge Mädchen, das Derek zuerst bei dem Hotel in Nome und beide dann im Wald gesehen hatten, und sie versuchte, aus dem, was sie bislang wusste, einen Schluss zu ziehen. Die Leichen von Lucas Littlefish und Jonny Doe
sollten
gefunden werden, davon war sie überzeugt. Sie waren so akribisch hergerichtet, so sorgsam platziert worden. Wer immer Lucas im Wald abgelegt hatte, der hatte den Leichnam zuvor mehr als drei Monate tiefgekühlt aufbewahrt. Vielleicht war das auch im Fall Jonny Doe so gewesen. Wenn Anatol Medwedew recht und Tommy Schofield Peter Galloway tatsächlich zum Sündenbock gemacht hatte, dann sah es ganz danach aus, dass Schofield dies geplant hatte. Entweder